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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vorteile und Risiken Sea moss: Das ist die Wirkung des beliebten Superfoods
Seemoos werden viele potenzielle Gesundheitsvorteile wie Herz- und Darmunterstützung nachgesagt. Jedoch birgt der regelmäßige Verzehr der Alge auch Risiken.
Sea moss, zu Deutsch Seemoos, ist eine Rotalgenart. Sie ist auch unter dem Namen Irish moss oder Chondrus Crispus bekannt und gilt als Alge mit vielen potenziellen Gesundheitsvorteilen. Ob Seemoos tatsächlich etwas für Herz, Darm, Körpergewicht oder das Immunsystem tun kann – und worauf Sie beim Verzehr unbedingt achten sollten –, erfahren Sie in diesem Artikel.
Seemoos ist schon lange bekannt
Seemoos wächst in großen Mengen an den felsigen Teilen der Atlantikküste Europas und Nordamerikas. Es wird schon lange wegen seines enthaltenen Carrageenans geerntet. Das ist ein stark wasserbindender Schleimstoff, der etwa 55 Prozent seines Trockengewichts der Alge ausmacht. In getrockneter Form wird Seemoos als sogenanntes Carrageen (Zusatzstoffnummer E407 und E407a) unter anderem zum Andicken von Milchprodukten wie Eiscreme verwendet. Aber auch als Hausmittel gegen Durchfall oder Magengeschwüre wird Seemoos wegen der enthaltenden Schleimstoffe schon lange verwendet.
Gut zu wissen
Wird getrocknetes Seemoos gekocht, entsteht ein Gelee, das das 20- bis 100-fache seines Gewichts an Wasser binden kann.
Heute ist Seemoos aber auch roh oder in Form von Nahrungsergänzungsmitteln erhältlich und soll die Gesundheit auf vielfältige Weise unterstützen.
Seemoos enthält wertvolle Nährstoffe
Seemoos ist zwar schon lange als traditionelles Hausmittel bekannt, sehr viele verlässliche Studien gibt es allerdings bisher nicht. Trotzdem weisen einige Experten auf mögliche Vorteile der Rotalge hin, so etwa auch die der Cleveland Clinic in den USA.
Ihnen zufolge ist Seemoos eine gute Quelle von bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen. Darunter:
- Vitamin B9 (Folat)
- Calcium
- Jod
- Zink
- Ballaststoffe
- Protein
Wichtig zu wissen
Wie bei allen anderen Nahrungsergänzungsmitteln ist aber nicht sicher, ob ein bestimmtes Produkt auch alle dieser Nährstoffe in einer gesundheitsfördernden Konzentration enthält. Denn Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln sind nicht verpflichtet, die Wirksamkeit und genaue Konzentration der Inhaltsstoffe anzugeben. Achten Sie beim Kauf daher möglichst auf eine Zertifizierung von einem unabhängigen Labor.
Mögliche Gesundheitsvorteile von Seemoos
Aus den oben genannten Inhaltsstoffen ergeben sich verschiedene, potenzielle Vorteile für die Gesundheit.
- Herz: Einige Studien weisen darauf hin, dass Seemoos den Cholesterinspiegel und hohen Blutdruck senken könnte. Wahrscheinlich wird dieser Effekt durch den hohen Ballaststoffgehalt der Alge ausgelöst. Ein weiterer Vorteil von Ballaststoffen: Sie helfen dabei, den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Zusammengenommen könnte Seemoos sich daher positiv auf die Herzgesundheit auswirken.
- Körpergewicht: Der hohe Ballaststoffgehalt von Seemoos könnte zudem dabei helfen, das Körpergewicht zu senken. Denn Ballaststoffe füllen den Magen und halten dadurch länger satt.
- Schilddrüse: Seemoos ist eine mögliche Quelle von Jod. Dieser Mineralstoff ist essenziell für eine funktionierende Schilddrüse, kann aber nicht vom Körper hergestellt werden. Daher ist es wichtig, genügend Jod mit der Nahrung aufzunehmen. Aber Achtung: Algen und Seetang enthalten zum Teil sehr viel Jod, besonders in getrockneter Form. Daher sollten Sie die regelmäßige Einnahme von Algen wie Seemoos immer mit einem Arzt absprechen. Denn sonst kann es zu einer Überdosierung kommen (siehe unten). Besser ist es daher, Algen nicht in einer konzentrierten Form, sondern frisch zu konsumieren.
- Darm: Auch für die Darmgesundheit ist der hohe Ballaststoffgehalt der Rotalge entscheidend. Denn Ballaststoffe sind eine wichtige Nahrungsquelle für die guten Darmbakterien. Auf diese Weise könnte Seemoos eine gute Nahrungsergänzung bei Sodbrennen, Blähungen, Verstopfung und Durchfall sein.
- Immunsystem: Ein großer Teil des Immunsystems liegt im Darm. Dort tritt der Körper mit vielen Krankheitserregern in ersten Kontakt. Daher ist ein gesunder Darm auch entscheidend für ein funktionierendes Immunsystem. Zudem enthält Seemoos Antioxidantien wie Zink. Diese können das Immunsystem bei seiner Arbeit unterstützen.
- Muskeln: Auch der hohe Proteingehalt in Seemoos ist hervorzuheben. Insbesondere die Aminosäure Taurin, die ebenfalls in der Rotalge enthalten ist, steht mit einem positiven Einfluss auf das Muskelwachstum in Zusammenhang.
- Knochen: Calcium ist für stabile Knochen und Zähne essenziell. Einige Analysen zeigen, dass Seemoos sogar mehr von diesem Mineralstoff enthält als Kuhmilch.
Jodversorgung in Deutschland
Die Böden in Deutschland sind sehr jodarm, dementsprechend enthalten auch die Agrarprodukte wenig Jod. Eine ausreichende Jodversorgung ist daher nur dann möglich, wenn bewusst auf den Verzehr jodhaltiger Lebensmittel (inklusive jodiertem Speisesalz) geachtet wird. Wichtige Jodquellen sind etwa Fisch und Meeresprodukte, Milch und Milchprodukte sowie einige Gemüse- und Nusssorten. Mehr dazu lesen Sie hier.
Wichtig ist: Ballaststoffe, Protein, Vitamine und Mineralstoffe finden sich auch in sehr vielen anderen Lebensmitteln. Um von den Vorteilen dieser Nährstoffe zu profitieren, müssen Sie diese nicht in Form von Seemoos zu sich nehmen. Wer allerdings Probleme damit hat, genügend Nährstoffe über die Nahrung aufzunehmen – etwa bei einer einseitigen Ernährung infolge einer bestimmten Grunderkrankung – kann in Absprache mit seinem Arzt, eine Nahrungsergänzung mit Seemoos in Betracht ziehen.
Nebenwirkungen von Seemoos
Eine mögliche Nebenwirkung von Seemoos hängt mit dem bereits erwähnten hohen Jodgehalt zusammen. Denn zu viel Jod kann die Schilddrüse schädigen und eine Schilddrüsenüberfunktion auslösen oder eine bestehende Schilddrüsenüberfunktion verschlimmern. Zudem sind Algen ein Naturprodukt und der Jodgehalt kann stark schwanken. Daher raten Experten wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) von einer Jodsupplementierung durch Nahrungsergänzungsmittel oder Jodtabletten ab, sofern Ihr Arzt dies nicht ausdrücklich verordnet hat. Auch Algenprodukte bewerten die Experten als keine sichere Aufnahmequelle von Jod.
Ähnlich wie bei Meeresfrüchten und Fisch kann es zudem auch bei Algen wie Seemoos zu einer Belastung mit Schwermetallen kommen. Geringe Mengen Schwermetalle kann der Körper tolerieren. Eine zu hohe Belastung mit Schwermetallen wie Blei, Arsen oder Cadmium kann jedoch zu einer Vergiftung führen. Je nach Schwermetall kann es dadurch zu Verdauungsbeschwerden, Nierenversagen oder einem auffälligen Blutbild kommen.
Wichtig zu wissen
Bei zehn Prozent der im Jahr 2023 getesteten Meeresalgen wurden erhöhte Werte von Blei, Arsen, Kupfer und Cadmium festgestellt. Zudem wiesen 75 von 82 Proben einen sehr hohen Jodgehalt von über 20 Milligramm Jod pro Kilogramm Trockenmasse auf. In diesem Fall ist ein Warnhinweis über den hohen Jodgehalt und eine Zufuhrempfehlung erforderlich. Bei 10 Produkten fehlte dieser Hinweis jedoch. Die Untersuchungen werden regelmäßig vom Bundesinstitut für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit durchgeführt.
Fazit
Seemoos (Chondrus Crispus) ist eine Rotalgenart, die schon lange als Verdickungsmittel (Carrageen) und Hausmittel gegen Verdauungsbeschwerden eingesetzt wird. Heute gilt es aufgrund seines hohen Nährstoffgehalts zudem als Superfood. Die enthaltenen Ballaststoffe sowie das Zink, Calcium und Jod können die Herz-, Darm- und Knochengesundheit unterstützen. Allerdings ist Seemoos dabei nicht besser als andere nährstoffreiche Lebensmittel wie Obst, Gemüse oder Vollkornprodukte. Hinzu kommt, dass Meeresalgen wie Seemoos zu viel Jod und Schwermetalle enthalten können. Daher sollte eine Nahrungsergänzung – vor allem mit getrocknetem Seemoos – nur nach ärztlicher Absprache erfolgen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- gbif.org: "Chondrus crispus". (Stand: 2022; englisch)
- landeszentrum-bw.de: "Jod – Zu wenig, zu viel oder doch gut versorgt?". (Stand: August 2024)
- bvl.bund.de: "Wie schadstoffbelastet sind Algen?". (Stand: Dezember 2024)
- health.clevelandclinic.org: "8 Potential Health Benefits of Sea Moss". (Stand: Januar 2025; englisch)
- pmc.ncbi.nlm.nih.gov: "An Overview to the Health Benefits of Seaweeds Consumption". (Stand: Juni 2021; englisch)
- pschyrembel.de: "Schwermetall-Vergiftung". (Stand: November 2020)