Risiken von Indexfonds Sind ETFs gefährlich? Fünf verbreitete Irrtümer
Sie verstärken angeblich Börsencrashs, haben ein Währungsrisiko und machen den Markt kaputt. Mythen über ETFs gibt es viele. t-online klärt auf.
Börsengehandelte Indexfonds, besser bekannt als ETFs, haben in den vergangenen Jahren deutlich an Beliebtheit gewonnen. Viele Privatanleger vertrauen inzwischen auf diese Art Investmentfonds, bei denen kein Manager im Hintergrund sitzt. ETFs bilden stattdessen einen Index nach, indem sie die Aktien daraus kaufen. Doch mit dem Erfolg regt sich auch Kritik.
Verbreitet ist etwa die These, dass Anleger mit ETFs Kurseinbrüche komplett mitmachen müssten, während der Fondsmanager bei aktiven Investmentfonds die Aktien rechtzeitig verkaufen könne. Wissenschaftliche Studien zeigen allerdings, dass das Gegenteil der Fall ist: Im Schnitt performen ETFs besser als aktiv gemanagte Fonds. Die Zeitschrift "Finanztest" räumt mit weiteren Irrtümern über ETFs auf.
1. ETFs tragen dazu bei, dass sich Kurse aufblähen
Ein häufiger Irrglaube, der sich um ETFs rankt, ist ihr vermeintlicher Beitrag zur Blasenbildung an der Börse. Laut "Finanztest" beruht die Annahme, dass ETFs Trends verstärken, auf einem Denkfehler.
"Manche Anlegerinnen und Anleger nehmen an, dass ETFs in Aktien investieren, wenn die Kurse steigen, und sie wieder verkaufen, wenn die Kurse fallen. Doch das stimmt so nicht", heißt es in der aktuellen Ausgabe (4/2023). "ETFs kaufen nur dann Aktien, wenn Anleger neues Geld einzahlen – und verkaufen nur, wenn Anleger ihre Anteile zurückgeben."
Hielten sich Käufe und Verkäufe die Waage, wirke sich das nicht auf die Kurse aus. Vielmehr steige oder sinke der Wert mit dem Preis der gehaltenen Aktien.
2. ETFs verstärken Börsencrashs
ETFs können einen Kurseinbruch tatsächlich verstärken, das gilt aber genauso für aktiv gemanagte Fonds. Laut "Finanztest" passiert das immer dann, wenn viele Anleger gleichzeitig ihre Anteile verkaufen, es aber nicht genug Käufer für sie gibt. Dann ist das Angebot höher als die Nachfrage, die Kurse rauschen weiter ab.
Ein Einwand gegenüber ETFs ist allerdings berechtigt: Bei heftigen Crashs fällt ein ETF mitunter stärker als der Index, den er abbildet. Gut vorbereitete Anleger sollte das aber nicht beunruhigen. Denn eine Anlage in ETFs sollte ohnehin immer langfristig sein, um solche Krisen auszusitzen – am besten mindestens 15 Jahre.
3. ETFs machen den Markt kaputt
Da ETFs einfach nur alle Aktien aus einem Index kaufen, statt einzelne Titel herauszupicken, geht die Sorge um, dass das auf lange Sicht die Preisbildung durch Angebot und Nachfrage aushebeln würde. Das es so kommt, ist allerdings nicht sehr wahrscheinlich.
"Würden irgendwann alle nur noch ETFs kaufen, könnte der Markt tatsächlich nicht mehr richtig funktionieren. Experten zufolge dürfte es aber immer Menschen geben, die den Ehrgeiz haben, den Markt zu schlagen, und in aus ihrer Sicht unterbewertete Aktien investieren", heißt es bei "Finanztest".
4. ETFs bergen ein Währungsrisiko
Bei manchen ETFs lauten die Anteile nicht auf Euro, sondern auf US-Dollar. Das lässt manche Anleger glauben, dass sich dadurch ein Währungsrisiko ergebe. Doch "Finanztest" beruhigt: "Die Währung, in der die Fondsanteile notieren, spielt keine Rolle. Entscheidend ist allein, in welche Papiere der ETF investiert."
Kaufe er beispielsweise deutsche Aktien, gebe es für Anleger hierzulande kein Währungsrisiko. Denn dann liege das Geld in Papieren, die in Euro notieren. Bei US-Aktien wiederum spielt die Entwicklung des Dollars durchaus mit in die Rendite hinein. Das gilt aber für alle Anlageprodukte, nicht nur für ETFs.
5. ETFs täuschen Handelbarkeit nur vor
Lassen sich ETFs nicht so gut kaufen und verkaufen wie die Papiere, in die sie anlegen? Auch diese Angst lässt sich weitestgehend entkräften. "Tatsächlich sind ETFs häufig besser handelbar als die Wertpapiere, die sie kaufen", heißt es dazu bei "Finanztest". Als Beispiel nennen die Experten hoch verzinste Anleihen, die nur unregelmäßig gehandelt werden.
"Hier haben es ETF-Anleger leichter als Käuferinnen und Käufer von Einzeltiteln. Der ETF kann den Besitzer wechseln, ohne dass eine einzige Anleihe gehandelt werden muss." Allerdings, so "Finanztest" weiter, seien Fonds in einer Krise nicht liquider als die Werte, in die Werte, in die sie investieren.
Ein Beispiel dafür sei die Finanzkrise Ende der 00er-Jahre gewesen, als zu viele Investoren ihr Geld gleichzeitig aus Immobilienfonds abzogen. Diese lassen sich eigentlich leichter kaufen und verkaufen als die Gebäude, in denen ihr Geld steckt, doch in der Krise gerieten auch sie in Turbulenzen und mussten teilweise schließen.
Gut zu wissen
Eine Geldanlage in Aktien ist nie ohne Risiko, da es sonst gar keine Chance auf Rendite geben würde. Doch das größte Risiko, nämlich die schwankenden Kurse, können Sie selbst minimieren, indem Sie Ihr Geld breit streuen und einen langen Anlagehorizont wählen. Mehr Tipps, was Anfänger beim Aktienkauf beachten sollten, lesen Sie hier.
- Finanztest (Ausgabe 4/2023)