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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Rentensystem Hier wird der Renteneintritt schon an die Lebenserwartung gekoppelt

Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm schlägt vor, das Renteneintrittsalter bei steigender Lebenserwartung anzuheben. Viele EU-Länder tun das bereits.
Kaum ein Thema erhitzt die Gemüter hierzulande so sehr wie die Frage, in welchem Alter die Deutschen in Rente gehen sollten. Forscher wie Politiker fordern regelmäßig, die Altersgrenze über 2031 hinaus weiter zu erhöhen. Andernfalls gerate das System in Schieflage.
Der neueste Vorschlag kommt von Veronika Grimm, Ökonomin und Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, besser bekannt als die "Wirtschaftsweisen". Sie regt an, die Regelaltersgrenze für den Renteneintritt an die Lebenserwartung zu koppeln und so automatisch steigen zu lassen.
Renteneintrittsalter: So würde es sich verschieben
"Die Formel in Zukunft könnte sein: Nimmt die Lebenserwartung um ein Jahr zu, so würden zwei Drittel des zusätzlichen Jahres der Erwerbsarbeit zugeschlagen und ein Drittel dem Ruhestand", sagte Grimm den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Kritik folgte schnell.
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So betonte etwa SPD-Vorsitzende Saskia Esken, dass es mit ihrer Partei keine Erhöhung des Renteneintrittsalters geben werde: "Wir haben großen Respekt vor der Arbeitsleistung der Menschen. Die Erhöhung des Renteneintrittsalters wäre ungerecht und für viele eine versteckte Rentenkürzung." Auch CDU und FDP äußerten sich kritisch.
Wo sich das Rentenalter automatisch anpasst
Ungewöhnlich wäre eine Kopplung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung allerdings nicht. In der EU folgen bereits neun Länder diesem Modell: Dänemark, Estland, Finnland, Italien, die Niederlande, Portugal, Schweden und die Slowakei. Die Griechen machen nur einen Teil ihrer gesetzlichen Rente von der Lebenserwartung abhängig.
Nach einer Untersuchung der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) von 2021 gehen Dänemark, Estland, Griechenland und Italien dabei besonders rigoros vor: Pro Jahr, das die Menschen dort länger leben, verschiebt sich das Renteneintrittsalter um ein komplettes Jahr nach hinten.
Lebenserwartung wird regelmäßig überprüft
Würde Deutschland dem Vorschlag von Grimm folgen, würde ein zusätzliches Lebensjahr bedeuten, dass man acht Monate länger arbeiten müsste. So handhaben es auch die Finnen, Niederländer und Portugiesen. Als Grundlage gilt dort die durchschnittliche Lebenserwartung der 65-Jährigen.
Diese lassen die Länder entweder jährlich oder alle zwei Jahre überprüfen. Das gesetzliche Renteneintrittsalter passt sich dann in der Regel automatisch an. In Dänemark muss zunächst das Parlament die Anhebung bestätigen.
Rentenalter könnte mit Kopplung auch sinken
In Deutschland lag die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer im Jahr 2022 bei 78,2 Jahren und für Frauen bei 82,9 Jahren. Im Vergleich zu 2019 hat sie sich damit um mehr als ein halbes Jahr verringert. Bei einer Kopplung an das Renteneintrittsalter hätte das bedeutet, dass die Regelaltersgrenze gesunken wäre.
- blog.oecd-berlin.de: "2021: Renten auf einen Blick"
- destatis.de: "Lebenserwartung während der Pandemie um 0,6 Jahre gesunken"
- welt.de: "Die goldene Formel für Deutschlands Problem" (Bezahlinhalt)
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa