Aktuelle Studie Mit diesem Gehalt trifft Sie die Inflation besonders hart
Der Gang in den Supermarkt wird immer kostspieliger: Viele Verbraucher spüren die Inflation tagtäglich, doch für manche Haushaltstypen fällt sie überdurchschnittlich hoch aus. Eine Gruppe ist besonders betroffen.
Heizöl, Benzin oder der schlichte Kopfsalat: Viele Produkte sind im vergangenen Jahr deutlich teurer geworden. Die Inflation lag im zweiten Jahr der Corona-Pandemie ungewöhnlich hoch bei 3,1 Prozent – besonders zum Jahresende zog die Teuerungsrate erneut an.
Doch nicht alle Haushalte spüren die höheren Preise gleich stark, zeigt eine neue Studie des gewerkschaftsnahen IMK-Instituts der Hans-Böckler-Stiftung, die t-online vorliegt. Während für Alleinstehende mit einem geringen Einkommen die Inflation für ihre Bedürfnisse unterdurchschnittlich stieg, zogen die Preise für Familien mit Kindern und kinderlose Paare mit mittleren Einkommen überdurchschnittlich an.
Das IMK nahm für die Studie einen für den jeweiligen Haushaltstyp üblichen Warenkorb und berechnete die spezifische Inflationsquote für diese Gruppe. So betrug die Teuerungsrate für einen Alleinstehenden mit geringem Einkommen im Dezember 4,4 Prozent.
Höchster Inflationsstand seit 1992
Das liegt zwar über dem Jahresschnitt, im Dezember lag die durchschnittliche Inflation in Deutschland allerdings bereits bei 5,3 Prozent – der höchste Stand seit 1992. Für Familien mit Kindern und kinderlose Paare mit mittleren Einkommen lag die Teuerungsrate dagegen mit 5,5 Prozent überdurchschnittlich hoch.
"Grob zusammengefasst lässt sich schlussfolgern, dass die Inflation gegenwärtig nicht überproportional Haushalte mit geringeren Einkommen trifft", bilanzierte IMK-Expertin Silke Tober.
So hoch sind die spezifischen Inflationsraten pro Haushaltstyp
- Single mit niedrigem Einkommen 4,4 Prozent
- Single mit mittlerem Einkommen 5 Prozent
- Single mit hohem Einkommen 4,7 Prozent
- Familie mit zwei Kindern und geringem Einkommen: 5,3 Prozent
- Familie mit zwei Kindern und mittlerem Einkommen 5,5 Prozent
- Familie mit zwei Kindern und hohem Einkommen: 5,4 Prozent
- Paar ohne Kinder mit mittlerem Einkommen: 5,5
Das bedeutet allerdings nicht, dass Haushalte mit geringen Einkommen die Inflation weniger hart bemerken. Denn bei geringen finanziellen Mitteln spüren die Betroffenen die finanziellen Einschnitte deutlich schneller. Im vergangenen Jahr stiegen vor allem die Preise von Grundbedarfsmitteln, wie etwa für Lebensmittel und Gas, Strom und Heizöl. Hier können Menschen mit geringen Einkommen kaum noch kürzen.
Soziale Ungleichheit zeigt sich in den Inflationsquoten
Und noch ein trauriger Grund führt dazu, dass bei Einkommensschwachen die spezifische Inflationsquote geringer ausfällt: Viele andere Waren und Dienstleistungen, deren Preise ebenfalls stark zugelegt haben, können sie sich ohnehin nicht leisten.
So entstanden die Zahlen:
Das IMK ermittelte auf Basis der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) des Statistischen Bundesamts die für unterschiedliche Haushalte typischen Konsummuster. Der Studie zufolge lässt sich somit gewichten, wer für bestimmte Waren und Dienstleistungen – von Lebensmitteln über Mieten, Energie und Kleidung bis hin zu Pauschalreisen – wie viel ausgibt. Daraus errechneten die Fachleute dann die haushaltsspezifische Preisentwicklung.
Der Lebensstil von Familien mit Kindern oder von kinderlosen Paaren mit mittleren Einkommen ist dagegen etwas gehobener. Ihr Warenkorb enthält daher durchschnittlich auch Produkte, die nicht zum Grundbedarf gehören. Familien mit Kindern mit mittleren Einkommen und Paare ohne Kinder mit ähnlichem Einkommen spürten die höheren Preise vor allem bei Benzin und anderen Ausgaben fürs Auto sowie die stark gestiegenen Heizkosten.
Je nach Lebensumständen konnte die Inflation sogar 5,9 Prozent erreichen, etwa wenn ein kinderloses Paar mit mittleren Einkommen sowohl einen Verbrenner fährt als auch mit Öl heizen muss. Paare ohne Auto und Gasheizung spürten dagegen eine deutlich geringere Belastung. Ihre spezifische Inflationsrate beziffert das IMK mit 3,8 Prozent. "Wir rechnen damit, dass sich die Inflation im laufenden Jahr wieder spürbar abschwächt", erläuterte Tober.
- Eigene Recherche
- Studie des IMK
- Pressemitteilung des IMK
- Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters