Stagnierender Leitzins Türkische Notenbank weicht von Erdogans Kurs ab
Es bleibt bei 14 Prozent: Die türkische Notenbank hat den Leitzins der Lira am Donnerstag nicht weiter gesenkt – obwohl der türkische Präsident Erdogan immer wieder auf Zinssenkungen drängt. Die Bevölkerung leidet zunehmend.
Die türkische Notenbank hat auf ihrer mit Spannung erwarteten Sitzung den Leitzins stabil gehalten. Er bleibe bei 14 Prozent, teilte die Zentralbank in Ankara am Donnerstag mit. Die Währungshüter hatten den Leitzins zuvor mehrmals gesenkt und waren damit der Linie des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gefolgt, der ein Gegner hoher Zinsen ist.
Experten waren davon ausgegangen, dass die Notenbank den Zinssatz diesmal beibehält, aber an ihrer angesichts der hohen Inflationsraten vergleichsweise lockeren Geldpolitik festhält. Die Lira legte nach der Entscheidung im Vergleich zu Dollar und Euro leicht zu.
Die Inflation hatte im Dezember einen Wert von rund 36 Prozent erreicht und ist damit auf dem höchsten Stand seit rund 20 Jahren. Die Erzeugerpreise legten sogar um rund 80 Prozent zu. Der mit der Inflation einhergehende rasante Kursverfall der türkischen Lira verteuert die Einfuhren von Gütern in das Land.
Erdogan entließ bereits mehre Notbanker
Die Bevölkerung leidet vor allem unter hohen Energie- und Lebensmittelpreisen. Die Zentralbank betonte am Donnerstag, das mittelfristige Ziel sei, die Inflation auf fünf Prozent zu senken.
Hintergrund der Lira-Krise ist nach Ansicht von Kritikern unter anderem die Einmischung von Präsident Erdogan in die Geldpolitik der Notenbank. Erdogan drängt immer wieder auf niedrigere Zinsen und vertritt entgegen gängiger volkswirtschaftlicher Lehre die Ansicht, hohe Zinsen förderten die Inflation. Er hat mehrfach ranghohe Notenbanker entlassen, die sich seinem Kurs widersetzt haben.
- Nachrichtenagentur dpa