Lohn – Karriere – Flexibilität Deutsche sind die unzufriedensten Arbeitnehmer
Fühlen Sie sich an Ihrem Arbeitsplatz wohl? Nicht unwahrscheinlich, dass Sie diese Frage mit einem Nein beantworten. Denn deutsche Angestellte sind im Ländervergleich unzufriedener mit ihrer Arbeit als ihre internationalen Kollegen.
Beim Thema Mitarbeiterzufriedenheit bleibt Deutschland klar hinter der internationalen Konkurrenz zurück. Nur jeder vierte Deutsche hat das Gefühl, sich beruflich weiterzuentwickeln. In Skandinavien und den USA trifft das im Schnitt auf jeden dritten Arbeitnehmer zu. Das geht aus der aktuellen Studie des dänischen Analysten Peakon hervor, für den über 500.000 Angestellte aus 235 Unternehmen aus Deutschland, den USA, Großbritannien und den skandinavischen Staaten befragt wurden.
Große Unzufriedenheit beim Lohn und den Karrierechancen
Besonders unzufrieden zeigen sich deutsche Arbeitnehmer mit ihrer Vergütung. Nur 16 Prozent gaben an, mit ihrem Lohn zufrieden zu sein – das entspricht 7,2 Millionen Angestellten. 22 Prozent erklärten sich nicht zufrieden mit den langfristigen Zielen des Unternehmens und 25 Prozent sehen keine Karrierechancen (11,25 Millionen Angestellte).
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Nur wenige Deutsche würden Arbeitgeber weiterempfehlen
Spitzenreiter in Sachen Mitarbeiterzufriedenheit sind die USA. Auf dem zweiten Rang folgen die skandinavischen Staaten vor Großbritannien und Deutschland. Das zeigt sich auch bei der Antwort auf die Frage: "Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie Ihren Arbeitgeber weiterempfehlen?" Nur einer von drei deutschen Angestellten (15 Millionen) würde seinen Arbeitgeber weiterempfehlen – in den USA und Skandinavien ist es jeder Zweite.
"Angestellte in den USA und Skandinavien sind meist zufriedener mit ihrem Arbeitgeber, weil es dort eine ganz andere Kultur der Mitarbeiterführung gibt als in Deutschland", kommentiert Julian Tesche von Peakon die Ergebnisse. Das beinhalte auch die Freiheit der Beschäftigten, eigene Entscheidungen zu treffen und die Arbeitszeit flexibel einzuteilen.
Überforderung – ein europaweites Problem
Die Chance auf berufliche Weiterbildung sehen nur 25 Prozent der Deutschen in ihrem Unternehmen gegeben – in den USA sind es fast 40 Prozent. Auf der anderen Seite haben 75 Prozent der deutschen Arbeitnehmer das Gefühl, bei der Arbeit überfordert zu sein und das vorgegebene Pensum nicht erfüllen zu können. Das scheint jedoch ein europaweites Phänomen zu sein, das laut Studie auch auf Großbritannien und Skandinavien zutrifft. In den USA sind es nur knapp 66 Prozent.
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Methodik der Umfrage
Das dänische Unternehmen Peakon misst seit 2015 weltweit die Mitarbeiterzufriedenheit in Unternehmen. Die Grundlage bilden Antworten auf die sogenannte eNPS-Frage (Employee Net Promoter Score), also "Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie Ihren Arbeitgeber weiterempfehlen?". Daneben spielen Fragen zu 14 weiteren Faktoren eine Rolle, die die Zufriedenheit und Motivation am Arbeitsplatz beeinflussen, wie zum Beispiel Arbeitspensum, Unterstützung durch das Management oder Entlohnung.
Insgesamt wurden mehr als 500.000 Angestellte befragt, davon allein 100.000 in Deutschland. Der Rest arbeitet in den USA, Großbritannien und Skandinavien. Erhoben wurden die Daten regelmäßig zwischen August bis Dezember 2018 von Angestellten im Alter von 18 bis 70 Jahren. Die Antworten stammen dabei sowohl von Mitarbeitern in kleinen Start-ups als auch von mittelständischen Unternehmen sowie großen Konzernen mit über 10.000 Angestellten.
- Peakon: Studie zur Mitarbeiterzufriedenheit