Immobilienmarkt Spanisches Dorf freut sich auf Atommülllager
Während die Menschen im norddeutschen Wendland geben Atommüll-Transporte mit Castoren und Lagerstätten wie Gorleben protestieren, ticken die Uhren in Spanien gebietsweise ganz anders. Die kleine Ortschaft Villar de Cañas, 140 km südöstlich von Madrid, freut sich, dass dort ein Atomzwischenlager gebaut werden soll. Umweltschützer sind dagegen entsetzt.
Spaniens neue konservative Regierung hatte sich nach einer siebenjährigen Diskussion für Villar de Cañas als Standort des künftigen Zwischenlagers entschieden. Der Bürgermeister der 500-Seelen-Gemeinde, José María Sáiz, versicherte, 80 Prozent der Einwohner würden den Bau der Atomanlage willkommen heißen.
Hoffen auf viele Arbeitsplätze
Der 700 Millionen Euro teure Bau des Zwischenlagers werde in einer wirtschaftlich heruntergekommenen Region rund 1000 neue Arbeitsplätze schaffen, sagte der Bürgermeister. Viele Einwohner seien in den vergangenen Jahren wegen der Armut aus der Ortschaft und den umliegenden Dörfern weggezogen. Die Regierung kündigte 300 Jobs in den ersten fünf Jahren an.
Greenpeace und spanische Umweltschützer kritisierten die Pläne für einen "Atomfriedhof". Führende Mitglieder der in der Region Kastilien-La Mancha regierenden Volkspartei (PP) gehörten der Atom-Lobby an. Auch der Bürgermeister sei PP-Mitglied. Die konservative Partei stellt seit gut einer Woche die Zentralregierung in Madrid. Gegner des Projekts verweisen auch auf das Erdbebenrisiko in der Region.
Auch Spanien weiß nicht wohin mit dem Atommüll
Die Lagerung von Atommüll in Spanien ist an ihre Grenzen gestoßen. Das Land lagert den strahlenden Abfall derzeit in den Atomkraftwerken, an einem Standort in Südspanien sowie in einem französischen Lager, wofür der spanische Staat nach eigenen Angaben täglich 60.000 Euro zahlt. Im Jahr 2004 hat eine parlamentarische Kommission dazu aufgerufen, ein Lager zu bauen, in dem in den kommenden 60 Jahren Atommüll aufbewahrt werden kann.