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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Blockchain-Experte gesucht Können Kunden bei Amazon bald mit Bitcoin bezahlen?
Eine Ausschreibung sorgt für Spekulationen: Können Amazon-Kunden bald mit Kryptowährungen wie Bitcoin und Co. bezahlen? Ein genauer Blick zeigt: Amazon will seine Macht ausbauen.
Eine aktuelle Ausschreibung des Online-Giganten Amazon lässt die Gerüchteküche brodeln: Der größte Versandhändler sucht eine Führungskraft mit Expertise im Bereich der digitalen Währungen und Blockchain-Technologie.
Doch was hat das zu bedeuten? Ermöglicht Amazon bald wie Paypal die Zahlungen mit Bitcoin und Co.? Oder will der Versandhändler gar seine eigene Währung auf den Markt bringen? Ein Blick auf die Ausschreibung lässt zumindest Tendenzen erkennen.
So soll die gesuchte Person eine leitende Rolle im Team Zahlungsakzeptanz und -erfahrung einnehmen und eine Zahlungsstrategie für den Onlinegiganten im Bereich der Digitalwährungen und Blockchain etablieren. Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether arbeiten mit der Blockchain-Technologie, während manche Digitalwährungen, wie etwa der digitale Euro, nach aktuellen Planungen auf eine Blockchain verzichten.
Die Blockchain-Technologie schützt die Zahlungsvorgänge bei Kryptowährungen sicher vor Manipulationen, da jeder Block auf der Blockchain – vereinfacht gesagt – mit einer komplexierten Rechenaufgabe verschlüsselt wird. Verändert ein Nutzer nachträglich einen Block in der Kette, manipuliert also eine Zahlung, passt die Rechenaufgabe nicht mehr zum Ergebnis. Der Betrug wird so offensichtlich und von den anderen Nutzern im Netzwerk offenbart.
Blockchain-Profi mit tiefem Finanzwissen gesucht
Die neue Amazon-Führungskraft muss sich nicht nur mit dieser Blockchain-Technologie im Detail auskennen, sondern soll auch ein Experte für Kryptowährungen und die Pläne digitaler Währungen der Zentralbanken, wie etwa der EZB, sein. Zudem muss die Person vertiefte Kenntnisse in dem Bereich der Distributed-Ledger-Technologie vorweisen.
Diese zeichnet die Transaktionen auf und macht diese nachvollziehbar. Anders als bei einem klassischen Kassenbuch wird der Distributed-Ledger mehrfach kopiert und bei mehreren Anwendern der Technik dezentral gespeichert. Auch das schützt vor Manipulation und erhöht die Sicherheit. Bitcoin ist zum Beispiel eine Kryptowährung, die für seine Prozesse auf der Blockchain die Distributed-Ledger-Technologie nutzt.
Ein neuer Dienst der Tochterfirma Amazon Web Services (AWS) zeigt, welche ambitionierten Ziele Amazon verfolgt: So bietet der größte Onlinehändler mit seiner Tochterfirma bereits eine von Amazon verwaltete Blockchain an, die auf den Kryptosystemen Hyperledger und Ethereum – die zweitgrößte Kryptowährung nach Bitcoin – aufgebaut ist.
Amazon will Unternehmen mehr an sich binden
Nutzer können hier mit wenigen Klicks selbst neue Blockchain-Anwendungen erstellen, zudem verfügt AWS laut eigenen Angaben über 70 Blockchain-Anwendungen, die Nutzer mit wenigen Klicks auf sich zuschneiden können. Was kompliziert klingt, kann eine enorme Bedeutung entfalten.
So sind nicht nur Zahlungsprozesse über so eine Blockchain möglich, auch Lieferketten können mit dieser Technologie transparent und fälschungssicher widergegeben werden. Welche Möglichkeiten Krypto-Ökosysteme wie Ethereum bieten und wie das viele Wirtschaftszweige revolutionieren könnte, lesen Sie hier.
Da das Netzwerk bereits besteht, ist es einfacher für Unternehmen auf diese Technik umzusteigen – da sie die Hardware und die Einrichtung des Netzwerkes nicht selbst übernehmen, sondern auf ein Bestehendes aufbauen. Mit Nestlé hat Amazon für diesen Anwendungsfall bereits einen großen Partner gefunden, der für die Technik wirbt.
Aber was bedeutet das für die Kunden? Für die Zahlungsabwicklung beim klassischen Versandhändler kann dieser Fokus auf die Blockchain-Technologie eine Öffnung gegenüber neuen Währungen bedeuten.
Viele Firmen öffneten sich gegenüber Bitcoin und Co.
So haben sich in diesem Jahr viele große US-amerikanische Firmen gegenüber Kryptowährungen wie Bitcoin, Ether oder Litecoin geöffnet. Paypal ermöglicht etwa seinen amerikanischen Kunden bereits, Einkäufe auch mit Ether oder Bitcoin zu bezahlen oder ihre Kryptowährungen bei dem Zahlungsdienstleister aufzubewahren.
Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass auch Amazon bald mehr Zahlungsmöglichkeiten zur Verfügung stellt. Der innovative Ansatz der Tochter AWS zeigt zudem, welche ambitionierten Ziele der US-Konzern verfolgt. Er scheint die neue Technik auch verwenden zu wollen, um mehr Unternehmen an sich zu binden und damit auch mehr Zugang zu Daten zu erlangen. Bereits jetzt ist Amazon der größte Cloud-Anbieter.
Und von seiner neuen Führungskraft im Zahlungsteam erwartet Amazon nicht weniger als eine Vision für die zukünftigen Zahlungsprozesse beim Onlineriesen.
Will Amazon sogar eine eigene Währung?
Es wäre daher auch möglich, dass Amazon die gesuchten Blockchain-Experten nutzt, um eine eigene Kryptowährung zu kreieren, mit der die Kunden alle Leistungen bezahlen – beim Onlinehändler als auch bei seinen Tochterunternehmen. Dies würde dem Unternehmen mehr Kontrolle über das Geld der Kunden geben, da dieses in dem Amazon-Ökosystem gebunden wäre.
Amazon wäre damit nicht das erste Unternehmen, das möglicherweise eine eigene Kryptowährung in Betracht zieht. So arbeitet auch Facebook – zuerst mit Libra und nun mit Diem – bereits seit einigen Jahren an einer eigenen Kryptowährung.
- Eigene Recherche
- Amazon: Jobausschreibung Digital Currency and Blockchain Product Lead
- AWS: Amazon Managed Blockchain
- AWS: Blockchain in AWS
- Tagesschau: Facebook forciert seine Kryptowährung