Comeback eines alten Handwerks Der Fassmacher vom Burgenlandkreis
Freyburg/Roßbach (dpa) - Umgeben von Weinbergen hat Carsten Romberg seine Werkstatt. Für sein Handwerk könnte es kaum einen besseren Ort geben als hier in der Nähe von Naumburg im Burgenlandkreis.
Der 54-Jährige ist der einzige Böttcher Sachsen-Anhalts und seine Arbeit ist derzeit wieder begehrt: Eichenfässer. "Das war nicht immer so", erzählt er. "1981 war ich Lehrling, in der Klasse nach mir gab es noch einen Lehrling, dann war Schluss."
Nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) gibt es in Deutschland derzeit 59 Böttcherbetriebe und zehn Lehrlinge. Im Jahr 2017 waren es 62 Betriebe mit insgesamt acht Lehrlingen. Nach der Wende wollte keiner mehr die Fässer. Also arbeitete Romberg als Bauhandwerker. Seit 2006 aber produziert er wieder in seinem Handwerk.
"Bei den Winzern gibt es mittlerweile ein Umdenken", sagt er.
"Sie lagern ihre Weine wieder vermehrt in Fässern statt in Edelstahltanks." Wegen der guten Auftragslage überlegt Romberg sogar, noch jemanden einzustellen. Das Problem ist jedoch der fehlende Nachwuchs. "Böttcher ist ein körperlich schwerer Beruf, davor scheuen sich viele", sagt auch der 31 Jahre alte Sohn Alexander, der im Betrieb mitarbeitet.
Seine Fässer liefert Romberg in die deutschen Hauptanbaugebiete nach Hessen, Rheingau und in die Mosel-Region. "Wir beziehen natürlich auch Fässer von Carsten Romberg und wir sind sehr stolz, dass wir das Böttcherhandwerk bei uns vor der Tür haben", sagt Sandra Warzeschka. Sie ist Sprecherin des Weinbauverbandes Saale-Unstrut (Freyburg). "Die Fässer sind sehr geschätzt und haben eine hohe Qualität. Die Winzer sind voll des Lobes. Einen gänzlichen Trend zum Holzfass gibt es nicht, aber das Fass gehört in der heutigen Weinlandschaft als Teil des Gesamtpakets dazu."
Auch Winzer Konrad Buddrus aus Laucha im Burgenlandkreis weiß Rombergs Arbeit zu schätzen. "Ich habe bislang zehn Fässer von Herrn Romberg gekauft. Wir sind von der Qualität der Fässer überzeugt. Der Wein schmeckt halt anders. Außerdem werden die Fässer so gebaut, wie ich sie haben möchte", sagt Buddrus.
In der Böttcher-Werkstatt wird ausschließlich Eiche verwendet.
"Das Holz kommt aus dem Harzvorland. Dann lagert es mindestens drei Jahre bei uns auf dem Hof im Freien ab. Erst dann wird es verarbeitet", erklärt Rombergs Sohn. "Die Hölzer, Dauben genannt, werden aus dem Kernholz der Stämme geschnitten, sie dürfen keine Astlöcher haben, die Fässer sollen ja dicht bleiben."
Ihre typische gebogene Form bekommen die Dauben beim sogenannten Fassbrand. Dabei wird in das halbfertige Fass eine Feuerschale gestellt. Mehrere Stunden Hitze im Inneren und Feuchtigkeit von außen machen das Holz biegsam. Zudem schwärzen die Flammen das Innere des Fasses, der Böttcher nennt das Toasten. Je nach Toast-Grad wird die Gerbsäure im Eichenholz umgewandelt. Der Wein erhält damit ohne künstliche Zusätze ein spezielles Aroma. Am Ende wird der Boden eingesetzt und per Hand - je nach Größe - mehrere Metallringe über die gewölbte Form geschlagen.
"Gefertigt werden pro Jahr etwa 30 Fässer unterschiedlicher Größen.
Zwischen 40 und 110 Arbeitsstunden sind dafür notwendig", sagt Romberg. "Ein Fass hält bei guter Pflege mindestens 30 Jahre." Seine Eichenfässer haben in der Regel ein Fassungsvermögen von 225, 600 und 1200 Liter - manchmal auch bis zu 4000 Litern.
Neben Neuanfertigungen arbeitet Romberg auch alte Fässer wieder auf. Auch Pflanzkübel hat er im Programm. Für das Bauhaus Dessau fertigte er zudem individuelle Lampen und Bänke aus Fassdauben aus Eichenholz an. "Generell wird auf Anfrage alles, was aus Fassholz möglich ist, gebaut. Dazu gehören Tresen, Wandbords, Flaschenhalter und Regale", sagt Carsten Romberg.
Das bislang größte Fass wurde vor fünf Jahren für den Frankfurter Weihnachtsmarkt gebaut. Ein Ausschankfass, 2,50 Meter hoch und zwei Tonnen schwer, mit einem Volumen von 9400 Litern. Im Inneren steht ein Verkäufer und reicht Getränke - natürlich Wein.