Dauerstreit um Pleite Neuer Zeuge enthüllt Brisantes zur Kirch-Pleite
Der Streit zwischen den Erben des verstorbenen Medienmoguls Leo Kirch und der Deutschen Bank beschäftigt seit Jahren die Gerichte. Deutschlands größtes Geldinstitut bestreitet, die Pleite herbeigeredet zu haben. Jetzt meldet sich einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) zufolge ein neuer Zeuge - und könnte Licht ins Dunkel bringen.
Seit Jahren geht es um die Frage, wer das Imperium von Kirch in den Ruin getrieben hat. Josef Ackermann weiß von nichts. Altkanzler Gerhard Schröder will nicht aussagen und der damalige Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff erzählte vor Gericht nicht viel. Der frühere Chef der WAZ-Gruppe, Erich Schuhmann, ist inzwischen verstorben.
Treffen in Hannover
Eines haben alle gemeinsam: Sie trafen sich am 27. Januar 2002 im Restaurant Wichmann in Hannover. Bei dem Treffen ging es um die Medienbranche, um US-Kabelzar John Malone, um den Medienmogul Rupert Murdoch und eben auch um die finanzielle Lage von Leo Kirch. Im Februar 2002 sagte Ex-Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer in einem Fernseh-Interview, dass Kirch wohl von keiner Bank mehr Kredite bekommen würde. Seit dieser öffentlichen Diskriminierung des Deutsche-Bank-Kunden wollen die Richter wissen, ob Kirchs Medienkonzern gezielt in die Enge getrieben wurde.
Wie ein Bericht der "SZ" nun zeigt, gibt es wohl einen weiteren Zeugen: Christoph Rohner, 50, heute als Personalberater tätig und früher Geschäftsführer bei der WAZ-Firma Europapress Holding. Er habe der Zeitung gesagt, dass nach dem Treffen in Hannover WAZ-Chef Schuhmann ihm damals erzählt habe, was besprochen worden sei. Seine Version belastet die Bank und Ex-Deutsche-Bank-Chef Breuer schwer.
Über eine mögliche Aufspaltung gesprochen?
"Breuer will den Kirch abschaffen, der Kirch soll weg", zitiert die "SZ" Rohner. Das habe Schuhmann ihm erzählt. In einem Treffen in Zagreb soll Schuhmann weiter berichtet haben, dass die Verlags-Vertreter quasi aufgefordert worden seien, "sich für Teile der Kirch-Gruppe zu bewerben". Kirchs Konzern solle aufgeteilt werden. Schuhmann hätte weiter gesagt: "Den Kirch wird's demnächst nicht mehr geben. Die haben den Kirch zum Abschuss freigegeben."
Rohner sei fassungslos gewesen. "Dass eine Bank gemeinsam mit dem Kanzler Leute einlädt, die das Vermögen eines anderen aufteilen, das war für mich unfassbar", zitiert die Zeitung den Ex-Geschäftsführer. Zudem wäre eine eventuelle (teilweise) Übernahme von Kirch durchgerechnet worden. "Die haben hin- und her gerechnet."
Rohner habe sich in einer spontanen Reaktion dazu entschlossen sich zu melden, nach dem er vom damaligen Geheimprojekt Barolo in der Deutschen Bank gelesen habe.
Unter diesem Codewort betrieb laut "SZ" die Bank Anfang 2002 ein Geheimprojekt, um den Kirch-Konzern aufzuspalten. So hätte mit dem Verkauf des Formel-1- und Springer-Anteils von Kirch dessen angeschlagene Mediengruppe gerettet werden sollen. Die Bank hätte daran auch gut verdienen können.
Folgen ungewiss
Breuer und die Deutsche Bank bestreiten bis heute, dass die Bank Kirch in die Enge getrieben hätte, um so ein lukratives Sanierungsmandat zu erhalten. Was Rohners Aussaugen für Folgen haben, muss sich noch zeigen.