Beruf & Karriere Neuer Job für Ex-Siemens-Chef Pierer
Der ehemalige Siemens-Chef Heinrich von Pierer kann dem Rentnerleben nichts abgewinnen und hat im Alter von 71 Jahren eine neue Aufgabe übernommen. Zusammen mit dem früheren BDI-Chef Hans-Olaf Henkel (72) engagiert er sich für den Handel mit gebrauchter Software.
Pierer wird Verwaltungsrat bei UsedSoft
Beide stiegen als Verwaltungsräte bei dem kleinen Münchner Unternehmen UsedSoft-GmbH ein, das gebrauchte Microsoft-Produkte an Firmen verkauft. "Es hat mir immer Spaß gemacht, gegen festgefahrene Strukturen und Monopole anzukämpfen, die dem freien Wettbewerb entgegenstehen", sagte der langjährige "Mr. Siemens" bei einem seiner seltenen öffentlichen Auftritte am Freitag in München.
Pierer hatte den Geschäftsführer von UsedSoft, Peter Schneider, im Frühjahr auf einem Kreuzfahrtschiff in China kennengelernt, auf dem Pierer als Gastredner auftrat. Mit Schneider sprach Pierer nicht nur über die asiatische Wirtschaft, sondern auch über das Geschäft. "Mir hat seine Geschichte gefallen", sagte Pierer. Auch Henkel sieht Chancen in dem Handel mit gebrauchter Software. "Ich betrachte mich als Business Angel."
"Ich habe noch nie ein so geringes Gehalt bekommen"
UsedSoft ist seit 2003 am Markt und beschäftigt 22 Mitarbeiter. Umsatzzahlen nennt das Unternehmen nicht. Auch die Bezahlung der beiden ehemaligen Top-Manager Pierer und Henkel bleibt geheim - allzu üppig sei sie aber nicht. "Ich habe noch nie ein so geringes Gehalt bekommen", verriet Henkel, der früher als Manager bei IBM arbeitete und sich von 1995 bis 2000 als Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) einen Namen machte.
Pierer stand von 1992 bis 2005 an der Spitze des Siemens-Konzerns und war einer der bekanntesten Manager Deutschlands. Bis 2007 war er im Siemens-Aufsichtsrat, trat aber im Strudel der Schmiergeldaffäre zurück. Seit einer Einigung mit seinem früheren Arbeitgeber auf Schadenersatz in Millionenhöhe tritt er kaum noch öffentlich auf. Eine Verwicklung in die Affäre hatte er aber immer zurückgewiesen.
Über den Andrang der Fotografen bei seinem Besuch in München zeigte sich Pierer verwundert. Das sei ja wie bei einer richtigen Pressekonferenz, scherzte er. "Ich bin richtig beeindruckt."