"Auf dem Weg zum Entwicklungsland" Börsenchef rechnet mit Ampel ab – und polarisiert mit Aussagen
Der Chef der Deutschen Börse hat massive Kritik an der aktuellen Regierung geäußert. Das freut vor allem rechtspopulistische Kreise.
Theodor Weimer, Chef der Deutschen Börse, hat die Ampelregierung verbal stark angegriffen. In einer Rede bei einer Veranstaltung des CSU-nahen Lobbyverbands Wirtschaftsrat Bayern bezeichnete er etwa die Treffen mit Wirtschaftsminister Robert Habeck als "schiere Katastrophe".
Die Veranstaltung fand zwar bereits am 17. April statt, nun teilen aber unter anderem rechte Kreise ein Video der Rede auf X und zeigen sich begeistert. Auch rechte Medien griffen den Inhalt auf.
In seiner Rede erklärt Weimer etwa, in der aktuellen Ampelregierung kämen "die Fundamentalisten immer mehr durch", seine anfängliche Begeisterung sei daher schnell verflogen. "Wir sind, ökonomisch gesprochen, auf dem Weg zum Entwicklungsland."
Weimer: "Wir sind zum Ramschladen geworden"
Zudem berichtet er von der angeblichen Sicht des Auslands auf die deutsche Wirtschaft. "Die Wahrheit ist die, internationale Investoren investieren nur noch in Deutschland opportunistisch, weil sie sagen: 'Ihr seid so günstig.' Wir sind zum Ramschladen geworden", behauptete der Börsenchef.
Seine Aussagen lösten aber auch Kritik aus, vor allem ein Vergleich mit den USA. So forderte er: "Wir müssen wieder eine Private Economy werden, der Staat wirds nicht richten." Die Wirtschaft müsse sich über den Staat hinwegsetzen. Er führte aus: "Uns ist doch egal, wer Präsident ist. Wir führen das Land."
Kurze Zeit später beschwerte er sich dann ausgerechnet, dass zahlreiche Unternehmen wegen des "Inflation Reduction Act" in die USA abwanderten – einem Programm, mit dem die US-Regierung Milliarden-Subventionen verteilen. Es wäre das genaue Gegenteil seiner Forderung. "Wenn's einmal konkret wird, sich selbst widersprechen", kommentierte etwa der Ökonom Jens Suedekum.
Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Sandra Detzer, zeigte sich bei X irritiert, "aus vielen Gründen": "1 davon: politische CO2-Vorgaben hätten Automotives in die falsche Richtung gezwungen. Was ist damit gemeint? Besser keine CO2-Regulierung? Weiter mit Fossilen? @DeutscheBoerse ist das offizielle Position?"
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Auch auf die Migrationspolitik kam Weimer zu sprechen. So wolle er Fachkräfte ins Land holen und nicht Menschen, die "zu 50 Prozent das Bürgergeld abkassieren und es irgendwo hinschicken". Tatsächlich haben 65,6 Prozent der Ausländer eine Arbeit in Deutschland.
Weimer war in der Vergangenheit wiederholt durch polarisierende Aussagen aufgefallen, in solchem Ausmaß aber noch nicht. Zum Ende des Jahres wird er sein Amt niederlegen.