t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeWirtschaft & FinanzenAktuellesWirtschaft

Rentensystem: Deutsche unterschätzen Lebenserwartung – Das muss sich ändern


Meinung
Was ist eine Meinung?

Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.

Rentensystem
Diese drei Dinge müssen sich jetzt bei der Rente ändern

  • Florian Schmidt
MeinungVon Florian Schmidt

Aktualisiert am 02.07.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 0260693924Vergrößern des Bildes
Ein Rentner-Ehepaar beim Spaziergang (Symbolbild): Das Renteneintrittsalter wird allmählich auf 67 Jahre angehoben. (Quelle: IMAGO/Michael Gstettenbauer)

Die Deutschen unterschätzen ihre Lebenserwartung. Das kann schlimme Folgen haben – auch für das Rentensystem. Was sich jetzt ändern muss.

Eigentlich ist es eine gute Nachricht: Die Deutschen leben immer länger. Seit dem Jahr 1960 ist die erwartete Restlebenszeit eines 65-jährigen Menschen in Deutschland stark gestiegen.

Hatten Männer im entsprechenden Alter damals im Schnitt noch 12 Jahre Lebenszeit vor sich und Frauen 14, dürfen 65-Jährige heute darauf hoffen, dass sie noch 18 Jahre (Männer) oder gar 21 Jahren (Frauen) zu leben haben, dem medizinischen Fortschritt sei Dank.

Der Haken an der Sache: Diese Entwicklung hat weitreichende finanzielle Folgen – für jeden Einzelnen, aber auch für das Rentensystem insgesamt. Deshalb dürfen wir nicht länger die Augen davor verschließen, sondern müssen jetzt handeln.

Denn viele wissen gar nicht, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit einen deutlich längeren Lebensabend vor sich haben als ihre Großeltern, wie jetzt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) belegt. Um satte fünf Jahre unterschätzen die Deutschen die Lebenserwartung – fünf Jahre, in denen ihnen am Ende ihres Lebens womöglich Geld fehlt, weil sie sich bei der Vermögensplanung verkalkuliert haben.

Das System droht zu implodieren

Das aber ist nur das eine, individuelle Problem bei der Sache. Das andere, noch viel größere ist, dass auch die gesetzliche Rente, das Umlagesystem, an seine Grenzen geraten wird, weil wir alle länger leben.

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass ob des demografischen Wandels und des Renteneintritts der Vertreter der Babyboomer-Generation, in den nächsten fünf bis zehn Jahren immer mehr Rentenbezieher auf immer weniger Beitragszahler kommen. Das allein ist eine Herausforderung für die Rentenkassen. Wenn diese Millionen Menschen dann im Schnitt aber auch noch alle länger leben, droht das System zu implodieren.

Längst überfällig ist deshalb eine umfassende Rentenreform. Die will die Ampel-Regierung zwar eigentlich anpacken, passiert ist bislang aber wenig. Dabei braucht es gerade jetzt mutige Politiker, die sich trauen, das auszusprechen und umzusetzen, womit sich kurzfristig keine Wahlen gewinnen lassen. Drei Dinge sind dabei zentral.

Um diese drei Dinge geht es jetzt

Erstens: Wir müssen das Renteneintrittsalter weiter anheben, es bestenfalls an die gestiegene Lebenserwartung koppeln. Tun wir es nicht, gerät früher oder später das Verhältnis von Beitragszahlern und Rentenbeziehern noch stärker aus dem Gleichgewicht als ohnehin schon. Dann platzt die Finanzierung der Rente.

Reicht das allein nicht aus, darf es – zweitens – kein Tabu sein, auch über eine leichte Kürzung des Rentenniveaus nachzudenken. Dabei würden die Renten übrigens nicht sinken, sondern nur künftig weniger stark erhöht, wenn parallel das Lohnniveau steigt.

Zugegeben, diese Maßnahme wäre besonders unpopulär, zumal der gesellschaftliche und politische Einfluss der Älteren mit ihrer zunehmenden Zahl weiter wachsen dürfte. Tatsächlich aber wäre dieser Schritt nur fair gegenüber den Jüngeren.

Wir brauchen das Steuergeld für anderes

Diese nämlich müssten sonst höhere Beiträge an die Rentenkasse überweisen, hätten noch weniger Netto vom Brutto. Zumindest, wenn der Staat das Rentensystem nicht noch stärker als bislang mit Steuergeldern bezuschussen will.

Und das wiederum darf, drittens, keinesfalls passieren. Bereits jetzt geht die Hälfte des Staatshaushaltes für die Sozialsysteme, für Transferleistungen drauf. Würde dieser Anteil weiter steigen, ist klar: Das Geld wird an anderer Stelle fehlen.

Genau das aber darf angesichts der großen Transformationen, die Deutschland noch ins Haus stehen, nicht sein. Allein der klimaneutrale Umbau der Industrie, der privaten Häuser, ja des gesamten Landes, wird Milliarden Euro kosten, ganz zu schweigen von den nötigen Investitionen ins Gesundheitswesen und in die Bildung. Ist das Geld in der gesetzlichen Rente gebunden, wird es an diesen anderen wichtigen Stellen fehlen.

Ein längeres Leben ist schön. Wir alle dürfen uns zurecht darüber freuen. Umso mehr, wenn es ein längeres Leben ohne finanzielle Sorgen ist.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website