Immobilienbranche Stornowelle: Krise erreicht Wohnungsbau
Die hohen Materialkosten und Energiepreise führen zu mehr Stornierungen im Wohnungsbau. Jedes sechste Unternehmen ist betroffen.
Im deutschen Wohnungsbau mehren sich die Krisenzeichen. Bei einer steigenden Zahl von Bauunternehmen gehen nach der monatlichen Erhebung des Ifo-Instituts Auftragsstornierungen ein. Gleichzeitig sinkt die Nachfrage nach Immobilienkrediten. Im September meldeten 16,7 Prozent der befragten Bauunternehmen stornierte Aufträge, deutlich mehr als im August (11,6 Prozent), wie das Ifo-Institut mitteilte.
Wegen der rasch steigenden Material- und Energiepreise sowie der höheren Finanzierungszinsen sei die "Planungssicherheit dahin", warnte das Institut. "Für einige Bauherren ist das alles nicht mehr darstellbar. Sie stellen Projekte zurück oder ziehen ganz die Reißleine", sagte Ifo-Experte Felix Leiss. "Die Unternehmen verfügen im Schnitt immer noch über große Auftragsreserven, aber die Zukunftssorgen waren selten so groß." Das Ifo-Institut befragt für seine Konjunkturprognosen monatlich Tausende Unternehmen, darunter Baufirmen.
"Zukunftssorgen waren selten so groß"
Gleichzeitig geht das Interesse an Immobilienkrediten zurück. "Die Nachfrage ist von einem Tag auf den anderen eingebrochen. Viele Projekte im Planungsstadium werden storniert", sagte Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis dem "Handelsblatt". Auch Schleweis nannte die steigenden Kosten als einen maßgeblichen Faktor.
Im ersten Halbjahr sei die Nachfrage nach Immobilienkrediten noch hoch gewesen. "Das lag jedoch auch daran, dass viele Projekte planerisch und finanziell schon auf dem Weg waren", sagte Schleweis. "In den vergangenen Wochen hat sich das Bild schlagartig verändert."
Die Erwartungen notieren laut Ifo-Befragung auf dem tiefsten Stand seit Beginn der Erhebung 1991. Zudem meldeten 32,7 Prozent der Unternehmen Engpässe beim Baumaterial.
Die Bauunternehmen müssen zudem die höheren Beschaffungskosten an die Kunden weitergeben. Für die kommenden Monate sind demnach "auf breiter Front weitere Preiserhöhungen geplant", warnte das Forschungsinstitut.
- Nachrichtenagenturen dpa und AFP