Verbraucherschutz "Später zahlen" wird schnell zur Schuldenfalle
Heute shoppen, später bezahlen – bei Kunden beliebt. Aber Verbraucherschützer sehen große Gefahren bei den kurzfristigen Krediten. Und fordern gesetzliche Maßnahmen.
Wer heutzutage etwas im Internet kauft, hat die Wahl: bezahlen per Bankeinzug, per Überweisung, Kreditkarte – oder erst mal gar nicht bezahlen, sondern später. "Buy-Now-and-Pay-Later" ("Kauf-heute-bezahl-später", kurz BNPL) heißen diese Kredite, die Zahlungsdienstleister wie Paypal oder Klarna anbieten.
Doch was für den Kunden bequem erscheint, kommt mit Problemen daher: Denn wehe, man begleicht die Rechnung "später" zu spät – oder gar nicht. Dann fallen oft hohe Mahngebühren an und das Risiko steigt, dass Verbraucher ihre Schulden nicht mehr begleichen können und in die Überschuldung rutschen.
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Verbraucher schnell "finanziell überfordert"
Eine jetzt vorgestellte Studie des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV) legt nahe, dass das Konzept "heute kaufen, später zahlen" ein hohes Überschuldungsrisiko für Verbraucher bedeutet. 16 von 22 befragten Schuldnerberatern gaben an, dass Buy-Now-Pay-Later-Kredite "besonders problematisch" seien, gefolgt von Dispokrediten und Kreditkartenkrediten.
Das Problem: Das Modell "Heute kaufen, später zahlen" animiert den Experten zufolge zu Impulskäufen. Während die einzelnen Beträge oft gering seien, könnten sie sich schnell summieren. Die Gefahr bestehe, dass Verbraucher den Überblick verlieren. Weil für jede offene Forderung eigene Mahngebühren fällig werden, seien Verbraucher finanziell schnell überfordert.
Wann liegt eine Überschuldung vor?
Jemand gilt als überschuldet, wenn er die Summe seiner fälligen Zahlungsverpflichtungen mit hoher Wahrscheinlichkeit über einen längeren Zeitraum nicht begleichen kann – oder kurz: die Gesamtausgaben die Einnahmen übertreffen.
Gefahr der Überschuldung gestiegen
Insgesamt scheint das Risiko der Überschuldung 2023 im Vergleich zu früheren Jahren gestiegen zu sein. In einer repräsentativen Befragung im Auftrag des VZBV sagte etwa jeder Fünfte, dass er aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten Probleme habe, Kreditschulden zurückzuzahlen. Bei den 16- bis 29-Jährigen machte sogar etwa jeder Dritte diese Angabe.
Gleichzeitig finanzierten die Deutschen 2023 mehr auf Pump als noch im Jahr zuvor. Die Anzahl der Kredite stieg laut VZBV von 7 Millionen im Jahr 2022 auf 9,1 Millionen im Jahr 2023. Die Anzahl von Krediten unter 1.000 Euro steigerte sich von zwei Millionen im Jahr 2022 auf 3,8 Millionen im Jahr 2023.
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Neues Gesetz soll Verbraucher besser schützen
Ein neues Gesetz soll Verbraucher bald besser schützen. Konkret sollen Banken und Zahlungsdienstleister künftig auch bei "kleinen" Krediten prüfen müssen, ob die Kunden wirklich kreditwürdig sind, sich also einen Überblick über Einnahmen und Ausgaben des Kunden machen. Gemeint sind etwa Kurzzeit- und Kleinkredite mit Laufzeiten von weniger als drei Monaten und Beträgen unter 200 Euro – und auch Buy-Now-Pay-Later-Kredite.
Der VZBV betont, dass man dabei auf den Schutz der personenbezogenen Daten der Kreditnehmer achten müsse. Statt den "vollen Blick" aufs Konto zu ermöglichen, sollten Banken Einnahmen und Ausgaben in Kategorien zusammenfassen. Sensible Daten, etwa zur sexuellen oder politischen Orientierung der Kreditnehmer, würden so geschützt. Die europäische Richtlinie muss bis spätestens November 2025 in nationales Recht gegossen sein.
- Pressegespräch des Verbraucherzentrale Bundesverbands am 4. Juni 2024