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Hugo Boss meldet Umsatzerfolge und verkauft weiter in Russland – doch kein Rückzug?


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Rückzug aus Russland?
Wie das Geschäft mit Boss-Kleidung im Krieg weiterläuft


Aktualisiert am 21.06.2023Lesedauer: 3 Min.
Hugo Boss Store in Moskau, RusslandVergrößern des Bildes
Hugo-Boss-Geschäft in Moskau, Russland: Vorübergehend geschlossen? (Quelle: t-online)
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Die Luxusmodemarke Hugo Boss aus Schwaben steht gut da und korrigiert die Umsatzziele nach oben – während das Geschäft in Russland weiter geht. Trotz angekündigten Rückzugs.

Etliche westliche Firmen haben nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 eilig angekündigt, sich aus Russland zurückziehen zu wollen. Die Fast-Food-Kette McDonald's ging (und wurde durch ein russisches Pendant ersetzt), der Modegroßhändler Zara schloss und auch der Kaffeekonzern Starbucks machte seine Läden dicht.

Genauso kündigte die Luxusmarke Hugo Boss mit Sitz in Metzingen nahe Stuttgart ihren Rückzug an.

Rückzug nach erstem Zögern

Zum 9. März 2022 schloss Boss, nach erstem Zögern, die russischen Läden. Drei Prozent des Umsatzes hatte das Modehaus bis dahin in Russland und der Ukraine gemacht. Nun traf es die 13 eigenen Stores sowie den Online-Shop. Die elf Franchise-Geschäfte des Modeherstellers liefen aber weiter, mit der Begründung, dass der Konzern diese nicht selbst führe.

Deswegen kann man in Moskau auch heute noch Boss-Kleider kaufen: In einer Luxus-Shoppingmall in der russischen Hauptstadt, Bosco Vesna am Novy Arbat unweit des Kreml, ist ein Boss-Geschäft mit einer Kollektion in sommerlichen Farben geöffnet. Das berichtet eine Person aus Moskau t-online, die anonym bleiben will. Auf ihrer Internetseite bewirbt die Shoppingmall Boss weiter als "traditionelle Marke". Das Geschäft mit Boss-Kleidung geht in Russland also weiter.

Eine weitere Geschäftsstelle im Moskauer Einkaufszentrum "Europa" ist dieser Tage ebenfalls mit einer Sommerkollektion ausgestattet. Es ist ausgeleuchtet, wirkt, als sei es zugänglich, nur ein Aushang weist darauf hin, dass der Laden "aus technischen Gründen vorübergehend geschlossen" sei. Das zeigt ein aktuelles Foto, das t-online vorliegt.

Wert der an Russland gelieferten Waren stieg sogar

Was also tut Hugo Boss derzeit in Russland? Eine Unternehmenssprecherin teilt t-online mit, der mit dem Zettel versehene Store im Europa-Einkaufszentrum sei "nicht für Konsumenten geöffnet, sondern nur für unser Personal, das Personal des Einkaufszentrums und die lokale zuständige Behörde." Die Produkte gehörten auch nicht zur aktuellen Sommerkollektion.

Mit der Unterhaltung des Ladens komme Boss den Sicherheits- und Brandschutzanforderungen der Mall nach, so die Sprecherin. Man führe im Zuge dessen wöchentliche Besuche des Stores durch. Boss habe seine Position seit Beginn des "Konflikts" nicht geändert, gemeint ist der Rückzug.

Erstaunlich ist dennoch, dass die Russland-Lieferungen des Unternehmens offenbar nicht zurückgegangen sind, sondern im Gegenteil: gestiegen sind. Das zeigt eine aktuelle Recherche der "Zeit".

"Zur richtigen Zeit die richtige Strategie"

Fakt ist: Insgesamt geht es dem Konzern sehr gut, das belegen aktuelle Zahlen. Erst am Donnerstag teilte das Unternehmen mit, dass es seine Umsatzerwartungen nach oben korrigiert: Statt mit vier Milliarden Euro rechnet der Vorstand in zwei Jahren mit fünf Milliarden Euro Umsatz.

Inflation und Konsumflaute sind bei Boss nicht zu spüren. Auch Preissteigerungen verprellen die Kundinnen und Kunden nicht. "Wir haben zur richtigen Zeit die richtige Strategie eingeführt", sagte Konzernchef Daniel Grieder am Donnerstag.

Nun zeigen die Zahlen der "Zeit", dass zur Strategie bei Boss wohl auch der Ausbau des Russlandgeschäfts zählt. Dazu hat die Zeitung Daten des russischen Zolls ausgewertet und festgestellt, dass die Boss-Lieferungen nach Russland seit dem russischen Überfall auf die Ukraine nicht zurückgegangen, sondern im Wert sogar gestiegen sind.

Laut der Recherche exportierte Boss im Jahr vor dem 24. Februar 2022 Produkte im Wert von 66 Millionen Dollar an die russische Tochtergesellschaft Hugo Boss Rus LLC. Seit dem 24. Februar 2022 waren es dann sogar Waren im Wert von 71 Millionen Dollar. Darunter Anzüge, Jacken, Hüte, Portemonnaies, Socken.

Das russische Nachrichtenportal "RBC" untermauert die Recherche: Während bei anderen Firmen wie Dior oder Chanel der Russlandumsatz drastisch, also um die Hälfte, zurückging, war der Verlust bei Boss verkraftbar: von 7,61 Milliarden auf 6,27 Milliarden Rubel. "Damit war das Unternehmen im vergangenen Jahr der Spitzenreiter unter den anderen Premiummarken des Landes", schreibt "RBC".

Das eigene Geschäft eingestellt, der Großhandel läuft weiter

Das Unternehmen widerspricht. Der russische Gesamtumsatz sei nicht gestiegen, so eine Sprecherin gegenüber t-online. "Im Jahr 2022 sank der Umsatz von Hugo Boss in Russland insgesamt um knapp 20 Prozent gegenüber 2021, was eine direkte Folge unserer Entscheidung war, das eigene Einzelhandels- und Online-Geschäft zu stoppen." Auf die Zahlen des russischen Zolls geht Boss nicht ein.

Die Sprecherin teilt lediglich mit, Boss habe das eigene Geschäft in Russland wie angekündigt eingestellt. Doch "was unser Großhandelsgeschäft betrifft, so sind wir unseren vertraglichen Verpflichtungen gegenüber den Partnern nachgekommen." Das sei unter Einhaltung aller bestehenden EU-Sanktionen erfolgt.

Im Gange ist das Russland-Geschäft also weiterhin. Ein Komplett-Aus steht für das Unternehmen auch mehr als ein Jahr nach Beginn der großangelegten russischen Invasion nicht zur Debatte.

Verwendete Quellen
  • textilwirtschaft.de: "Ukraine-Krieg: Auch Hugo Boss schließt Läden in Russland" (nach Anmeldung)
  • som.yale.edu: "Over 1,000 Companies Have Curtailed Operations in Russia—But Some Remain" (englisch)
  • fr.de: "BMW, Porsche, Apple: Wie sich Menschen in Russland mit westlichen Marken-Ikonen eindecken"
  • boscovesna.ru: "Новые коллекции" (russisch)
  • zeit.de: "Schlechter Stil"
  • rbc.ru: "Какой люксовый бренд заработал больше в России в 2022 году. Инфографика" (russisch)
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • E-Mail-Kontakt mit Hugo Boss Unternehmenskommunikation
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