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Samsung Galaxy S9 im Schnelltest: Funktioniert nur mit dem richtigen Gesicht


Schnelltest Samsung Galaxy S9
Das Super-Handy funktioniert nur mit dem richtigen Gesicht

Für das Galaxy S9 legte Samsung besonderes Augenmerk auf neue Kamera-Funktionen. Unsere Reporterin in Barcelona hat sie ausprobiert und festgestellt: Dieses Handy wurde nicht für sie gemacht.

Aktualisiert am 11.03.2018|Lesedauer: 4 Min.
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Wenn Samsung sein neues Top-Smartphone vorstellt, gibt es immer einen Riesen-Aufriss: Die Show strotzt vor Licht- und Soundeffekten. Die emotionalen Video-Einspieler, das Geplänkel zwischen den Chef-Entwicklern auf der Bühne – das alles ist sorgfältig inszeniert. Der Chef der Handysparte DJ Koh erklärt später in der Präsentation, für wen sich Samsung hier so ins Zeug legt: Das S9 richtet sich an eine „neue Generation“, die sich bereits ganz selbstverständlich in Selfies und Emojis ausdrückt und das Smartphone als Werkzeug für die eigene Kreativität versteht.

Das Samsung Galaxy S9: Der iPhone X-Rivale schwächelt bei der Gesichtserkennung.Vergrößern des Bildes
Das Samsung Galaxy S9: Der iPhone X-Rivale schwächelt bei der Gesichtserkennung. (Quelle: Andrea Warnecke/dpa)

Für sie hält das Samsung Galaxy S9 in den Kameraeinstellungen unzählige Aufnahmemodi bereit. Neu dabei sind eine "Super-Zeitlupe" und personalisierte Animojis. Die Erstellung eines solchen individuellen Avatars stellt sich allerdings als eine ziemliche Fummelei heraus. Eigentlich sollte die Software die Gesichtszüge des Nutzers über die Frontkamera automatisch erfassen und in eine Cartoon-Figur umwandeln.

Der erste Avatar sieht 08/15 aus

Der zuerst vorgeschlagene Avatar sieht aber ziemlich 08/15 aus, finde ich. Das könnte jede Frau mit langen, braunen Haaren sein. Frisur, Hautton und Details lassen sich zwar auch manuell anpassen. Dann hätte ich meinen Avatar aber genauso gut mit einer App wie "Bitmoji" erstellen können.

Video | Animoji-Funktion des neuen Samsung S9 im Test
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Auch bei der Abbildung von Emotionen fällt die Gesichtserkennung eindeutig durch: Eigentlich sollte es möglich sein, über die Frontkamera kurze Videos aufzunehmen, in denen der Cartoon-Avatar die Mimik des Nutzers nachahmt. Doch ich kann in meinem Test noch so fleißig in die Kamera grinsen – meinem Cartoon-Ich ist partout kein Lächeln zu entlocken. Stattdessen fletscht es mit den Zähnen und schaut grimmig drein. Hier liegt offensichtlich ein Missverständnis zwischen dem Algorithmus und meinen Gesichtszügen vor.

Dieses Handy hat keinen Bildschirm. Es ist der Bildschirm.

Meine Vermutung: Die Software kommt bisher nur mit einem bestimmten Typ von Gesicht gut klar. Dieses Problem könnte sich also mit späteren Updates geben. Wenigstens die vordefinierten Gifs mit meinem Cartoon-Ich sehen akzeptabel aus. Diese könnte ich jetzt anstelle von Emojis per Messenger an meine Freunde verschicken.

Die mit Sicherheit bemerkenswerteste Eigenschaft des Galaxy S8 und S9 betrifft das Display: Dieses Handy hat keinen Bildschirm. Es ist der Bildschirm. Dieser füllt nämlich die gesamte Breite des Handys aus und wölbt sich seitlich über den Rand. Der schmale Rahmen oben und unten fällt beim S9 kaum noch auf. Auf den ersten Blick konnte ich das neue Luxus-Handy aber nicht von seinem Vorgänger unterscheiden.

Die Technik rückt in den Hintergrund

Der Riesen-Display hat einen interessanten Effekt: Dadurch rückt die ganze Technik in den Hintergrund. Es ist, als würde man kein Handy, sondern eine Art mobiler Anzeigentafel bedienen. Und die Inhalte sehen darauf wirklich gut aus.

Die neuen Stereo-Lautsprecher sollen dank Dolby Atmos-Technology zusätzlich ein Kinoerlebnis schaffen. Interessanterweise kommt dieser Effekt ausgerechnet beim Abspielen eines Trailers der neuen Netflix-Action-Serie „Alternate Carbon“ nicht überzeugend rüber. Bei voller Lautstärke ist der Sound zwar einen Tick besser als bei vielen anderen Smartphones, aber immer noch schmerzhaft blechern.

Meeresrauschen und Möwenschreie

Beim Abspielen eines meditativen Natur-Videos dann aber die Überraschung: Zu sehen ist nur das Meer. Und tatsächlich scheint sich das Rauschen der an den Strand schlagenden Wellen zu Füßen des Betrachters abzuspielen. Über dem Kopf kreisen auf einmal kreischende Möwen. Man möchte sich nach ihnen umdrehen.

Erstes Fazit: Für die volle Lautsprecherleistung empfehlen sich die leisen Töne. Mit den passenden Highend-Kopfhörern mag das Ergebnis anders ausfallen.

Spaß mit der "Super-Zeitlupe"

Wirklich gut gelungen ist außerdem die Slow Motion-Funktion. Diese konnte man nach der Präsentation an mehreren Ständen ausprobieren. Die Versuchsaufbauten mit Konfettiregen, Seifenblasen, chemischen Experimenten oder Wassertropfen sollten zeigen, wie die Kamera den entscheidenden Moment in action- oder temporeichen Szenen festhält. Denn die Super-Zeitlupe zieht nicht die ganze Video-Sequenz in die Länge, sondern wird erst dann ausgelöst, wenn der Bildsensor in einem bestimmten Ausschnitt eine Bewegung registriert. Dieses Quadrat lässt sich auch manuell verschieben.

Nicht alle Aufnahmen gelingen auf Anhieb. Samsung versucht zwar, dem Nutzer die Bedienung der Kamera zwar so einfach wie möglich zu machen. Dennoch braucht es Übung, mit den vielen Aufnahme- und Bearbeitungsmöglichkeiten klar zu kommen. Wer es liebt, sich und seine Umgebung in Szene zu setzen, wird seine Freude mit dem S9 haben. Ich persönlich könnte für den Start ein Handbuch brauchen, um zu lernen, wie man das Beste aus der zweifellos soliden Kameratechnik herausholt. Und selbst die Mitarbeiter an den Ständen konnten mir einige Fragen zu den Einstellungen nicht beantworten.

Gäste stecken die Smartphones ein

Dafür muss mir der junge Mann mit dem weißen Hemd mitten in meinem Test das Handy wegnehmen. Die Mitarbeiter sammeln jetzt nämlich alle Geräte ein und zählen sie durch. Das Ergebnis lässt sie entsetzt die Augen aufreißen und aufstöhnen: Schon wieder weniger als bei der letzten Zählung! Offenbar haben sich ein paar der geladenen Gäste eines oder mehrere der 849 bis 949 Euro teuren Luxus-Smartphones kurzerhand eingesteckt.

Die Gefahr erwischt zu werden, ist tatsächlich gering. Man muss sich das so vorstellen: Eine ganze Messehalle voller Besucher stürzt sich nach der Präsentation auf hunderte Testgeräte, die auf Tischen bereit stehen. Journalisten, Kamerateams und Tech-Blogger aus aller Welt begutachten, filmen und fotografieren die brandneuen Smartphones von allen Seiten. Dazwischen drängeln sich Live-Streamer, die ihre Smartphones auf Selfie-Sticks gespießt haben und unablässig in das Mikro quasseln, während sie sich dabei filmen, wie sie auf dem S9 herumdaddeln.

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Geschenketüte statt Taschenkontrollen

Statt Taschenkontrollen gibt es beim Rausgehen noch eine Geschenketüte. Alles andere hätte bei dem verwöhnten Publikum auch einen Aufschrei der Entrüstung gegeben. Für Samsung zählt nur die gute Presse. Und dafür nimmt der Konzern den Verlust von ein paar Geräten bereitwillig in Kauf.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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