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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Love me, Tinder! Online-Dating bringt stabilere Ehen hervor
Eine Studie liefert erste Beweise, dass Online-Dating schrittweise unser Liebesverhalten und unsere Gesellschaft verändert. Schon heute finden mehr Paare im Web zusammen, als in der realen Welt. Und die Online-Ehen halten sogar länger.
Dating-Dienste und -Apps wie "Tinder" haben radikal die Art verändert, wie Paare sich kennenlernen und treffen. Jetzt gibt es erste Beweise, dass dies sogar Auswirkungen auf die Stabilität von Ehen hat.
Seit mehr als 50 Jahren untersuchen Forscher die Natur der Netzwerke, die Menschen miteinander verbinden. So auch Josue Ortega von der Universität Essex (Großbritannien) und Philipp Hergovich von der Uni Wien.
Laut ihrer Studie spielen lose Verbindungen traditionell eine Schlüsselrolle bei der Partnersuche. "Während die meisten Menschen wahrscheinlich eher nicht mit einem ihrer besten Freunde zusammen waren, waren sie sehr wahrscheinlich mit Leuten zusammen, die locker mit ihrer Freundesgruppe verbunden waren; zum Beispiel mit einem Freund eines Freundes", so die Forscher.
Online-Dating hat das Kennenlernen radikal geändert
Die traditionelle Kennenlern-Methode funktionierte meist über gemeinsame Freunde, in Bars, bei der Arbeit, in Bildungseinrichtungen, in der Gemeinde durch Familien und so weiter.
Online-Dating hat das radikal verändert. Es ist schon heute die zweithäufigste Methode für heterosexuelle Paare, um sich zu treffen. Für homosexuelle Paare ist es sogar bei weitem die beliebteste.
Das hat erhebliche Auswirkungen, so die Forscher. "Leute, die sich online treffen, sind in der Regel völlig Fremde", so Ortega und Hergovich. Und wenn sich Menschen auf diese Weise treffen, entstehen ganz neue soziale Bindungen, die vorher nicht existierten.
Die Dating-App "Tinder" hat ca. 50 Millionen Nutzer weltweit und produziert mehr als 12 Millionen Treffer ("Matches") pro Tag. In Deutschland nutzen rund 2 Millionen Menschen Tinder. Das verändert das Kennenlernen, das Dating, Beziehungen und langfristig die Gesellschaft.
"Online-Ehen" halten länger als "Offline-Ehen"
Und es gibt noch einen weiteren überraschenden Effekt: Das Modell der Forscher sagt voraus, dass Ehen, die in einer Gesellschaft durch Online-Dating entstehen, länger halten, als "Offline-Ehen".
Es sei faszinierend, dass kurz nach dem Start der ersten Dating-Webseiten 1995 der Prozentsatz neuer Verbindungen durch multikulturelle Paare sich schnell erhöhte, so die Forscher. So könnte das Entstehen von Online-Dating-Angeboten auch zum Anstieg multikulturellen Ehen beigetragen haben, vermuten die Forscher.
Anteil multikultureller Ehen steigt
Ab 2000 wurde Online-Dating noch populärer. 2014 stieg der Anteil multikultureller Ehen wieder an. Den Grund sehen die Forscher in dem Start der Dating-App "Tinder", bei dem sich Partner per App kennenlernen, chatten und verabreden können.
Ehen, die online entstehen, laufen laut der Studie weniger Gefahr, auseinanderzubrechen. als Paare, die sich traditionell offline kennenlernen. Das könnte der Gesellschaft einen erheblichen Nutzen bringen. Und genau das ist es, was Ortega und Hergovichs Modell vorhersagt. Und sie sagen voraus. dass diese Veränderungen sich weiter fortsetzen werden.