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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Phablet im Test Das LG V10 ist LGs bestes Smartphone
Ohne viel Aufsehen hat Hersteller LG mit dem V10 ein neues Groß-Smartphone veröffentlicht. Es ähnelt in der Ausstattung dem bisherigen Vorzeigemodell G4 mit einigen Änderungen wie einem kleinen Zweit-Display am oberen Rand. Auch wenn uns an dem Gerät nicht alles gefällt, bereitete uns die Kamera doch große Freude.
Das Zweit-Display des LG V10 befindet sich oberhalb des Hauptbildschirms und zeigt in einer Zeile Zusatzinformationen an. Zudem lassen sich dort wichtige Apps, Kontakte oder Termine anzeigen. Etwas Vergleichbares gibt es – mit weniger Möglichkeiten – nur bei dem Samsung Galaxy S6 Edge und Edge+.
Weiterhin auffallend ist die Größe des LG V10. Mit 5,7 Zoll lässt es sich nicht einhändig bedienen und gehört in die Gruppe der Phablets. Für alle, die ein handliches Smartphone bevorzugen, ist das V10 zu groß, zumal es auch nicht besonders dünn ist. Die Rückseite kann man wohlwollend als "interessant" ansehen, sie besteht aus Polykarbonat, das sich griffig wie Gummi anfühlt und mit einem gekachelten Muster versehen ist. Der Rückendeckel lässt sich zwecks Akkutausch abnehmen, auch die Karteneinschübe befinden sich unter dem Deckel.
Bei der Hardware bedient sich LG weitgehend beim erprobtem Material des G4: Der Hauptprozessor ist ein Snapdragon 808, der auch im Google Nexus 5X seinen Dienst verrichtet. Mit den schnellsten Prozessoren, etwa vom iPhone 6s und dem Galaxy S6 kann er nicht mithalten.
LG V10: Prozessorleistung
Zusätzlich hat LG beim Hauptspeicher aufgestockt, das V10 ist eines der ersten Smartphones mit 4 Gigabyte RAM. Ob das der Grund für das höhere Arbeitstempo war, das wir am Anfang des Tests gemessen haben, wissen wir nicht. Üblicherweise messen diese Tests nur die CPU-Leistung. Aus unerfindlichen Gründen sank die Performance nach jedem Benchmarktest, obwohl der Snapdragon 808 nicht für Hitzeprobleme bekannt ist und das Gerät auch nicht sonderlich heiß wurde.
Der Antutu-Benchmark zeigte anfangs über 66.000 Punkte, nach dem fünften Durchlauf blieben noch 53.000 Punkte übrig – dabei blieb es. Das entspricht etwa dem Nexus 5X, was in der Praxis auch für grafiklastige Spiele allemal ausreicht, ein Spitzenwert ist es nicht.
Kamera vom Feinsten
Die Kamera im LG G4 mit Blende F1.8, Laser-Autofokus und optischem Bildstabilisator war die beste, die wir je im Test hatten. Die Kamera im V10 ist die gleiche, hat aber zusätzlich eine verbesserte Software. Der manuelle Modus mit seinen Einstellmöglichkeiten dürfte sogar ambitionierte Fotografen zufriedenstellen, abgespeichert werden die Bilder auf Wunsch auch im RAW-Format. Videos sind maximal in 4K-Auflösung möglich und machen einen überragenden Eindruck, auch bei nicht optimalen Lichtverhältnissen.
Bei der vorne angebrachten Selfie-Kamera bedient dich LG eines Tricks und hat zwei unterschiedlichen Linsen nebeneinander eingebaut. Sie haben unterschiedliche Weitwinkel für Einzel- oder Gruppen-Selfies, der Fotograf kann leicht von einer auf die andere Kamera wechseln. Das entspricht einem optischen Zoom mit zwei Stufen . Die Idee ist gar nicht so dumm, denn für einen optischen Zoom fehlt bei dieser Bauweise der Platz.
Bildschirm: Warum kein OLED?
Das Display zeigt feine 2560×1440 Pixel und strahlt extrem hell, was sich nicht nur in der Wintersonne gut macht. Die Helligkeitsverteilung ist leider nicht einheitlich: Eine Wolkenbildung nahe der Kanten oben und unten ist deutlich erkennbar. Doch bei normaler Nutzung außerhalb einer Testumgebung fällt dies nicht ins Gewicht.
Ein IPS-Display mag zwar im Vergleich zu AMOLED in einigen Punkten Vorteile haben wie größere Helligkeit und neutralere Farben, doch spätestens beim dauerhaft aktivierten Zweit-Display ist es die falsche Technik, weil sie zu viel Strom zieht und die Standby-Zeit zu stark reduziert. Auch wenn der Laufzeittest unter Dauerbelastung mit über fünf Stunden keinen Anlass zur Klage bot, hatten wir zumindest subjektiv den Eindruck, als wäre die Laufzeit bei wechselnder Benutzung kürzer als etwa beim LG G4 oder beim Samsung Galaxy S6 Edge+. Letztere überstehen bei sparsamer Nutzung zwei Tage, das V10 eher nicht.
Die Konkurrenz
Gemessen am Zweitdisplay ist das LG V10 fast konkurrenzlos, nur das Samsung Galaxy S6 Edge+ bietet etwas Ähnliches. Ein direkter Vergleich fällt jedoch schwer, weil das Samsung-Phablet High-End-Ausstattung, aber weder einen austauschbaren Akku noch einen Speicherkarteneinschub bietet. Passender ist der Vergleich zum Motorola Moto X Style mit gleich großem Bildschirm und gleichem Prozessor. Das Motorola-Smartphone wirkt gegen das V10 eleganter und ist deutlich günstiger, dafür ist die Kamera nicht so gut und der wechselbare Akku fehlt.
Fazit
Das LG V10 ist eher praktisch veranlagt. Mit Super-Kamera, hellem Bildschirm und nützlichen Details wie Front-Dualkamera, Zweit-Display, Wechselakku, Speicherkartenschacht und dem LG-typischen Bedienknopf auf der Rückseite ist es sehr nützlich, ohne negativ aufzufallen. Allein die Akkulaufzeit schränkt dieses Urteil ein.
Die Messwerte sind dagegen durchwachsen. Die Benchmarktests fielen nur zufriedenstellend aus, das Display ist zumindest bei Testbildern nicht gleichmäßig ausgeleuchtet. Ebenfalls vermissen wir einen unverdrehbaren USB-Anschluss Typ C, ein wasserdichtes Gehäuse sowie Android 6.0. Wer sich daran, an der Größe und am Preis von 600 Euro nicht weiter stört, hat möglicherweise mit dem LG V10 das ideale Smartphone gefunden.