Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Test Neues iPhone SE: Der Wolf im Schafspelz
Am Freitag erscheint das neue Einsteiger-iPhone. Wer es in die Hand nimmt, könnte es mit dem iPhone 8 verwechseln. Doch dank aktueller Hardware ist es schneller als die Top-Smartphones mit Android.
Apple verkauft ab Freitag die neue Version seines Einsteiger-iPhones. Wir konnten das Gerät vorab testen und erklären, für wen es geeignet ist, was sich im Vergleich zu den Vorgängern geändert hat und für wen sich ein Upgrade lohnt.
Das Konzept des iPhone SE ist so einfach wie besonders
Das iPhone SE ist als Konzept recht schnell erklärt – in dieser Form aber trotzdem einzigartig auf dem Smartphone-Markt: Apple nimmt ein beliebtes, aber bereits ein paar Jahre altes Gehäuse, baut darin die nahezu gleiche Technik wie in einem aktuellen iPhone-Modell ein und verkauft das Gerät dann für etwas mehr als die Hälfte von dem, was es für die neuen iPhones verlangt. Ein bisschen ist das so, wie beim hochgerüsteten Golf GTI: Außen eher biedere Familienkutsche – aber motorisiert wie ein deutlich teurerer Sportwagen.
So kommt es, dass das neue iPhone SE (64 GB), das ab Freitag überall ab 519 Euro erhältlich ist, einen leistungsfähigeren Chip hat, als alles, was Android derzeit in seiner Oberklasse anbieten kann. Denn Apple macht hier – zumindest noch – keine Abstriche: Vom teuersten und größten iPhone 13 Pro Max (ab 1249 Euro) bis hinunter zum jetzt kommenden iPhone SE steckt in allen derzeit verkauften iPhones exakt der gleiche Chip: der A15 Bionic.
Das ist nach wie vor die vielleicht wichtigste Nachricht für alle, die über den Kauf eines neuen iPhone SE nachdenken: Während Mittelklasse-Android-Geräte wegen ihrer günstigen CPUs oft nach zwei, drei Jahren schon keinen Spaß mehr bei der Bedienung machen, lässt sich ein iPhone SE auch nach vier oder fünf Jahren ohne Einschränkungen nutzen und erhält zudem meist mindestens fünf Jahre lang Sicherheitsupdates und die neue Version des iPhone-Betriebssystems iOS.
Natürlich müssen Käufer auch einige Abstriche machen: Das Design ist längst nicht mehr zeitgemäß, die Kamera hält nicht mit den teureren Modellen mit und Dinge wie die Gesichtserkennung Face ID oder kabelloses Laden per MagSafe klappt auch nicht (kabelloses Laden aber schon) – doch viele können darauf verzichten, oder begrüßen das sogar, etwa weil sie statt Face ID ohnehin lieber einen Fingerabdrucksensor nutzen.
Was ist neu? Was ist besser?
Auf dem Papier sind die Unterschiede zum zwei Jahre alten Vorgänger recht schnell genannt: Statt A13 gibt es nun den A15, statt 4G unterstützt das neue Modell auch den schnellen Datenfunk 5G und statt 13 Stunden soll der Akku jetzt 15 Stunden halten.
Klingt nicht spektakulär – sorgt aber für Verbesserungen an genau den richtigen Stellen. Der Prozessor A15 Bionic ist je nach Anwendung 15 bis 25 Prozent schneller als der A13. Insbesondere bei Spielen kann sich der Grafikchip spürbar vom Vorgänger absetzen. Das mag vielen SE-Nutzern egal sein, schließlich bietet auch der A13 noch mehr als ausreichend Leistung. Doch der neue Chip hat zwei weitere, spürbare Vorteile.
Der erste ist der neue ISP, also der Chip, der für die Bearbeitung der iPhone-Fotos zuständig ist. So steckt im iPhone SE der dritten Generation zwar mehr oder weniger dieselbe Kamera-Hardware wie im Vorgänger, der neue ISP sorgt aber dafür, dass die Fotos auf dem neuen Gerät sichtbar besser sind. Die Stichworte sind hier Smart HDR 4 und Deep Fusion – so nennt Apple automatische Software-Optimierungen, die im Hintergrund laufen und dafür sorgen, dass Bilder besser, detaillierter und schärfer als bisher aussehen.
Insbesondere wenn das Motiv nur mäßig oder schwach beleuchtet ist, ist der Unterschied zu den Bildern vom Vorgänger frappierend: viel mehr Details, bessere Strukturen, schärfere Kanten. Die Bilder sehen vielfach besser aus – ohne dass man beim Auslösen etwas beachten muss. Selbst "Fotografische Stile" ist verfügbar. Hier kann man Fotos besser an den eigenen Geschmack anpassen – sollen die Bilder lieber grundsätzlich etwas wärmer, etwas kälter oder etwas knalliger sein? Hier lässt sich dies direkt voreinstellen.
Der zweite Vorteil liegt in der besseren Effizienz: Denn obwohl das neue iPhone mit einem energiehungrigen 5G-Chip ausgestattet ist, hält der Akku laut Apple zwei Stunden länger als beim Vorgänger. Das hat definitiv auch mit einem sparsameren Prozessor zu tun. Allerdings gibt Apple auch an, einen neuen, etwas größeren Akku eingebaut zu haben – trotzdem ist das neue Modell insgesamt vier Gramm leichter (144g) als sein Vorgänger.
Tatsächlich nachgemessen haben wir nicht – der Akku hielt aber entspannt einen ganzen Tag durch und auch spürbar länger als unser Vergleichsgerät, ein iPhone SE aus dem Jahr 2020.
5G statt 4G ist heute im Alltag noch kein echter Vorteil. Allerdings muss bedacht werden, dass das iPhone SE locker fünf Jahre und länger genutzt werden kann. Bis dahin dürfte es durchaus wesentlich sein, ein Smartphone mit 5G-Unterstützung zu besitzen. Hier sind Käufer also auf der sicheren Seite.
Bislang unerwähnt blieb zudem, dass Apple für das neue SE das bislang härteste Glas verwendet, das auch auf der Rückseite des iPhone 13 zum Einsatz kommt. Allerdings handelt es sich dabei ausdrücklich nicht um das 'Ceramic Shield' getaufte Material, was Apple auf der Vorderseite seiner neuesten iPhones verwendet. Wer sein Smartphone über viele Jahre nutzen möchte, sollte zwar dennoch besser auf eine Schutzhülle setzen – aber immerhin ist das neue Gerät etwas besser gegen Glasbruch geschützt als das alte.
Fazit: Wer sollte es kaufen, für wen lohnt ein Upgrade?
Das neue iPhone SE ist ein Wolf im Schafspelz – zumindest was die Leistung angeht: Vom etwas angestaubten Äußeren sollte man sich nicht täuschen lassen – das Gerät ist nicht nur das leistungsfähigste Smartphone in diesem Preissegment – es hängt in puncto Rechenleistung auch die schnellsten Android-Geräte ab und steht den mehr als doppelt so teuren Top-Geräten von Apple in nichts nach. Das mag derzeit egal sein – heißt aber, dass über Jahre hinweg genügend Leistungsreserven vorhanden sind.
Auch die von Apple gewohnte, lange Unterstützungsdauer ist ein Argument für das Gerät: Wer es jetzt kauft, wird es mindestens fünf Jahre lang mit neuesten Updates nutzen können, vielleicht sogar länger. Diese Garantie bietet kein einziges Android-Gerät. Wer tatsächlich plant, sein iPhone SE so lange zu nutzen, müsste für denselben Zeitraum mindestens zwei günstige Android-Telefone kaufen.
Insbesondere dank der 5G-Unterstützung ist das SE damit eine absolute Preisempfehlung für alle, die ein günstiges Apple-Gerät wollen, das sie lange nutzen können. Bei dem Vorgängermodell aus dem Jahr 2020 wird in den kommenden Jahren die fehlende 5G-Fähigkeit immer schmerzlicher vermisst werden. Auch sind die Fotos des neuen SE dank Smart-HDR-4-Unterstützung und Deep Fusion deutlich zukunftsfähiger als noch beim Vorgängergerät.
Man muss aber ein paar Abstriche machen, die dem niedrigen Preis geschuldet sind: Das Design ist in diesem Jahr noch altbackener als vor zwei Jahren und auch das Display ist nach heutigen Maßstäben wirklich klein. Doch es gibt viele Nutzer, für die das keine große Rolle spielt – im Gegenteil, sie freuen sich eher, dass sich das Smartphone genauso anfühlt wie das iPhone 6s oder das iPhone 8, das sie zuvor benutzt haben.
Wer also keine 800 Euro und mehr für ein schnelles und aktuelles iPhone ausgeben kann und will – und mit kleinen Abstrichen wie etwa dem kleinen Display leben kann, bekommt mit dem iPhone SE der dritten Generation erneut soviel Leistung für sein Geld wie nirgendwo sonst.
Wer noch ein iPhone SE der ersten Generation besitzt, kann bedenkenlos upgraden. Das SE-Modell aus dem Jahr 2020 lässt sich derzeit eigentlich noch gut nutzen. Hier müssen Besitzer entscheiden, ob 5G und das Kamera-Upgrade einen so großen Vorteil für sie bedeuten. Im Zweifel sollten sie auf die nächste Version des SE warten.
Das iPhone SE (64 GB) ist ab Freitag, den 18. März, für 519 Euro in den Farben Schwarz, Weiß und Rot erhältlich. Ein Modell mit 128 GB Speicher kostet 569 Euro, mit 256 GB Speicher kostet es 689 Euro.
- Eigener Test