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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Oft reicht die Haftpflicht aus Viele Internetversicherungen sind nicht sinnvoll
In Zeiten von Hackerangriffen, Datenmissbrauch und Cybermobbing stellen sich viele Nutzer die Frage, wie man sich vor solchen Gefahren schützen kann. Einige Unternehmen bieten spezielle Versicherungen gegen Internetkriminalität an. Viele Policen sind nicht sinnvoll.
Zuletzt waren es Prominente, deren privateste Daten nach einem Hackerangriff für alle öffentlich im Netz zu sehen waren. Was wäre, wenn die eigenen Daten betroffen wären? Das ist gar nicht unwahrscheinlich: Einer Studie des Digitalverbandes Bitkom zufolge ist im vergangenen Jahr jeder zweite Internet-Nutzer in Deutschland Opfer von Cyberkriminalität geworden. Bei fast einem Viertel der Befragten ging es dabei um persönliche Daten, die illegal genutzt oder weitergegeben wurden.
Berufliche Geheimnisse, Peinlichkeiten, Unangenehmes, was kein Mensch je erfahren sollte - sind solche Daten erst einmal im Internet verfügbar, lassen sie sich kaum wieder einfangen und löschen.
Versichert gegen Cybermobbing
Genau da setzen spezielle Versicherungsangebote an. Sie heißen "Internet-Rechtsschutz", "Cyber-Versicherung" oder auch "Internetschutz" und versprechen Hilfe bei Betrug im Online-Shopping, Identitätsmissbrauch und Cybermobbing. „Bei Reputationsschädigungen oder Identitätsmissbrauch kümmert sich unser auf das Gebiet der Online Reputation spezialisierter Dienstleister um die Löschung der kompromittierenden Daten“, schreibt etwa die ARAG zu ihrem Versicherungsangebot "web@ktiv". Und wirbt mit einer hohen Erfolgsquote: „In bis zu 90 Prozent aller Fälle kann die Löschung negativer Inhalte erreicht werden.“ Auch andere Anbieter wie Inter, Bavaria Direkt und die Sparkassenversicherung haben spezielle Internetversicherungen im Angebot – für 45 bis 150 Euro pro Jahr.
Angebote noch ausbaufähig
„Versicherungsangebote auf diesem Markt gehen teils in die richtige Richtung, allerdings oft noch zu zaghaft“, sagt Peter Grieble t-online.de. Er ist Versicherungsexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, "verbrauchergerecht umgesetzt kann das Thema durchaus spannend sein."
Am Beispiel Mobbing im Internet ("Cybermobbing") zeige sich, wie hilfreich eine solche Versicherung sein könne: "Die kompetente Organisation und Finanzierung von technischen Experten zur Löschung von diskreditierenden Daten wäre prima. Problematisch findet Grieble jedoch die geltenden Konditionen der Anbieter: "Einige Versicherer beschränken die Anzahl der Löschversuche auf drei Mal oder es werden anfallende Kosten nur bis zu einer Höhe von einigen Hundert Euro übernommen Dadurch ist der Wert der Hilfe begrenzt.“ Zudem könne oft niemand nachvollziehen, wie intensiv der Versicherer sich kümmere. Beauftragt das Versicherungsunternehmen erfahrene Spezialisten oder setzt sich irgendein Mitarbeiter kurz mal vor den Computer und versucht sein Glück? "Da kaufe ich die Katze im Sack.“
Eine Rechtsschutzversicherung reicht häufig aus
Die Stiftung Warentest hat im Frühjahr 2017 drei spezielle Rechtsschutzversicherungen für Internet-Ärger unter die Lupe genommen. Ihr Fazit: Wer im Fall von Cybermobbing, Vertragsstreit oder anderen Ärger im Netz Rechtsschutz benötige, brauche keine extra Internet-Rechtsschutzversicherung. „Solche Probleme deckt jede Police mit Privat- und Berufsrechtsschutz ab.“ Beim Streit um illegales Filesharing könnte der Internet-Rechtsschutz sich dagegen lohnen. Während die meisten anderen Versicherer in diesem Fall nichts zahlen, übernehmen die drei getesteten Anbieter bis zu 1.000 Euro der Anwaltskosten.
Zusatz bei Hausrat- und Haftpflichtversicherung
Laut einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom kann sich fast jeder fünfte Internetnutzer vorstellen, eine Versicherung für kriminelle Vorfälle im Internet abzuschließen. Die Mehrheit der Internetnutzer sieht jedoch keinen Bedarf für solche Policen. Immerhin bieten viele Versicherer für ihre Tarife mittlerweile Zusatzbausteine an, die bestimmte Bereiche der Internetkriminalität abdecken. Hat jemand im Online-Shop etwas bestellt und die Ware nicht erhalten, kann etwa die Hausratversicherung einspringen und den Schaden ersetzen – oft sogar bis zu fünfstellige Beträge. Wer mit Schadenersatzforderungen konfrontiert wird, weil er unbemerkt Viren per E-Mail weiterleitet hat, kann sich an die Haftpflichtversicherung wenden, die solche Ansprüche mittlerweile standardmäßig abdecken.
Am besten selbst vorsorgen
Letztlich geht es vor allem darum, sich nicht allzu sorglos im Internet zu bewegen und auf gewisse Sicherheitsvorkehrungen zu achten. „Für einen guten Schutz im Internet sollte die eigene Software immer aktuell sein, vor allem das Betriebssystem eines Geräts“, empfiehlt Nabil Alsabah vom Digitalverband Bitkom. „Zusätzliche Hilfe bieten Anti-Viren-Programme und Firewalls auf Desktop-Computern und Smartphones, um es Angreifern so schwer wie möglich zu machen.“
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Eine Versicherung ersetzt dabei nicht die Vorsicht: Denn wer selbst allzu fahrlässig mit den eigenen Daten umgeht und seine Geräte nicht vernünftig absichert, hat bei den meisten Anbietern keinen Anspruch auf Leistungen.