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Merz wird Kanzlerkandidat: Doch Söder hat einen Trumpf


Söder lässt Merz den Vortritt
Es kann auch ganz anders kommen

  • Nicole Diekmann
MeinungEine Kolumne von Nicole Diekmann

18.09.2024 - 03:03 UhrLesedauer: 3 Min.
Meinung
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Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
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Friedrich Merz (l.) und Markus Söder: Am Dienstag herrschte Einigkeit, dass Merz der Unions-Kanzlerkandidat wird. (Quelle: IMAGO/Jens Schicke/imago)

Friedrich Merz soll der gemeinsame Kanzlerkandidat von CDU und CSU werden. Trotzdem ist ihm sein Rivale aus Bayern einen Schritt voraus, findet unsere Kolumnistin Nicole Diekmann.

Wenn Sie Friedrich Merz wären – was würden Sie nun tun, frisch gekürt zum sehr, sehr wahrscheinlichen gemeinsamen Kanzlerkandidaten von CDU und CSU? Zwar müssen beide Parteivorstände noch zustimmen, aber das ist eine Formsache.

Nicole Diekmann
(Quelle: Reinaldo Coddou H.)

Zur Person

Die Fernsehjournalistin Nicole Diekmann kennt man als seriöse Politikberichterstatterin. Ganz anders, nämlich schlagfertig und lustig, erlebt man sie auf der Plattform X – wo sie über 120.000 Fans hat. Dort filetiert sie politische und gesellschaftliche Aufreger rund ums Internet. Ihr Buch "Die Shitstorm-Republik" ist überall erhältlich. In ihrem Podcast "Hopeful News" spricht Diekmann jede Woche mit einem Gast über die schönen, hoffnungsvollen – einfach GUTEN Nachrichten. Bei t-online schreibt sie jeden Mittwoch die Kolumne "Im Netz".

Würden Sie feiern? Anstoßen mit Ihren Mitstreitern, aber auch mit Ihren Liebsten, weil Sie Ihrem so sehnsüchtig verfolgten Traum einen bedeutenden Schritt näher gekommen sind? Weil Sie es geschafft haben, Markus Söder eiskalt zu erwischen? Hoffen, dass die Brandenburg-Wahl so gut für die CDU ausgeht, dass sie als Bestätigung Ihrer anstehenden Kandidatur gelesen werden kann? Ihren quirligen Generalsekretär Carsten Linnemann in die Spur schicken, so schnell wie möglich schon mal die heiße Phase der Wahlkampfplanung anzugehen?

Ihre Angela-Merkel-Voodoo-Puppe aus dem Versteck in Ihrer Schreibtischschublade ziehen und sie liebevoll tätscheln? Weil Sie jetzt in diesem Moment so glücklich sind, dass Ihnen diese großherzige Geste nicht zu viel abverlangt?

Eine Social-Media-Maschine

All das würde ich tun. Allerdings außerdem noch zweierlei, und beides mit großem Engagement und stets in hoher Alarmbereitschaft: Ich würde erstens alle Social-Media-Aktivitäten hochfahren – und zweitens die Kanäle von Markus Söder bei Instagram und X rund um die Uhr beobachten lassen.

Denn Söder ist eine Social-Media-Maschine. Er, der ausgebildete Fernsehjournalist, weiß, wie man sich im Bild stark präsentiert. Wenn es seinem Erfolg dient, ist sich Söder für keinen Witz auf eigene Kosten zu schade. Söder ist eitel und selbstironisch – die perfekte Mischung für Erfolg in den sozialen Netzwerken. Kurz: Söder weiß, was er tut.

Was Söder allerdings obendrein ist: unberechenbar. Wie unberechenbar er ist, wenn er sich in seiner Eitelkeit verletzt fühlt, das war sehr gut zu beobachten im Wahlkampf 2021. Da ließ Söder keine Gelegenheit aus, Armin Laschet Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Damals war Laschet der gemeinsame Kanzlerkandidat von CDU und CSU. So wie nun höchstwahrscheinlich Friedrich Merz.

Auch Söder hat eine zweite, dritte, vierte Chance verdient

Wer sich in den vergangenen Jahren null Komma null mit den Themen Markus Söder, Armin Laschet, der CDU und der CSU beschäftigt hat, dürfte davon überrascht sein, wie hinterhältig der CSU-Chef damals war. Oder nach der gestrigen Pressekonferenz von Friedrich Merz und Söder zumindest felsenfest davon überzeugt sein: Das war der alte Markus Söder. Der neue Markus Söder, der ist geläutert. Der hilft jetzt ganz fleißig mit, dass Friedrich Merz Kanzler wird.

Das kann so kommen. Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient. Oder eine dritte, vierte, fünfte. Auch Markus Söder. Aber es kann eben auch ganz anders kommen.

Denn auch wenn Söder und Merz gestern betonten, ihre Pressekonferenz sei lange geplant gewesen – das ist schwer zu glauben. Dann hätten sie es nämlich erstens nicht betonen müssen. Und vor allem hätte Klaus Holetschek, Fraktionschef der CSU im bayerischen Landtag, am Montagabend nicht noch etwas völlig anderes betonen müssen: Dass jetzt noch gar nichts entschieden sei, nur weil Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst sich selbst aus dem Rennen genommen und gleichzeitig für Merz ausgesprochen habe.

Merz sollte sehr genau hinschauen

Gehen wir mal wohlwollend davon aus, dass Klaus Holetschek im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist. Dann ist doch die Annahme sehr viel plausibler, dass Söder eiskalt überrascht wurde.

Das zu verknusen – die erneut gescheiterte Chance, Kanzlerkandidat zu werden, trotz guter Umfragewerte auch in der K-Frage – das würde auch weniger eitlen Charakteren als Söder schwerfallen. Ich gebe es offen zu: mir auch.

Ich bin aber zum Glück nicht Markus Söder. Und Friedrich Merz bin ich auch nicht. Aber wenn ich Merz wäre, dann würde ich jetzt aufs Tempo drücken. Inhalte posten, die meinen eigenen Anspruch, aber auch den der Zielgruppe der jeweiligen Plattform erfüllen. Und sehr genau hinschauen, was Söder tut. Denn was er tut, das weiß er. Und Merz sollte es auch jederzeit wissen.

Verwendete Quellen
  • eigene Meinung
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