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Trump postet Fakebilder von Taylor Swift – ein Geschenk für Harris


Meinung
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Trump und die gefälschten Swift-Bilder
Das ist selbst für seine Verhältnisse peinlich

  • Nicole Diekmann
MeinungEine Kolumne von Nicole Diekmann

Aktualisiert am 22.08.2024Lesedauer: 4 Min.
imago images 0755751589Vergrößern des Bildes
Donald Trump: Der US-Präsidentschaftskandidat setzt in seinem Wahlkampf auch bewusst auf Manipulationen. (Quelle: IMAGO/BONNIE CASH/imago)

Donald Trump ist mit einer dreisten Lüge und KI-gefälschten Bildern aufgeflogen. Seine eigenen Waffen haben sich gegen ihn gerichtet, meint unsere Kolumnistin.

Neulich stand ich in meiner Küche, dachte an nichts Böses – da schlich ein etwa Vierjähriger durch mein Blickfeld. "Schleichen" hat in diesem Alter noch wenig mit der Lautstärke der kleinen Schrittchen zu tun. Vielmehr deutete die unnatürliche Bewegung meines Patensohnes darauf hin, dass er in illegaler Mission unterwegs war.

Wie eine Aufziehpuppe kurz vor dem Schlappmachen in Kombination mit einem angestrengten Gesichtsausdruck. Es verlangte mir viel Kraft ab, nicht zu lachen. Denn ich wusste: Wer so agiert, der fühlt sich in der Defensive. Der will mit unlauteren Mitteln etwas erreichen, das er anders nicht erreichen würde. In diesem Falle war es meine Süßigkeitenschublade.

Ähnlich geht Donald Trump vor. Auf dem Papier liegen einerseits Jahrzehnte zwischen ihm und meinem Patenkind. Mental andererseits aber – ich muss das nicht weiter benennen.

Nicole Diekmann
(Quelle: Reinaldo Coddou H.)

Zur Person

Die Fernsehjournalistin Nicole Diekmann kennt man als seriöse Politikberichterstatterin. Ganz anders, nämlich schlagfertig und lustig, erlebt man sie auf der Plattform X – wo sie über 120.000 Fans hat. Dort filetiert sie politische und gesellschaftliche Aufreger rund ums Internet. Ihr Buch "Die Shitstorm-Republik" ist überall erhältlich. In ihrem Podcast "Hopeful News" spricht Diekmann jede Woche mit einem Gast über die schönen, hoffnungsvollen – einfach GUTEN Nachrichten. Bei t-online schreibt sie jeden Mittwoch die Kolumne "Im Netz".

Weiter ausführen möchte ich es aber sehr gerne. Erstens, weil ich mich immer freue, wenn Trump höchstpersönlich gute Argumente gegen seine Wiederwahl liefert. Zweitens, weil ich es mag, wenn Künstliche Intelligenz und auch die sozialen Medien zu einer guten Nachricht beitragen können. Denn die menschliche und soziale Intelligenz bei X, Instagram und anderswo ist ja häufig unter allerhand Dummheiten verborgen.

Zudem nutzt der Mensch seine Intelligenz bekanntermaßen auch für die Entwicklung von Massenvernichtungswaffen, Drogen, Dudelsäcken und anderem Teufelszeug. Und Künstliche Intelligenz hat keinen moralischen Kompass und lässt sich für sämtliche Zwecke missbrauchen. Intelligenz, ob menschliche oder künstliche, birgt also auch große Gefahren.

Mit den eigenen Waffen geschlagen

Hier aber kommt eine Geschichte, in der Trump sich selbst ins Abseits gestellt, unfreiwillig seine Verzagtheit mit Blick auf seine Gegenkandidatin Kamala Harris entlarvt hat – und in der sich die KI quasi mit den eigenen Waffen geschlagen hat. Und all das wird breitgetreten von Usern der sozialen Netzwerke. Eine Geschichte wie aus einem sehr modernen Bilderbuch.

Trump hat neulich behauptet, Taylor Swift habe sich für ihn als nächsten US-Präsidenten ausgesprochen. Auf uns als Deutsche wirkt das erst mal ebenso befremdlich wie läppisch. Klar, Roland Kaiser bekennt sich zur SPD, und ihn will ich nicht kleinreden: Ich singe Ihnen aus dem Stand oder auch um halb vier nachts frisch geweckt ohne Hänger "Santa Maria", "Sieben Fässer Wein" und auch "Dich zu lieben" vor; ich liebe Roland Kaiser. Auch Helene Fischers Statement gegen die AfD hat viel Beachtung gefunden.

Wahlentscheidend, egal in welcher Generation, sind solche prominenten politischen Positionierungen hierzulande aber nicht.

Sogwirkung auf junge Wähler

In den USA läuft das etwas anders. Da sprechen wir von anderen Dimensionen, da leben echte internationale Superstars. Und da spielt Swift noch mal in einer ganz eigenen Liga. Ihre potenzielle Sogwirkung auf Wähler, gerade auch auf junge Wähler, ist enorm.

Das weiß auch das Trump-Team. Wie man sich gegen Kamala Harris behauptet, wie man eine Kampagne, die auf den sehr alten und sehr wackeligen Joe Biden zugeschnitten war, jetzt noch effektiv herumreißt, dagegen ganz offensichtlich nicht so recht. Was Trump allerdings weiß, und was wir alle mittlerweile hinlänglich wissen: Lügen sind vielen Menschen inzwischen so gut wie egal. Zumindest solchen, die Trump wählen. Der verurteilte Straftäter wurde in den vergangenen Jahren so oft der glatten Lüge überführt, dass man ihn nur noch dann wählen kann, wenn einem das wirklich völlig schnuppe ist.

Ein Superstar als vermeintliche Trump-Unterstützerin

Also hat er es wieder getan. Ironischerweise auf seiner eigenen Plattform, die ausgerechnet Truth Social ("Wahrheit sozial") heißt. Dort tummeln sich diese Leute, die das verkörpern und ermöglichen, was Wissenschaftler und Journalisten vornehm das "postfaktische Zeitalter" nennen. Die entweder so stulle (sprich: dumm wie Brot) oder so verantwortungslos oder so egoistisch oder alles drei auf einmal sind, dass sie jeden Quatsch hinnehmen und mitmachen. Truth Social ist das Sammelbecken für Leute, die entweder nie angefangen oder irgendwann aufgehört haben, sich als Teil einer Solidargemeinschaft zu empfinden und zu verhalten.

Dort hat Trump Bilder gepostet, die Taylor Swift zeigen. Und zwar, wie sie sich für Trump ins Zeug legt. Diese Bilder sind aber eine Lüge. Sie wurden generiert von Künstlicher Intelligenz. Und sie sind ein Geschenk. Für Kamala Harris.

Denn sehr viele Leute standen – und da sind wir wieder beim Anfang meines Textes – in der Küche, nur eben virtuell, sahen Trump mit den gefälschten Fotos vorbeischleichen – und stellten ihn. Präziser: Stellten klar, und zwar in so ziemlich allen anderen sozialen Netzwerken, dass Trump lügt. In den Netzwerken, in denen zwischen all den Schreihälsen und Frustrierten auch noch Menschen unterwegs sind, die Ehrlichkeit und Fairness für richtig halten. Nicht für schwach und dumm.

Vorgehen zeigt Ausmaß von Trumps Ratlosigkeit

Dass Trump lügt, ist ja, wie bereits ausgeführt, nichts Neues. In diesem Fall aber ist es Kirsche auf der Sahne, um mal im Themenbild „Süßigkeitenschublade“ zu bleiben. Trump setzt auf Tricks, um ins Weiße Haus zu kommen. Und zeigt damit das Ausmaß seiner Ratlosigkeit. Denn: Selbst für Trumps Verhältnisse ist es peinlich billig, KI-Bilder in den digitalen Orbit zu senden, die sich dermaßen schnell als Lüge entlarven lassen. Und ihn als verzweifelt.

Kamala Harris ist nicht der greise Biden, der sich im TV-Duell von Aussetzer zu Aussetzer quälte, Treppen nicht mehr zu bewältigen wusste und dem 78-jährigen Trump dadurch immer wieder einen Frischekick verlieh. Harris ist eine lebhafte Frau, viel jünger als Trump, deren Kampagnen-Team zudem auch die Codes und sozialen Netzwerke der jungen Wähler verstanden hat. Also die Orte, wo sich die "Swifties", die Anhänger von Taylor Swift, tummeln.

Diese Wahl ist noch nicht entschieden. Jede andere Aussage ist genauso unseriös wie Donald Trump. Aber das Trump-Team hat noch keine Antwort auf Harris. Und seine übliche Antwort – "Lüge" – verfängt bei vielen auch nicht mehr. Und das ist auch unabhängig von dieser Wahl eine gute Nachricht.

Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
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