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Cathy Hummels blamiert sich: Auch so beeinflussen Influencer die Jugend


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"Das widerspricht sich doch"
Die (unfreiwillig) gute Tat der Cathy Hummels

  • Nicole Diekmann
MeinungEine Kolumne von Nicole Diekmann

31.01.2024Lesedauer: 4 Min.
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Verträumter Blick: Cathy Hummels hat ein untrügliches Gespür für Fettnäpfchen. (Quelle: IMAGO/Horst Galuschka /imago-images-bilder)
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Schon wieder blamiert sich Cathy Hummels auf Instagram. Super, sagt unsere Kolumnistin: Denn diesmal könnte es positive Folgen haben – allerdings nicht für sie.

Sie hat es schon wieder getan. Wieder einmal hat Cathy Hummels in den sozialen Netzwerken einen Bock geschossen. Diese Episode ist in ihrem an Ausrutschern nicht armen Influencerinnen-Leben zwar harmlos. Der Unterschied ist jedoch: Womöglich hat sie jetzt endlich mal positiven Einfluss.

Aber beginnen wir am Anfang: Wir schreiben Mittwoch, den 17. Januar. Cathy Hummels postet ein Foto von sich. Wir sehen sie an einem Strand irgendwo auf dieser Welt. Dort ist es offensichtlich schön warm: Die Ex-Spielerfrau trägt nichts außer einer Bikinihose und Schmuck. Eine leichte Brise spielt mit ihrem Haar, der Gesichtsausdruck tiefenentspannt, der Blick sinnierend nach unten gerichtet. Der Text zum Bild lautet: "Man braucht nicht viel im Leben, um glücklich zu sein."

Nun müssen wir aber davon ausgehen, dass Flüge an einen im Januar sehr warmen Ort nicht zum Schnäppchenpreis zu haben sind. Und auch davon, dass Kette und Ohrringe nicht vom Wühltisch stammen. Dass viel Geld in Hummels' Brüsten steckt, wissen wir ebenfalls. Um an solche Informationen zu gelangen, muss man sich übrigens nicht sonderlich bemühen: Hummels' Verständnis von Privatsphäre gleicht ungefähr dem eines Exhibitionisten.

Aber gut, das war die alte Cathy. Auf dem Strandfoto sehen wir ja jetzt die neue. Und die braucht das alles nicht mehr: den Tand, den Glamour, die Öffentlichkeit, die Statussymbole der Schönen und Reichen. Sie ist jetzt eins mit der Natur – nicht mal mehr ein Bikini-Oberteil braucht sie.

Findet Cathy etwa den Pfad der Erleuchtung?

Vielleicht hat Cathy Hummels einfach so erfolgreich an ihren eigenen Yoga-Retreats teilgenommen, dass sie nun völlig Zen ist und über allem Irdischen steht. Retreats übrigens, die Hummels unfassbarerweise mal kurz als Mittel gegen Depressionen für teuer Geld verkaufte. Bis das Ganze einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde und hohe Wellen des Entsetzens schlug, etwa bei der Deutschen Depressionsliga. Hummels entschuldigte sich und löschte die Inhalte.

Aber das ist Schnee von gestern. Schwamm drüber. Jeder verdient eine zweite Chance.

Dann jedoch schreiben wir Donnerstag, den 18. Januar, ein Tag nach dem Strandfoto. Wieder postet Hummels ein Bild auf Instagram. Wieder scheint sie nachzudenken, während sie diesmal unter Bäumen hindurch einen Weg entlangschreitet. Ist es weiter der Weg, der sie in ihr neues Leben führt? Den Pfad der Erleuchtung entlang?

Aber Moment, was ist denn das? Die Cathy Hummels, die ja angeblich nicht viel braucht zum Glücklichsein, trägt nun etwas mehr als gestern noch. Und zwar einen kurzen Poncho. Schwarz-weiß ist er, mit Fransen versehen – und mit einem sehr gut sichtbaren Label: Christian Dior steht da zu lesen. Auch bei Hummels' Sandalen und dem Käppi, das sie trägt, handelt es sich nicht um Ramschware.

Ich bin zwar keine Fashion-Expertin, aber hier lege ich mich fest: Das ist das Gegenteil von Nichts. Das ist Luxus.

Geldmaschine dank Instagram

Oh nein. Ein Rückfall? Ging alles zu schnell? Fühlte sich das Glück im neuen, so fremd minimalistischen Leben beängstigend an? Oder ist der zarte, aufs Wesentliche, das wir alle nur mit dem Herzen gut sehen können, konzentrierte junge Vogel namens Cathy Hummels gefangen im goldenen Käfig? Haben sich Unternehmen, Labels und Agenturen gemeldet und Hummels an ihre Vereinbarungen und drohende drakonische Strafen erinnert, sollte sie ihren Teil der Abmachungen nicht einhalten?

Alles unwahrscheinlich, klar. Aber immer noch schmeichelhafter für Hummels als die naheliegendste Erklärung: Ihre Geldmaschine namens Instagram-Account folgt dem Grundsatz: "Ach, die sind eh alle so doof, das merken die gar nicht – und wenn doch, kann man sich ja immer noch entschuldigen."

Wo Licht ist, ist auch Schatten

So doof sind die aber gar nicht alle. Einige Kommentare unter Hummels' zweitem Post liefern dafür jedenfalls deutliche Hinweise: "Man braucht nicht viel, um glücklich zu sein … nur einen Dior-Poncho", schreibt da jemand. Jemand anderes ergänzt: "Das widerspricht sich doch." Auch der Account "Infoluencer" widmet sich auf X diesem plumpen Gegensatz.

Wo Schatten ist, da ist auch Licht. Womöglich könnte ausgerechnet Cathy Hummels mit dieser neuen peinlichen Episode unfreiwillig dazu beitragen, dass der Gesetzgeber künftig genauer hinschaut.

Denn gerade erst hat das Fraunhofer-Institut herausgefunden, wie stark Influencer Jugendliche in ihrem Kaufverhalten beeinflussen: "Ein substanzieller Anteil der befragten Jugendlichen (10,7 Prozent) gab an, regelmäßig Kaufimpulse oder Intrusionen zu erleben, also sich immer wieder aufdrängende Gedanken rund um ein Produkt." Weiter berichtet das Fraunhofer-Institut, dass 10,3 Prozent der Jugendlichen "oft" den unwiderstehlichen Drang verspürten, ein Produkt zu besitzen, das sie bei ihren Lieblingsinfluencern gesehen hatten. "Vier Prozent sagten, dies sei immer der Fall", warnen die Forscher – und fordern die Politik auf, im Sinne des Jugendschutzes einzugreifen. Junge Leute konsumierten Social Media überdurchschnittlich intensiv und seien besonders leicht zu beeinflussen. "Jugendliche sehen Influencerinnen als Vorbilder, die ihnen vorleben, was man anzieht, isst oder trinkt, um sozialen Anschluss zu erhalten."

Schiefes Machtverhältnis zwischen Influencer und Nutzer

All das weiß natürlich auch das Team hinter Cathy Hummels. Denn auch wenn es oft dilettantisch wirkt, was sie da auf Instagram so treibt – dahinter stecken Profis. Denen selbstverständlich der Stellenwert der sogenannten parasozialen Beziehung zwischen Influencern und Jugendlichen bewusst ist: Letztere hegen freundschaftliche Gefühle für "ihre" Influencer. Die wiederum pflegen dieses völlig schiefe Machtverhältnis, indem sie nicht nur Werbung posten, sondern auch immer wieder – scheinbar ohne Hintergedanken – Einblick in ihre Gefühlswelt erlauben. Indem sie etwa darüber schreiben, welche neuen, tiefgreifenden Erkenntnisse sie gewonnen haben. Wie zum Beispiel die, dass man nicht viel braucht zum Glücklichsein.

Um erfolgreich zu influencen, braucht es auch nicht viel. Zumindest nicht viel Skrupel oder Verantwortungsbewusstsein. Beides ist bei manchen Geschäftsmodellen eher hinderlich. Hoffentlich haben Hummels und ihr Team den Bogen diesmal überspannt. Und liefern jungen Leuten damit einen Anlass, noch mal sehr genau darüber nachzudenken, wem sie folgen – auch in ihren Kaufentscheidungen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
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