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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Netflix, Google, Facebook So klimaschädlich ist das Internet
Täglich werden Milliarden Suchanfragen gestellt und Videos im Internet angesehen. Kaum jemand denkt dabei ans Klima. Doch mit jedem Klick wird CO2 freigesetzt. Vor allem eine Branche hat daran großen Anteil.
Fliegen und Autofahren ist schädlich fürs Klima. Das dürfte den meisten Menschen mittlerweile bewusst sein. Aber die wenigsten machen sich darüber Gedanken, dass es ebenso klimaschädlich ist, sich ein Video bei YouTube anzusehen, kurz etwas bei Google zu suchen, oder online einzukaufen. 3,8 Millionen Suchanfragen werden weltweit pro Minute allein bei Google gestellt. Jede Suche erzeugt dabei laut Google 0,2 Gramm Kohlendioxid. Das bedeutet, dass allein die Suchmaschine pro Minute 760 Kilogramm CO2 produziert. Würde man diesen CO2-Ausstoß mit dem eines Autos vergleichen, fährt Googles Suchmaschine alle zehn Minuten einmal um die Welt.
Netflix ein Klimakiller?
Den Großteil ihrer Zeit verbringen Menschen im Internet aber nicht mit Google-Suchen, sondern mit dem Ansehen von Videos. Bei einem Drittel davon handelt es sich um pornografisches Material. Wären die Streamingdienste wie Netflix und Amazon ein Land, würden sie in einem Jahr so viel CO2 produzieren wie Chile, wie eine Untersuchung des "Shift Projects" zeigt.
Doch auch in analogen Zeiten war nicht alles besser. Dr. Matt Brennan von der Universität Glasgow hat verschiedene Musikdatenträger auf ihre Umweltfreundlichkeit hin getestet. Er kam zu dem Ergebnis, dass Musikdownloads und Streaming in der Zeit von 2013 bis 2016 deutlich mehr CO2 produzierten als CDs, Kassetten oder Vinyl-Schallplatten. Allerdings spart die digitale Musik deutlich an Plastik ein und ist zumindest in diesem Aspekt umweltfreundlicher. Wer umweltfreundlich Musik hören möchte, kann dies laut Greenpeace nur bei iTunes bedenkenlos tun. Spotify beispielsweise schnitt in der Untersuchung schlecht ab.
Die Server sind das Problem
Die Ursache für den hohen CO2-Ausstoß sind die Rechenzentren. Waren vor fünf Jahren noch die privaten Geräte mit Abstand die größten Stromverbraucher, so zeigt sich eine stärkere Verschiebung hin zu Rechenzentren, denn Cloud-Dienste liegen im Trend.
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Gerade Videos benötigen viel Speicherkapazität. Ein zehnstündiges HD-Video benötigt so viel Speicherplatz, wie alle englischen Wikipedia-Artikel im Textformat. Rechenzentren verbrauchen nicht nur den Strom, den sie für den Betrieb benötigen. Die zahlreichen Server produzieren auch viel Wärme. Deshalb müssen sie stets gekühlt werden. Das verbraucht zusätzlichen Strom.
"Mehr als 40 internationale Rechenzentrumsbetreiber sind mittlerweile in Frankfurt am Main angesiedelt. Sie machen zusammen inzwischen ein Fünftel des gesamten Strombedarfs der Stadt aus. Im Jahr 2017 haben die Rechenzentren 1.037 Gigawattstunden Strom verbraucht. Das heißt, sie verbrauchen mehr Strom als alle Haushalte in Frankfurt zusammen", heißt es in der CO2-Bilanz der Stadt Frankfurt vom November 2019.
Die Energieversorgung wird zum Problem
In Frankfurt ist allerdings auch die Börse angesiedelt, die mit ihrem weltweiten Hochgeschwindigkeitshandel zum Datenverkehr beiträgt. Auch der Internetknotenpunkt DE-CIX steht in der Mainstadt und trägt dazu bei, dass dort der Bedarf an leistungsfähigen Rechenzentren besonders groß ist.
Mehr Rechenzentren bedeuten auch einen höheren Energiebedarf. Das bestätigt eine Studie des Borderstep-Instituts. Demnach hat der Energieverbrauch von Rechenzentren in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Ein Grund dafür ist nach Ansicht der Wissenschaftler der Anstieg an Cloud-Diensten.
Ab dem nächsten Jahr gilt für Server und Datenspeicher die EU-Ökodesign-Verordnung. Dadurch sollen die Server energieeffizienter werden und Strom einsparen. Facebooks Server haben nach eigenen Angaben im Jahr 2018 rund 339.000 Tonnen CO2 emittiert.
Vom Rechenzentrum zur Heizung
Doch die großen Technologieunternehmen haben das Problem erkannt und versuchen gegenzusteuern. Apple generiert bereits über 80 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien. Auch Facebook und Google bekommen von Greenpeace für ihren Strommix die Note A. Am schlechtesten schneiden in diesem Report die US-Firma Oracle, der südkoreanische Hersteller Samsung und die chinesische Plattform Alibaba ab. Ihr Strom wird hauptsächlich in Kohle- und Atomkraftwerken produziert.
Mittlerweile haben zahlreiche IT-Unternehmen verkündet, ihren Strom auf 100 Prozent erneuerbare Energien umzustellen. Und auch neben dem Strommix gibt es Ideen, wie sich Rechenzentren klimaneutraler gestalten lassen. So wird die Abwärme von Datenzentren in Stockholm beispielsweise genutzt, um die Stadt zu heizen, und das Rechenzentrum des TÜV Nord in Hannover muss dank eines effizienten Energiemanagements erst ab einer Außentemperatur von 24 Grad heruntergekühlt werden. In Paris werden Schwimmbäder durch die Abwärme von Rechenzentren geheizt.
Smart Home und Industrie 4.0
Doch den Bemühungen um eine klimaneutrale Stromversorgung steht ein wachsender Energiebedarf gegenüber. Denn in Zukunft werden noch mehr Rechenzentren benötigt. Von der smarten Lampe oder dem Kühlschrank, die sich mit dem Internet verbinden, bis hin zu Industrie 4.0 – das Datenaufkommen wird steigen. So erwarten Experten, dass sich der Stromverbrauch durch WLAN, Festnetz und Mobilfunk bis 2030 von 722 Terrawattstunden (TWh) auf 3.725 TWh pro Jahr verfünffachen wird.
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Und daran trägt jeder, der das Internet nutzt, seinen Anteil. Übrigens: Die Recherche dieses Artikels hat 239 Gramm CO2 erzeugt. Das entspricht einer Autofahrt von 1,3 Kilometern.
- The Shift Projct
- Greenpeace: Clicking Clean
- Zdf.de: Klickscham
- Nachrichtenagentur Reuters
- Neue CO2-Bilanz für Frankfurt am Main
- Süddeutsche.de: Clouds voller CO2
- Reset.org: Der digitale Fußabdruck
- Citicenbravo.com: Studie
- Quarks.de: So viel Energie verbraucht das Internet
- Facebook: Sustainability
- Atmosfair: CO2 Rechner
- Heise.de: TÜV Nord
- Enterpriseai.news: Data Center Stockholm
- Europäische Union: Verordnung (EU) 2019/424 der Kommission
- Borderstep Institut: Energiebedarf von Rechenzentren in Deutschland 2017
- Statista: Prognose Datenvolumen