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Arztbuchungsplattform Doctolib schickte Daten an Facebook


Kaum anonymisiert
Arztbuchungsplattform Doctolib schickte Daten an Facebook

Von t-online, avr

Aktualisiert am 22.06.2021Lesedauer: 2 Min.
Das Logo von Doctolib auf einem Smartphone (Symbolbild): Die App schickte Daten an Facebook und Outbrain.Vergrößern des Bildes
Doctolib-Logo: Die App schickte Daten an Facebook und Outbrain. (Quelle: Hans Lucas/Ugo Padovani/imago-images-bilder)

Mithilfe von Doctolib können Nutzer mit wenigen Klicks Ärzte finden und Termine ausmachen. Experten fanden aber nun heraus, dass Doctolib Daten auch an Facebook weitergab – und das nur wenig anonymisiert.

Wer in der Vergangenheit einen Arzttermin über die Arztbuchungsplattform Doctolib ausgemacht hat, dessen Daten sind vermutlich bei Facebook und der Werbeplattform Outbrain gelandet. Das zeigt eine Recherche des Infoportals für sichere Handynutzung "Mobilsicher.de".

Denn wer in der App von Doctolib der Verarbeitung der Daten zustimmte, erlaubte auch, dass das Programm die Aktivitäten von Nutzern mithilfe sogenannter Cookies aufzeichnete und bestimmte Informationen an Facebook und Outbrain weitergab.

Diese Daten gingen an Facebook

In ihrem Beispiel suchten die Experten von "Mobilsicher.de" nach einem Urologen. Neben der Info, dass der Nutzer von Doctolib kommt, teilte das Unternehmen auch das Suchwort "Urologie", den Versicherungsstatus des Nutzers sowie die gewünschte Behandlung. In diesem Fall: "Vasektomie/Sterilisation Mann".

Zudem ging auch die IP-Adresse von Nutzern an Facebook und Outbrain. Mithilfe der IP-Adresse lassen sich Rückschlüsse auf den entsprechenden Nutzer ziehen. Mit Diensten wie einem "Virtual Private Network" (VPN) können User die eigene IP-Adresse verschleiern. "Mobilsicher.de" merkt hier aber auch an, dass die übertragenen Informationen nur die Suche von Nutzern betreffen. "Informationen über tatsächlich gebuchte Termine wurden in den Cookies nicht vermerkt", schreibt "Mobilsicher.de".

Für den Test nutzte "Mobilsicher.de" die App von Doctolib. "Da es sich um eine Web-App handelt, die die Inhalte einer Website als App darstellt, dürfte das Verhalten auf der Webseite und in der iOS-App identisch sein", schreibt "Mobilsicher.de".

Doctolib bekam Negativpreis

Mithilfe von Doctolib können Nutzer Ärzte finden und – wenn der Mediziner es anbietet – auch online Termine vereinbaren. Unter anderem setzen auch die Impfzentren in Berlin auf den Anbieter: Wer telefonisch keinen Impftermin vereinbaren kann oder möchte, kann per Doctolib einen Termin ausmachen.

Anfang Juni erhielt Doctolib den Negativpreis "Big Brother Award" durch den Datenschutzverein Digitalcourage. Laut Begründung missachtet Doctolib auf seiner Internetplattform die Vertraulichkeitspflicht und verarbeitet die Daten der Nutzer und aus Arztpraxen laut Datenschutzvereinigung für kommerzielle Marketingzwecke. Mehr dazu lesen Sie hier.

Doctolib löscht Cookies

Nach Anfrage von "Mobilsicher.de" reagierte Doctolib sofort und entfernte die entsprechenden Cookies aus seinem Dienst. "Bei einem erneuten Test am Montag, 21.06.2021, wurden weder Facebook noch Outbrain kontaktiert", schreibt "Mobilsicher.de".

Grund für die Datensammelei sei laut Doctolib-Manager Ilias Tsimpoulis gewesen, "den Erfolg unserer Marketingkampagnen zu messen". Wie Tsimpoulis zudem im Gespräch mit "Mobilsicher.de" erklärt, habe das Unternehmen bei "Facebook und bei Outbrain veranlasst, dass alle über die Cookies erfassten Daten aus der Vergangenheit gelöscht werden".

Auch Facebook äußerte sich in einer Stellungnahme zum Thema. Laut dem Unternehmen dürfen Nutzers "unserer Business-Tools keine persönlichen Gesundheitsdaten mit uns teilen. Sollten Unternehmen irrtümlich diese Daten mit uns teilen, sind unsere Filtermechanismen so gestaltet, dass sie gesundheitsbezogene Informationen erkennen können und die erkannten Daten entfernen, bevor diese in unseren Anzeigensystemen gespeichert werden. Wir sind mit Doctolib in Kontakt, um die korrekte Implementierung unserer Tools in Zukunft sicherzustellen", so ein Facebook-Specher.

Update 22.06.2021: Der Artikel wurde mit einer Stellungnahme von Facebook ergänzt.

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