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Datenanalyse: Wo sich die Corona-Lage in Deutschland bessert und wo nicht


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Datenanalyse
Wo sich die Corona-Lage bessert und wo nicht


09.02.2021Lesedauer: 3 Min.
Pendler in Hamburg: Der Lockdown bleibt wohl bis mindestens Ende Februar bestehen.Vergrößern des Bildes
Pendler in Hamburg: Der Lockdown bleibt wohl bis mindestens Ende Februar bestehen. (Quelle: Christian Charisius/dpa)
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Kurz vor dem nächsten Bund-Länder-Gipfel zeichnet sich ab: Lockerungen wird es vorerst nicht geben. Ein Blick in die Daten erklärt, warum.

Am Mittwoch wollen Bund und Länder erneut beraten, wie es in der Coronavirus-Pandemie weitergehen soll. Vorerst bleibt es wohl beim bundesweiten Lockdown, mindestens bis Ende Februar. Wenn gelockert werden soll, dann nur stufenweise und sehr vorsichtig, so der allgemeine Tenor. Ein Blick in die Daten erklärt die Zurückhaltung.

1. Die Inzidenz ist noch immer viel zu hoch

Zwar ist der bundesweite Trend seit Wochen rückläufig. Die Zahl der Landkreise mit einer 7-Tage-Inzidenz von mehr als 100 ist seit dem Beginn des "harten Lockdowns" Mitte Dezember deutlich gesunken. Trotzdem liegen die allermeisten Regionen (313 von 412 Landkreisen) immer noch deutlich über dem ehemaligen Grenzwert von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen.

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Nur 37 Landkreise verzeichneten laut den Zahlen des Robert Koch-Instituts in den letzten sieben Tagen weniger als 35 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner. Experten plädieren für deutlich niedrigere Werte, damit die Infektionsketten wieder durch gezieltes Testen und Isolieren von Kontakten durchbrochen werden können statt durch allgemeine Kontaktbeschränkungen.

2. Die Lage ist instabil

Die 7-Tage-Inzidenz ist stets nur eine Momentaufnahme. Schaut man auf die prozentuale Veränderung in den einzelnen Landkreisen, ergibt sich ein gemischtes Bild. Die folgende Karte zeigt, wo die Fallzahlen zuletzt gesunken (blau) oder angestiegen (rot) sind.

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In insgesamt 87 Landkreisen ist das Virus trotz der allgemein positiven Entwicklung wieder auf dem Vormarsch. Diese Entwicklungen gilt es im Blick zu behalten. Was hat den Wiederanstieg verursacht? Handelt es sich um eine vorübergehende Erscheinung, etwa einen einzelnen, leicht beherrschbaren Ausbruch, oder besteht Gefahr, dass die Entwicklung auf andere Regionen übergreift?

Auf der Ebene der Bundesländer sind es vor allem das Saarland und Bremen, wo eine erneute Trendumkehr in die falsche Richtung droht. Das zeigt auch, wie instabil die Lage ist. Einzelne Ereignisse können die Zahlen sprunghaft steigen lassen. Im schlimmsten Fall reicht eine Verlängerung des Lockdowns nicht aus.

3. Die Fallzahlen sinken nicht mehr so schnell wie zuvor

Die Bremswirkung des Lockdowns hat merklich nachgelassen. Zumindest flacht der Rückgang der Inzidenz und der täglich gemeldeten Neuinfektionen langsam ab. Das ist erwartbar – die Pandemie folgt im Grunde einer Exponentialfunktion. Doch auch hier wird man in nächster Zeit genau hinsehen müssen, falls die Zahlen trotz strikter Maßnahmen auf einem hohen Niveau stagnieren sollten. Liegt es vielleicht an einer allgemeinen Lockdown-Müdigkeit, die dafür sorgt, dass Regeln nicht mehr eingehalten werden? Oder zeichnet sich hier schon der Effekt der ansteckenderen Coronavirus-Mutationen ab?

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Vieles spricht dafür, dass sich die Varianten B.1.1.7 und B bereits unter der Oberfläche ausbreiten. Inzwischen wurden sie in allen Bundesländern nachgewiesen. Das RKI schätzt den Anteil der Neuinfektionen, die auf die "UK-Variante" zurückzuführen sind, bundesweit auf knapp 6 Prozent. In einzelnen Regionen wie Baden-Württemberg und Köln, wo bereits verstärkt nach den Mutationen geforscht wird, liegt der Anteil nachweislich darüber.

Je größer die Verbreitung dieser ansteckenderen Variante, desto eher ist mit einem erneuten exponentiellen Anstieg der Fallzahlen zu rechnen – selbst unter den gegenwärtigen Einschränkungen. Die Hintergründe haben wir hier erklärt. Ausgehend von dem, was man bisher über die Coronavirus-Mutationen weiß, rechnen Experten damit, dass sich bereits Ende Februar, Anfang März eine dritte Welle ankündigen könnte.

Der Vorteil ist: Politik, Gesundheitsbehörden und Bevölkerung sind vorgewarnt. Im Ernstfall weiß jeder, was zu tun ist. Auch die Coronavirus-Mutationen lassen sich durch Kontaktbeschränkungen zurückdrängen. Großbritannien hat es vorgemacht.

4. Der R-Wert ist zu hoch

Die nur langsam abflachende Kurve bei den Neuinfektionen spiegelt sich auch im R-Wert wieder. Zur Erinnerung: Er gibt an, wie viele Personen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt. Ein R-Wert über 1 bedeutet exponentielles Wachstum. Bei R unter 1 sinken die täglichen Neuinfektionen, ebenfalls exponentiell.

Aktuell pendelt der sogenannte "stabile" R-Wert des RKI um die 0,9 herum. Modellrechnungen zeigen, dass das vor dem Hintergrund der sich ausbreitenden Corona-Mutationen ein riskanter Zustand ist. Denn sobald sich eine ansteckendere Variante durchsetzt und den Wildtyp verdrängt, klettert der R-Wert automatisch auf deutlich über 1. Der Lockdown müsste dann wohl nicht nur aufrechterhalten, sondern sogar verschärft werden.

Dabei kann die erste und zweite Stelle nach dem Komma einen gewaltigen Unterschied machen. Mit einem effektiven R-Wert von 0,7 oder 0,8 etwa sinken die Fallzahlen deutlich schneller als es gegenwärtig der Fall ist. Der Inzidenz-Zielwert – egal, ob man ihn nun bei 50, 25 oder 10 ansetzt – wird früher erreicht. Gleichzeitig werden auch die Coronavirus-Mutationen ausgebremst.

So weit die Theorie. Doch was bedeutet das für die Praxis? Hier ist nun die Politik gefragt. Die Öffentlichkeit verlangt nach einem Plan und Perspektiven. Eins sollte jedenfalls klar sein: Zur Normalität ist es noch ein langer Weg.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Zeitreihe des RKI (csv-Datei)
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