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Drogen, Kriegswaffen, Auftragsmorde: BKA analysiert tausende Nachrichten aus Geheim-Chat


Drogen, Kriegswaffen, Auftragsmorde
BKA analysiert Hunderttausende Nachrichten aus Geheim-Chat

Von t-online, jnm

23.09.2020Lesedauer: 2 Min.
Ein Smartphone und ein Notebook: Das BKA wertet geheime Chat-Nachrichten von Kriminellen ausVergrößern des Bildes
Ein Smartphone und ein Notebook: Das BKA wertet geheime Chat-Nachrichten von Kriminellen aus (Quelle: Westend61/imago-images-bilder)

Deutsche Polizeibehörden haben laut einem Medienbericht Zugriff auf hunderttausende Nachrichten aus kriminellen Geheim-Chats erhalten. In den Niederlanden konnten mit den Daten schon Auftragsmorde verhindert werden.

Europäischen Ermittlern von Europol ist im Frühjahr ein Coup gegen Zehntausende Kriminelle gelungen: Sie konnten die kompletten Nachrichten sichern, die über die Krypto-Handys von EncroChat verschickt wurden. Diese wurden vor allem von Kriminellen genutzt, um damit verschlüsselte Nachrichten zu verschicken.

Der Erfolg von Europol ist bereits seit dem Sommer bekannt. Doch im Datenbestand sollen sich auch über 3.000 Nutzer aus Deutschland befunden haben. Hunderttausende Chat-Nachrichten wurden deshalb vor einigen Monaten von französischen Sicherheitsbehörden an das Bundeskriminalamt (BKA) weitergegeben, wie Recherchen des NDR ergeben haben. Laut einem Bericht auf "tagesschau.de" seien in Deutschland mittlerweile mehrere Landeskriminal- und Zollfahndungsämter mit den Ermittlungen zu den geheimen Chats beschäftigt.

Laut NDR-Recherche konnten die deutschen Behörden durch die Chats wichtige Informationen zu großen Drogengeschäften, dem Handel mit Kriegswaffen, Sprengstoffen und weiteren kriminellen Handlungen gewinnen. Dabei finde man vielfach wichtige Hinweise zu Ermittlungen, die bereits begonnen wurden. Allerdings stießen die Behörden auch auf bislang noch nicht entdeckte Straftaten und Täter.

Coup gegen Kriminelle gelang bereits im Frühjahr

Der Coup gegen EncroChat war im Juli öffentlich geworden. Berichten zufolge war es der französischen und niederländischen Polizei Anfang April gelungen, in einen Server von EncroChat einzudringen und dort Wochenlang alle Chats unbemerkt mitzulesen.

EncroChat selbst verkauft speziell modifizierte Android-Smartphones: Über einen Code gelangt der Nutzer zu einer geheimen Chatfunktion über die verschlüsselte Nachrichten verschickt werden können. Über einen Code ließen sich die Geräte komplett und nachhaltig löschen – perfekte Voraussetzungen also für Kriminelle. Laut Europol hätten allein die Geräte über 1.000 Euro gekostet, weitere Abo-Gebühren für den Dienst hätten bei 3.000 Euro pro Jahr gelegen. Das Unternehmen soll insgesamt rund 60.000 solcher Geräte verkauft haben.

Da sich die Kriminellen innerhalb der Chats auf den EncroChat-Geräten absolut sicher gefühlt hätten, sollen sie sehr offen über Verbrechen gesprochen haben, berichtete ein niederländischer Ermittler dem NDR. Viele von den Nutzern seien "wirklich bedeutende Namen der Szene". Dort habe man etwa auch mehrere Auftragsmorde verhindern können.

Bereits mehrere Verhaftungen

Bereits jetzt habe es dank der EncroChat-Ermittlungen auch in Deutschland mehrere Verhaftungen gegeben, berichtet der NDR aus ungenannten Quellen: In Hamburg seien Hintermänner einer Kokainbande festgenommen worden, in Köln habe man Heroin, Kokain und Munition sicherstellen können.

Tatsächlich böten die Chats aber noch etwas viel Wichtigeres: nämlich Einblicke in die kriminellen Netzwerke. Das könnte mittelfristig erlauben, auch deren Hintermänner festzusetzen. Diese Ermittlungen würden voraussichtlich aber noch Jahre andauern.

Verwendete Quellen
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