2300 Kilometer Glasfaser Großes Breitbandprojekt für ländlichen Raum gestartet
Gardelegen (dpa) - Wenn es darum geht, wo ländliche Gebiete schlechter dran sind, als die Städte, wird die Internetversorgung eigentlich immer genannt.
Im Norden Sachsen-Anhalts ist jetzt das flächenmäßig größte Breitbandprojekt gestartet, das öffentlich gefördert wird. Der Bund und die EU geben 135 Millionen Euro, damit 2300 Kilometer Glasfaserkabel in der dünn besiedelten Altmark verlegt werden können, wie Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer am Montag in Gardelegen sagte. Die verlegte Kabellänge entspreche der Entfernung zwischen Gardelegen und dem südlichsten Punkt des europäischen Festlands im spanischen Tarifa.
Mit der Förderung von Bund und EU können mehr als 30 000 Haushalte, nahezu 3000 Unternehmen und knapp 800 Institutionen mit einem schnellen Anschluss versorgt werden. Aufgrund der EU-Vorgaben müsse das Netz im Sommer 2022 fertig sein, sagte Landrat Michael Ziche (CDU). Die beiden Altmarkkreise Salzwedel und Stendal, die zusammen etwa zweimal so groß sind wie das Saarland, haben sich schon vor Jahren mit mehreren Gemeinden zusammengetan, um mit einem gemeinsamen Zweckverband eine Internetversorgung für ihre Region zu sichern, in der sich das wirtschaftlich für die großen Anbieter nicht lohnt. Man habe viel Lehrgeld bezahlt, aber jetzt könne ausgebaut werden.
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) nannte das gemeinsame Vorhaben von zwei Landkreisen und mehreren Gemeinden ein starkes Signal. "Ziel muss sein, eine digitale Spaltung zwischen Stadt und Land zu verhindern, weil schnelles Internet längst so wichtig wie Strom und Wasser ist", sagte ein VKU-Sprecher. Laut Verband sind bundesweit 190 kommunale Unternehmen im Breitbandausbau aktiv und investierten zuletzt mehr als 450 Millionen Euro pro Jahr. Dabei setze ein Großteil auf Glasfaser - auch im ländlichen Raum.
Die Bundesregierung hat als Ziel ausgegeben, dass in fünf Jahren alle in Deutschland mit mindestens einem Gigabit pro Sekunde surfen können. Derzeit sind laut jüngstem Breitbandatlas rund 43 Prozent der Haushalte mit dieser Bandbreite versorgt. Wo die privaten Telekommunikationsanbieter nicht selbst Kabel verlegen, weil es unwirtschaftlich ist, gibt es Fördergelder dazu.
Scheuer sagte, derzeit würden mehrere große Projekte in die Tat umgesetzt. "Da werden jetzt richtig Kilometer gemacht, im wahrsten Sinne des Wortes." Als Beispiele nannte er ein bereits laufendes Projekt auf der Insel Poel (Mecklenburg-Vorpommern) und ein anstehendes Projekt in der brandenburgischen Uckermark.
Die vielfältige Internetwelt solle nicht nur in Berlin-Mitte verfügbar sein, sondern auch im ländlichen Raum, sagte Scheuer. Es gehe auch um die Mobilität der Zukunft sowie die Chancen der Telemedizin. "Wer heute Glasfaser hat, wird morgen 5G haben." Die neueste und besonders reaktionsschnelle Mobilfunkgeneration erfordert einen Glasfaseranschluss. Sie ist vor allem für die Industrie interessant. Das Glasfasernetz soll laut Bundesverkehrsministerium unter anderem ermöglichen, Ampeln intelligent zu schalten.