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Kritik an Corona-App: Infizierte sollen sich per Hotline melden


Statt QR-Code
Corona-App: Infizierte sollen sich per Hotline melden

Von t-online, avr

Aktualisiert am 05.06.2020Lesedauer: 3 Min.
Eine Frau mit Smartphone: Die Corona-Warn-App solle Mitte Juni erscheinen.Vergrößern des Bildes
Eine Frau mit Smartphone: Die Corona-Warn-App solle Mitte Juni erscheinen. (Quelle: Mikhail Tereshchenko/TASS/imago-images-bilder)

Im Juni soll die Corona-Warn-App in Deutschland erscheinen. Nun wurde bekannt, dass es auch zwei Hotlines für die App geben sollen. Besonders eine davon ist heikel.

Mitte Juni soll die Corona-Warn-App in Deutschland für alle Nutzer erscheinen. Mit dem Start werden für Anwender auch zwei Hotlines für die App geschaltet. Das berichtet der "Spiegel" in seiner aktuellen Ausgabe (24/2020).

Eine Hotline soll sich dabei um technische Fragen von Nutzern kümmern. Mit der anderen können positiv Getestete dagegen die Warnmöglichkeit in der App freischalten.

Labore noch nicht bereit

Bisher war vorgesehen, dass Nutzer ihr Testergebnis durch Scan eines QR-Codes des Gesundheitsamtes belegen. Allerdings sei die telefonische Freischaltung jetzt notwendig, da Labore noch nicht über eine sichere digitale Anbindung verfügen, wie der "Spiegel" berichtet.

Wer die Hotline anruft, soll mit einem psychologisch geschulten Mitarbeiter telefonieren. Mithilfe von Testfragen sollen die klären, ob tatsächlich ein positiver Test vorliegt oder ein Scherzbold in der Leitung ist.

Linke zweifeln am Hotline-Konzept

Anke Domscheit-Berg, Netzexpertin in der Linken-Fraktion, hält das Hotline-Verfahren für problematisch und "missbrauchsanfällig", schreibt der "Spiegel". Die App lasse sich "nicht allein mit Testfragen von Callcenter-Mitarbeitern trollsicher machen".

Häufige Falschmeldungen könnten die Akzeptanz der App gefährden und damit ihre breite Nutzung. Zudem müsse die Anonymität gewahrt bleiben und ein ungewolltes "Outing" etwa durch die eigene Mobilnummer ausgeschlossen werden.

Auf Datenschutzprobleme hingewiesen

Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Ulrich Kelber hält "die Gründe, weshalb eine Hotline eingerichtet wird, für plausibel", hat aber ebenfalls Vorbehalte: "Es ist klar, dass der Weg über die Hotline nicht mit einer vollständig pseudonymen Nutzung der App über das automatisierte Verfahren mithalten kann", zitiert der "Spiegel" Kelber.

Man habe angesichts der Hotline-Pläne bereits "auf mögliche Probleme des Datenschutzes hingewiesen", so Kelber, was für "erhebliche Verbesserungen des geplanten Verfahrens" gesorgt habe. Die Verantwortlichen müssten nun schnellstmöglich dafür sorgen, "dass das automatisierte Verfahren von möglichst allen App-Anwendenden genutzt werden kann, die diesen Weg wünschen".

Code auf Github verfügbar

Wer das Konzept und den Quellcode der Corona-Warn-App selbst einsehen möchte, kann das auf der Entwicklerplattform tun. Die Dokumente sind dabei sowohl auf englisch als auch deutsch erhältlich. Mehr um Thema lesen Sie hier.

Mithilfe der Corona-Warn-App sollen Infektionen leichter verfolgt und schneller eingedämmt werden können. Der Datenaustausch soll dabei anonymisiert und dezentral erfolgen. Ursprünglich war die App für Mitte April geplant, die Diskussion um die Speicherung der Daten verzögerte aber den Prozess.

Viele Bürger wollen App nicht nutzen

Aktuellen Umfragen zufolge würden aber weniger als die Hälfte der Bundesbürger eine Corona-Warn-App herunterladen. 42 Prozent der Befragten würden laut dem neuen ARD-Deutschlandtrend eine solche App zur Nachverfolgung von Corona-Infektionsketten auf dem eigenen Smartphone nutzen. 39 Prozent würden sie nicht nutzen. 16 Prozent gaben in der Umfrage an, kein Handy oder Smartphone zu besitzen.

Die Linke im Bundestag fordert unterdessen, den Einsatz der geplanten Corona-Warn-App per Gesetz zu regeln. "Die Einführung einer solchen App kann nur auf einer eigenständigen gesetzlichen Grundlage erfolgen und bedarf zwingend einer umfassenden Beteiligung des Parlamentes", heißt es in einem Brief des Parlamentarischen Geschäftsführers Jan Korte an Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) und die anderen Fraktionen. Das Schreiben liegt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitag) vor. Weiter schrieb Korte: "Ich hoffe, Sie setzen sich auf allen Ebenen ebenfalls für die Befassung des Parlaments mit dieser Thematik ein."

Der digitalpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Tankred Schipanski, lehnt dies ab. "Es gibt keinen Zwang, sich die App herunter zu laden oder sie zu nutzen", sagte er dem RND. "Es liegt also kein staatlicher Eingriff vor. Deshalb sehe ich nicht, warum es eines Gesetzes bedarf."

Zusätzliche, durch die App gewonnene Daten würden nur auf Grundlage einer Einwilligung an das Robert-Koch-Institut weitergeleitet. Und wenn etwa Arbeitgeber oder Reiseveranstalter auf der Nutzung der App bestünden, dann sei dies ihr gutes Recht.

Verwendete Quellen
  • Meldung von der "Spiegel", Ausgabe 24/2020
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Recherche
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