ProSieben-Chef auf DLD Deutscher Streamingdienst könnte im Spätsommer starten
Der Chef des Fernsehkonzerns ProSieben Sat.1 sieht auf dem Markt der Streamingdienste Bedarf für einen deutschen Anbieter. Es gebe neben Amazon und Netflix noch Platz für einen deutschen Dienst, sagte Max Conze am Sonntag am Rande der DLD-Konferenz in München.
"Dieser könnte alle deutschen Inhalte vereinen, die die Leute mögen." Er zeigte sich zuversichtlich, dass ein solches Angebot in Zusammenarbeit mit Discovery, dem öffentlich-rechtlichen ZDF, dem Verlagshaus Axel Springer und möglicherweise noch anderen Partnern im Spätsommer starten könne. Disney und Comcast haben für 2019 den Start eigener Streaming-Dienste in Aussicht gestellt.
Die Preiserhöhung des Streamingriesen Netflix gebe Anlass zur Hoffnung, sagte der ProSieben-Chef. Denn dies zeige, dass die großen US-Anbieter von Filmen und Serien via Internet sich möglicherweise mehr in Richtung Gewinn orientierten und sich nicht mehr nur auf Wachstum fokussierten.
"Für die Verbraucher sind sie toll, aber es ist schwer, gegen sie anzukommen. Wenn diese Firmen sich in Zukunft etwas mehr darauf konzentrieren, das in ein profitables Geschäftsmodell zu verwandeln, macht es das für uns etwas einfacher, mit ihnen zu konkurrieren." Conze hatte den Chefposten bei dem Münchener Konzern im Juni 2018 übernommen. Online-Plattformen sind die am stärksten wachsende Sparte des Fernsehkonzerns und zählen zugleich zu den wichtigsten Werbekunden von dessen TV-Sendern.
Nicht versuchen, Netflix zu sein
TV-Sender sollten sich im Wettbewerb mit Streaming-Diensten wie Netflix aus Sicht von Conze auf ihre Stärken besinnen. "Ich denke, man sollte mit Netflix konkurrieren, indem man nicht versucht, Netflix zu sein", sagte er in München.
Der US-Dienst sei gut darin, Serien zu ordern, die den Zuschauern gefallen. "Aber Entertainment ist noch viel mehr: Nachrichten, Sport, Live-Shows." Wenn es den Sendern gelinge, beliebte Formate und Sendungen in die digitale Welt zu bringen, hätten sie eine starke Wettbewerbsposition. ProSiebenSat.1 will im Sommer eine neue Streaming-Plattform an den Start bringen.
"The Voice" erreicht zehn Millionen Zuschauer
Zudem habe die klassische TV-Branche noch ein starken Rückhalt in der Bevölkerung, betonte Conze. Wenn sich zehn Millionen Zuschauer das Finale von "The Voice of Germany" ansähen, seien das immer noch mehr als Netflix oder Amazons Streaming-Dienst Kunden in Deutschland hätten. Zugleich müssten die TV-Unternehmen keine Angst haben, mit neuen Angeboten in ihr eigenes bisheriges Geschäft zu schneiden – sonst würden das andere tun.
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Netflix selbst betont stets, dass man sich grundsätzlich im Wettbewerb mit allen Angeboten sehe, mit denen Menschen ihre Zeit verbringen. So hieß es bei der Vorlage der jüngsten Quartalszahlen, das populäre Online-Spiel "Fortnite" sei aktuell ein größerer Konkurrent als der Bezahlsender HBO, der ein direkter Konkurrent ist.
- Nachrichtenagenturen dpa, Reuters