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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Red Dead Redemption 2" Ausbeutungsvorwürfe trüben Vorfreude auf das Wildwest-Abenteuer
Mit dem Western-Abenteuerspiel "Red Dead Redemption 2" für Playstation und Xbox geht am Freitag ein mit Spannung erwarteter Spitzentitel an den Start. Doch Ausbeutungsvorwürfe gegen den Entwickler "Rockstar Games" trüben die Vorfreude vieler Fans.
"Rockstar Games" ist bekannt für extrem aufwändig produzierte Spieletitel wie die "Grand Theft Auto"-Serie (GTA). Mit dem Western-Abenteuer "Red Dead Revolver" besetzte die Blockbuster-Schmiede 2004 ein eher ungewöhnliches Genre – und landete 2010 mit dem Nachfolger "Red Dead Redemption" einen Riesenhit. Mehr als 14 Millionen Mal wurde der Titel verkauft. Acht Jahre später soll nun die Fortsetzung "Red Dead Redemption 2" für 60 Euro in den Handel kommen. Am Freitag, den 26. Oktober erscheint das Spiel für Playstation und Xbox – ein Jahr später als geplant.
Zweimal wurde der Veröffentlichungstermin bereits verschoben. Die Fans nahmen es gelassen, weiß der Chefredakteur von "Giga Games" Stephan Otto zu berichten. Laut Otto vertraut die Gamer-Community nämlich darauf, dass sich das Warten lohnt. "Die Fans erwarten ein Spiel, das dem von Rockstar gewohnten Standard entspricht."
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Das Spiel gilt schon jetzt als eines der wichtigsten und größten Neuerscheinungen des Jahres. Gerüchten zufolge soll es zwischen 150 und 180 Gigabyte (GB) Speicherplatz einnehmen und deshalb auf zwei Discs ausgeliefert werden. Zum Vergleich: Einer der bisherigen Rekordhalter in Sachen Datenmenge war "Destiny 2" mit 90 GB.
Was bedeutet das? Zunächst einmal: Fans können wohl auf eines der größten und detailreichsten "Open World"-Abenteuer aller Zeiten hoffen. Das heißt, der Spieler kann sich frei in der Spielewelt bewegen und unterwegs Aufträge ("Quests") annehmen. Die Spielzeit des Hauptquests, in dem die zentrale Geschichte erzählt wird, soll allein 70 Stunden betragen. Hinzu kommen unzählige Nebenquests. Die 4K-Grafikauflösung treibt die Datenmengen ebenfalls in die Höhe.
In "Red Dead Redemption 2" schlüpft der Spieler in die Rolle des Gauners Arthur Morgan, der sich nach einem schief gelaufenen Raubüberfall auf der Flucht befindet. Zunächst schlägt er sich zusammen mit seiner Gang in Richtung Westen durch; Gesetzeshüter und Kopfgeldjäger sind ihnen immer dicht auf den Fersen. Doch dann droht die Gemeinschaft im Streit zu zerfallen und Morgan muss ein paar wegweisende Entscheidungen treffen.
Die Fortsetzung des Western-Abenteuers weckt laut einer internationalen Umfrage schon jetzt das Interesse von knapp einem Drittel der Gamer. Fünf Prozent haben das Spiel sogar schon vorbestellt. Anders als Saisontitel wie die Fußball-Simulation "Fifa" dürfte sich das Spiel über lange Zeit hinweg gut verkaufen.
Game-Experte Otto erklärt sich den Erfolg so: "Rockstar hat das Western-Genre in den Mainstream gebracht und sich damit unter allen Top-Entwicklern definitiv ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen." Konkurrenz gebe es nur aus dem Independentbereich.
Das Konzept der "Red Dead Redemption"-Serie scheint zudem ein breites Publikum anzusprechen, nicht nur die Hardcore-Gamer. Fieberhaft suchen die Fans kurz vor der Veröffentlichung nach Hinweisen, ob "Red Dead Redemption 2" womöglich auch als PC-Version erscheint. Denn das würde bedeuten, dass noch mehr Menschen Zugang zu dem Spiel haben. Zudem könnten dadurch mögliche Beschränkungen im Onlinemodus umgangen werden, erklärt Otto. Die beiden Konsolenkonkurrenten Sony und Microsoft erlauben nämlich kein "Crossplay", das heißt: Playstation-Besitzer können zwar mit anderen PC-Gamern übers Internet zocken, nicht aber mit einem Xbox-Eigentümer. "Wenn der Titel auch als PC-Spiel erscheint, muss ich mir nicht erst überlegen, welche Konsole ich mir kaufen muss, um es mit meinen Freunden spielen zu können", erklärt Otto.
Der zweite Teil von Red Dead Redemption soll sich durch eine besondere Detailverliebtheit auszeichnen. Vor allem auf eine realitätsnahe Darstellung der Pferde wurde offenbar viel Wert gelegt. So können die Tiere sterben, wenn der Spieler sie schlecht behandelt. Bei schlechtem Wetter sträubt sich das Fell. Auch Nichtspieler-Charaktere reagieren auf ihre Umwelt und auf die Handlungen des Spielers. Läuft man etwa mit gezogener Waffe herum, bekommen die Leute Angst und verweigern dem Spieler möglicherweise die Auskunft.
Die Macher selbst halten sich bedeckt: Megatitel wie "Red Dead Redemption 2" werden unter strenger Geheimhaltung entwickelt. Doch die komplette Abschottung gelingt nur selten. "Meistens gibt es irgendwelche ehemaligen Mitarbeiter, die schon lange vor der Veröffentlichung Informationen durchstechen", so Otto. "Bei 'Red Dead Redemption' war das anders." Erst wenige Tage vor dem Erscheinungstermin dringen bisher verschwiegene Details zum Spiel nach draußen. Die Gerüchteküche brodelt. "Jeder Fetzen Information wird von der Fangemeinde aufgesogen", sagt Otto.
Den Entwickler dürfte das freuen: Durch den ganzen Medienrummel spart er sich Geld für Marketing und Werbung, die bei einem Blockbuster oft einen Großteil der Produktionskosten ausmachen. Insgesamt soll Rockstar für "Red Dead Redemption 2" etwa 80 Millionen Euro ausgegeben haben – eine beachtliche Summe, aber noch kein neuer Rekord in einer Branche, die auch schon neunstellige Kosten produziert hat.
Ausbeutungsvorwürfe gegen den Entwickler
Allerdings sind die Schlagzeilen kurz vor dem Start nicht nur positiv. So löste ein Interview des Rockstar-Mitbegründers Dan Houser einen regelrechten Shitstorm und eine Debatte über die Arbeitsbedingungen in der Games-Branche aus. In dem Interview hatte Houser damit geprahlt, dass die Mitarbeiter kurz vor dem Release 100 Stunden die Woche schuften mussten, um das Spiel rechtzeitig fertig zu stellen. Die Leser reagierten auf die 14-Stunden-Schichten aber nicht etwa mit Bewunderung für die Hingabe der Entwickler, sondern mit Entsetzen und Wut auf die Führungsriege.
Giga Games widmet sich dem Thema "Ausbeutung in der Gamesbranche" in einer ganzen Podcast-Folge:
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Die schockierenden Enthüllungen bei Rockstar Games geben der Gamer-Community aber auch die Gelegenheit zur Selbstreflexion. "Die Frage ist doch: Zu welchem Preis wollen wir uns unterhalten lassen?", findet der Giga Games-Chefredakteur Otto. Tatsächlich sei es nämlich kein Geheimnis, dass die Mitarbeiter bei den Top-Entwicklern aus den USA häufig einem großen Arbeitsdruck ausgesetzt sind, sagt der Experte. Die Branche hat sogar ein eigenes Wort dafür: "Diese sogenannte 'Crunchtime' kurz vor dem Erscheinungsdatum gibt es bei jedem Megatitel", so Otto.
Doch im Fall von "Red Dead Redemption 2" scheint das Ausmaß besonders extrem gewesen zu sein. Gerüchten zufolge soll die Firma ihre Mitarbeiter in einem Rundschreiben zu mindestens 60 Stunden pro Woche verpflichtet haben. Sogar ein Wäschereinigungsservice soll für die Mitarbeiter eingerichtet worden sein, um sie möglichst lange bei der Arbeit zu halten.
Rockstar versuchte die Vorwürfe als "Missverständnis" herunterzuspielen. Demnach seien die Überstunden auf freiwilliger Basis erbracht worden. Sie seien aber nicht von den Mitarbeitern erwartet worden. Die Betroffenen hatten das wohl anders verstanden.
- Eigene Recherche
- Giga Games über "Red Dead Redemption 2"
- Produktseite zu "Red Dead Redemption 2"