Wahlkampf-Affäre Facebooks Sicherheitschef verlässt Konzern im Streit
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Der Sicherheitschef von Facebook, Alex Stamos, verlässt laut der "New York Times" den Konzern nach einem Streit über den richtigen Umgang mit einer russischen Desinformationskampagne.
Alex Stamos habe sich innerhalb des weltgrößten Sozialen Netzwerks dafür stark gemacht, diese Vorgänge zu untersuchen und öffentlich zu machen, berichtete die "New York Times" am Montag unter Berufung auf frühere und gegenwärtige Mitarbeiter. Damit sei er jedoch oft bei der Konzernspitze angeeckt, etwa bei Sheryl Sandberg, zuständig für das operative Geschäft.
Nachdem im Dezember 2017 seine Aufgaben anderen zugeteilt worden seien, habe Stamos beschlossen, Facebook zu verlassen, heißt es. Das Management habe jedoch befürchtet, dass dies einen schlechten Eindruck machen könnte und ihn dazu bewegt, bis August 2018 zu bleiben.
Facebook habe zunächst zu den Angaben nicht Stellung gekommen, berichtete die Zeitung weiter. Stamos erklärte, er habe "einige Meinungsverschiedenheiten mit allen meinen Kollegen gehabt, einschließlich der Führung".
Auf Twitter erklärte er, er sei "der Arbeit bei Facebook weiter voll verpflichtet". Er arbeite an aktuellen Sicherheitsprobleme und "der Sicherheit von Wahlen".
Daten von Millionen Facebook-Nutzern missbraucht
Facebook war nach der US-Präsidentschaftswahl 2016 vorgeworfen worden, nicht genug gegen mutmaßliche russische Wahlbeeinflussung unternommen zu haben. US-Kongressabgeordnete hatten eine stärkere Regulierung des Konzerns ins Gespräch gebracht.
Diese Forderung wurden nun wieder laut nach Medienberichten, die britische Firma Cambridge habe Analytica mutmaßlich Daten von Millionen Facebook-Nutzern unerlaubt für Wahlwerbung genutzt. Die Aktie des Konzerns hatte vor der Veröffentlichung des Berichts der "New York Times" im regulären Handel fast sieben Prozent verloren.
Zuckerberg soll vor US-Justizausschuss aussagen
Facebook gerät nach dem öffentlich gewordenen Datenmissbrauch immer stärker unter Druck. Der Konzern hätte betroffene Nutzer informieren müssen. Die britische und die US-Regierung untersuchen, ob der Konzern gegen die Gesetze verstoßen hat – falls ja drohen Strafen in Millionenhöhe. Facebook CEO Mark Zuckerberg soll vor dem US-Justizausschuss befragt werden.
Auch die EU will den Fall prüfen und gegebenenfalls gegen Facebook vorgehen. Der Konzern hat die Firma Stroz Friedberg angeheuert, die untersuchen soll, ob Cambridge Analytica noch Daten der betroffenen Nutzer gespeichert hat. Das Unternehmen beschäftigt Experten für digitale Forensik und hat bereits in ählichen Fällen, zum Beispiel bei Uber, Untersuchungen vorgenommen.
- Nachrichtenagentur Reuters
- Bericht der "New York Times"