Stiftung Warentest deckt auf Der Hype um die Mystery-Boxen: So gut ist der Inhalt wirklich
Die Mystery-Box wird als Schnäppchen und nachhaltig beworben. Wie gut ist der Deal wirklich? Die Stiftung Warentest offenbart den Inhalt dreier Pakete.
Ein mysteriöses Päckchen öffnen und sich von dem unbekannten Inhalt überraschen lassen: klingt verlockend. Seit einiger Zeit können Verbraucher online, in Geschäften oder an speziellen Automaten sogenannte Mystery-Boxen mit Warenrücksendungen kaufen und auf wertige Produkte hoffen – es könnte ja ein retourniertes iPhone oder ein Markenshirt enthalten sein.
Die meisten Käufer werden allerdings enttäuscht: Den Inhalt benötigt oft niemand und vieles wirkt billig produziert. Zu diesem Fazit gelangt die Stiftung Warentest, die probeweise Mystery-Boxen in drei verschiedenen Preiskategorien gekauft hat ("Finanztest"-Ausgabe 2/25).
Nachhaltigkeits-Argument verfängt kaum
Das Nachhaltigkeits-Argument vieler Anbieter, man könne für wenig Geld Retouren vor der Vernichtung retten, geht also meist nicht auf. Wer Unnützes aus dem Automaten oder aus dem Geschäft ausgepackt hat, kann höchstens versuchen, dies auf dem Flohmarkt loszuwerden.
Online bestellte Boxen lassen sich zwar bei Nichtgefallen zurückschicken. Eine retournierte Retoure ist aber auch alles andere als nachhaltig – und kann zusätzliche Kosten bedeuten, die der Käufer möglicherweise selbst tragen muss.
Angaben zum Wert sind oft unklar
Die erste Mystery-Box im Test kam aus einem Automaten. Kostenpunkt: 10 Euro. Das Ergebnis: eine bunte Tunika aus 100 Prozent Polyester in der Größe 3XL. Geschätzter Neuverkaufswert: etwa 15 bis 20 Euro.
Die zweite Box bestellten die Warentester online für etwa 40 Euro. Versprochen wurden mehrere Artikel mit einem Wert von "weit über" 19,90 Euro. Unklar blieb, ob damit jeder einzelne Artikel oder der Gesamtwert gemeint ist, kritisieren die Tester.
Der Inhalt der zweiten Box war dann ein aufsteckbarer Wasserfilter, eine Packung Pflaster, eine Bauchtasche, eine Fokusbrille, ein Ladekabel und eine faltbare Fußwanne. Bis auf die rund 20 Euro teure Fußwanne konnten die Warentester die übrigen Warenwerte nicht bestimmen, da keine Markennamen angegeben waren.
Nichts war zu gebrauchen
Mystery-Box Nummer drei kostete etwa 80 Euro. In dem mehr als sechs Kilogramm schweren Paket befanden sich unter anderem Kopfhörer, Socken, Badelatschen, Hemden in verschiedenen Größen, ein Fotohalter mit Panda-Design, ein E-Auto-Ladekabel und ein Vibrator. Das Kabel war hier das teuerste Überraschungsobjekt, mit einem Neuwert von etwa 100 Euro.
Der Gesamtwert des Inhalts lag zwar deutlich über dem Kaufpreis für die Box. Die Warentester fanden in ihrem Kreis aber niemanden, der auch nur einen einzigen Artikel brauchen konnte oder ihn als so ansprechend empfand, dass er oder sie ihn gerne behalten hätte.
Billiger Inhalt, fehlende Jugendschutzregelungen
Die Tester kritisieren nicht nur, dass die meisten gelieferten Artikel billig produziert wirken. Problematisch sei auch, dass an Mystery-Automaten in der Regel keine Altersbeschränkung gelte.
Und auch bei der Online-Bestellung der Boxen sei nicht nach dem Alter gefragt worden, obwohl in einem Paket ein Vibrator geliefert wurde – und theoretisch sogar auch Waffen enthalten sein könnten, Schlagringe zum Beispiel.
Zudem gebe es eine Suchtproblematik: Der freie Zugang für Kinder und Jugendliche zu den Angeboten könne glücksspielartige Züge annehmen, wenn Anbieter etwa mit Goldbarren oder neuesten Smartphones werben, die in den Kisten stecken könnten.
Online gekaufte Retourware kann retourniert werden
Auch wenn viele Onlinehändler mit Mystery-Angeboten fälschlicherweise den Eindruck erwecken, dass es nicht möglich ist: Wie bei allen Online-Bestellungen haben Käufer das Recht, innerhalb von 14 Tagen vom Kauf zurückzutreten. Nur die Versandkosten für die Rücksendung werden oft nicht vom Händler übernommen.
Wer nur mit einzelnen Inhalten unzufrieden ist, hat aber Pech. Nur die komplette Mystery-Box kann retourniert werden. Eine Teilrückgabe ist nicht möglich, erklären die Warentester.
Wie sieht es im Geschäft oder am Automaten aus?
Bei in Geschäften oder an Automaten gekauften Mystery-Boxen gibt es kein Recht auf Rückgabe oder Umtausch. Dort kann man nur auf Kulanz hoffen.
Für defekte Waren müssen Verkäufer aber immer geradestehen, ganz gleich, ob online, im Geschäft oder am Automaten gekauft wurde. Die Kontaktdaten des Betreibers müssen übrigens am Automaten stehen.
Seriöse Anbeiter erkennen
Die Warentester bewerten den Kauf der Mystery-Box zwar eher schlecht, wer sich aber gern selbst überzeugen möchte, sollte darauf achten, sein Paket von seriösen Anbietern zu kaufen. Die Verbraucherzentrale rät:
- Impressum überprüfen: Dieses sollte immer die Adresse des Unternehmens, eine vertretungsberechtigte Person, eine E-Mail-Adresse und außerdem die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) enthalten. Achten Sie darauf, ob die AGBs möglicherweise fehlerhaft ins Deutsche übersetzt wurden.
- Kundenbewertungen lesen: Dabei sollten Sie nicht nur auf Bewertungen innerhalb des Shops vertrauen. Auffällig sind außerdem oft enorm positive Bewertungen.
- Nachrichtenagentur dpa
- verbraucherzentrale.de: ""Mystery-Box" und "Secret-Pack" – Ihre Rechte beim Kauf"