Inspiriert von "Dune" Raumanzug kann Urin in Wasser umwandeln
Astronauten stoßen bei Außeneinsätzen auf Herausforderungen – beispielsweise Wassermangel. Nun haben Forscher einen Anzug entwickelt, der das Problem lösen könnte.
Weltraumspaziergänge klingen in der Theorie fast gemütlich – sie sind aber eine der gefährlichsten Aufgaben von Astronauten. In der Fachsprache Außenbordeinsatz (auf Englisch: extra-vehicular activity, EVA) genannt, gehen diese Einsätze immer mit einem gewissen Risiko einher.
Die Astronauten begeben sich dabei in den Weltraum, nur geschützt durch einen Raumanzug. Für längere Außeneinsätze, die in Zukunft möglicherweise stattfinden könnten, bräuchte es jedoch fortschrittlichere Anzüge. Und die will ein Forschungsteam der Cornell University im US-Bundesstaat New York nun entwickelt haben.
Das große Problem bei den derzeitigen Raumanzügen besteht primär darin, dass Astronauten bei einem Außeneinsatz nicht genügend Wasser zu sich nehmen können. Das liegt zum einen am begrenzten Wasservorrat – der 1-Liter-Trinkbeutel reicht nur für eine gewisse Zeit, was längere Einsätze unmöglich macht. Und: Was man zu sich nimmt, muss zu einem anderen Zeitpunkt auch wieder aus dem Körper hinaus.
Gut zu wissen
Derzeit kommen sogenannte Maximum Absorbency Garments (MAGs) zum Einsatz – das sind sehr saugfähige "Windeln", die von der Nasa für den Raumflug entwickelt wurden. Optimal sind die MAGs aber nicht, denn sie sind nicht nur unangenehm und können auslaufen, sondern auch hygienisch nicht unbedenklich. So können sie im schlimmsten Fall etwa zu Harnwegsinfektionen oder Magen-Darm-Problemen führen.
Sci-Fi-Klassiker "Dune" diente als Vorlage
Für den neuartigen Raumanzug haben sich die Wissenschaftler von der Cornell University vom Sci-Fi-Klassiker "Dune" inspirieren lassen. Um auf dem Wüstenplaneten zu überleben, tragen die Menschen dort einen "Stillsuit", der Schweiß und Urin in Trinkwasser umwandeln kann. Diese Vision wollten die Forscher umsetzen.
Bei dem neuen System wird Urin über einen externen Katheter gesammelt und mittels FO-RO-Osmose gefiltert, um Trinkwasser zu erzeugen. Forward Osmosis (FO) und Reverse Osmosis (RO) sind Verfahren zur Wasseraufbereitung. Das Urine Collection Device (UCD), also das Urinsammelgerät, soll für männliche und weibliche Astronauten unterschiedlich gestaltet sein. Ein Feuchtigkeitssensor soll die Sammlung des Urins über eine Vakuumpumpe aktivieren.
Zusätzlich soll statt der MAGs ein modifiziertes Design aus flexiblem Kompressionsmaterial und antimikrobiellem Stoff zum Einsatz kommen. So sollen die hygienischen Probleme behoben werden und gleichzeitig genügend Trinkwasser für die Astronauten bereitgestellt werden.
So innovativ dieses Projekt auch ist – noch sind die neuen Anzüge nicht einsatzfähig. Weitere Forschung und Tests – einschließlich Probeläufen in Schwerelosigkeit – seien nun erforderlich, wie die Wissenschaftler erklären.