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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Passwort teilen Netflix macht ernst: Dieses Verbot erwartet Nutzer
Das Netflix-Passwort mit Freunden und Familie teilen, gehört für viele zum Streaming dazu. Der Konzern will das Account-Sharing künftig verhindern.
Mit anderen seinen Netflix-Zugang teilen? Das will sich der Streaming-Dienst wohl schon in diesem Jahr bezahlen lassen. Bereits im ersten Quartal 2023 will Netflix das sogenannte bezahlte "Account Sharing" ausweiten. Zwei neue Optionen sollen künftig zur Auswahl stehen. Kleiner Lichtblick: Im besten Fall wird es günstig.
Das kostenlose Account-Sharing stelle ein Problem dar, heißt es dazu in einem Absatz zur Quartalsplanung für Aktieninhaber des Unternehmens. So sollen über 100 Millionen Menschen den Streaming-Dienst nutzen, ohne dafür zu zahlen. Zum Vergleich: Netflix verzeichnet aktuell 231 Millionen zahlende Nutzer.
Nutzer als potenzielles Problem
Dieser Unterschied zwischen zahlenden und nicht zahlenden Kunden stellt für die Plattform ein Problem dar. Das weit verbreitete kostenfreie Account-Sharing unter Freunden und Familien untergrabe die Fähigkeit von Netflix, langfristig zu investieren, heißt es in dem Papier. Bisher hat der Konzern das Teilen toleriert.
Mit dieser Toleranz soll es nun aber vorbei sein, denn der Streaming-Markt ist hart umkämpft. Im Zuge der Corona-Pandemie hat der Konzern zwar Neuzugänge generiert, aber dieser Effekt verflüchtigte sich schnell. Währenddessen bauen Streaming-Anbieter wie Paramount+, HBO Max oder Disney Plus ihre Angebote weiter aus.
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, muss Netflix daher ständig expandieren und regelmäßig große Produktionen ermöglichen. So sind aufwendige Eigenproduktionen wie "Im Westen nichts Neues" oder die Serien "Wednesday" kostenintensiv. Netflix-Kunden sollen nun möglichst ohne Schuldzuweisung darüber informiert werden, dass das Account-Teilen etwas kostet.
Netflix arbeitet an neuen Funktionen
Bereits im März 2022 startete ein Pilotprojekt in Chile, Costa Rica und Peru. In den Ländern stellte Netflix die neuen Bezahloptionen vor. Die Direktorin für Produktinnovationen Chengyi Long teilte mit, dass der Konzern Account-Sharing stets vereinfacht habe. Diese Möglichkeit habe laut Long zu Verwirrungen darüber geführt, mit wem der Account geteilt werden kann.
Ein externer Haushalt gehöre nicht dazu, auch wenn die Freiheit dafür technisch gegeben ist. Zu diesem Zeitpunkt sprach das Unternehmen davon, das Teilen mit externen Haushalten sicher und einfach zu gestalten – und dafür ein wenig mehr zu zahlen.
Wie es in dem aktuellen Brief an die Aktieninhaber heißt, habe der Konzern an zusätzlichen neuen Funktionen gearbeitet, "um das Netflix-Erlebnis" zu verbessern. Dazu gehöre etwa die Möglichkeit für Mitglieder, zu erkennen, welche Geräte den eigenen Account nutzen. Ebenfalls könnte das eigene Konto genutzt werden, um ein Profil auf ein neues Konto zu übertragen.
Account künftig von Gerät abhängig
Konkret heißt das, Nutzerinnen und Nutzer könnten nicht mehr einfach ihren Account teilen. Die neue Sharing-Strategie könne künftig auch im Help Center unter "Netflix-Haushalt" eingesehen werden.
Ein Netflix-Account ist demnach einem Haushalt und somit einer Hauptadresse zugeordnet. Das Hauptgerät entscheidet künftig auch darüber, ob der Account aufgerufen werden kann. Wer mit einem anderen Fernseher oder Laptop von einem anderen Standort aus auf das Konto zugreifen will, könnte laut Netflix blockiert werden.
Zeitlich begrenztes Teilen für 2 Euro
Der bezahlte Account-Sharing-Dienst soll so funktionieren: Die Geräte müssen mit dem heimischen Wi-Fi-Netzwerk verbunden sein. Um den Haushalt zu bestimmen, verwendet die Plattform Informationen wie die IP-Adresse, Geräte-IDs und Kontoaktivitäten.
Möchte ein neues Gerät auf den Account zugreifen, verlangt Netflix künftig einen zeitlich begrenzten Account. Damit können sich Nutzer sieben Tage von einem anderen Ort aus anmelden. Diese Vorgaben gelten aber nicht für Nutzer, die mit ihrem eigenen Account von woanders aus streamen wollen.
Eine andere Option bietet der Profil-Transfer. Somit können Profil-Daten vom geteilten Account auf einen neuen Account übertragen werden. Auf dem neuen kostenpflichtigen Konto bleibt somit die komplette Suchhistorie und die vorgeschlagenen Inhalte erhalten.
In Chile, Costa Rica und Peru besteht bisher die Möglichkeit, für zwei Personen ein Unterkonto anzulegen. Diese Option haben Kunden des Standard- und Premium-Tarifs. Der Kostenpunkt liegt in den genannten Ländern umgerechnet bei knapp drei Euro.
- The Wall Street Journal: "The End of Netflix Password Sharing Is Nigh"
- 9to5mac: "Netflix details how it will prevent users from sharing their account password with others"
- ZEIT online: "Wer sein Konto teilt, soll mehr zahlen"
- Netflix: "FINAL-Q4-22-Shareholder-Letter"
- Eigene Recherche