Studie Beim Blackout wären keine Notrufe möglich
Ein Blackout gilt als unwahrscheinlich. Sollte es dazu kommen, muss die Telekommunikation aufrechterhalten werden. Doch im Ernstfall sieht es schlecht aus.
Kommt es in Deutschland zu einem längeren Ausfall der Stromnetze, würde auch die Telekommunikation lahmgelegt. Internet und Telefonie würden grundsätzlich sofort ausfallen, eine Abdeckung über das Mobilfunknetz wäre nur an einzelnen Orten und auch nur über einen kurzen Zeitraum möglich. Auch Notrufe könnten dann nur noch sporadisch übermittelt werden.
Um einen solchen dramatischen Ausfall verhindern zu können, wären deutschlandweit einheitliche Regelungen zur Notstromversorgung im Telekommunikationsbereich notwendig. Bislang existieren diese jedoch nicht, wie eine Analyse des Vergleichsportals Verivox zeigt. Die Bundesnetzagentur will das jedoch ändern.
Keine einheitlichen Standards oder Gesetze zur Notkommunikation
Obwohl das Telekommunikationsnetz als kritische Infrastruktur gilt, sobald ein Anbieter mehr als 100.000 Kunden erreicht, sind diese nicht dazu verpflichtet, ihr Netz durch Notstrom aufrechtzuerhalten. Im August hat die Bundesnetzagentur in einem Strategiepapier vorgeschlagen, bundesweit einheitliche Regelungen zum Notbetrieb zu etablieren, um für einen Ernstfall gewappnet zu sein.
Nicht nur die Telekommunikation muss dann nämlich aufrechterhalten werden. Je länger ein Ausfall andauert, desto umkämpfter sind vorhandene Dieselvorräte, die für den Betrieb der meisten Notstromaggregate benötigt werden. Denn auch Krankenhäuser und andere Bedarfsträger konkurrieren um die knappen Treibstoffressourcen.
Solarbetriebene Funkmasten gibt es in Deutschland kaum, weshalb bislang auf erneuerbare Energien bei einem Kommunikations-Blackout kein Verlass ist – auch das plant die Netzagentur zu ändern.
Basisangebot soll aufrechterhalten werden
Das grundlegende Ziel der Behörde ist es, ein sogenanntes Basisangebot über die Handynetze zu gewährleisten. Dadurch soll ein großflächiger Stromausfall zum Teil aufgefangen werden können, sodass Bundesbürger noch über Mobilfunk kommunizieren können – wenn auch stark eingeschränkt. Hinzu kommen sollen, so sieht es der Plan ebenfalls vor, auch mobile Netzersatzanlagen, die bereits während der Flutkatastrophe 2021 im Ahrtal zum Einsatz kamen.
Auf Anfrage von Verivox teilte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) mit, dass ein flächendeckender und langanhaltender Stromausfall zwar sehr unwahrscheinlich sei. Ausgeschlossen werden könne er aber nicht.
Aus diesem Grund sollte auch jeder Haushalt zumindest ein batterie- oder solarbetriebenes Radio sowie eine oder mehrere vollgeladene Powerbanks besitzen. Diese könnten bei einem andauernden Ausfall dann zum Aufladen von Smartphones, Akkus oder anderen wichtigen Geräten genutzt werden.
Für die Verivox-Studie wurden im September 2022 elf wichtige Stakeholder aus der Telekommunikationsbranche befragt. Darunter Netzbetreiber wie die Deutsche Telekom, Vodafone, 1&1, Telefónica/O2, aber auch Rechenzentrenbetreiber wie Ionos oder Betreiber von Internetknotenpunkten wie DE-CIX.
- Verivox: "Blackout-Vorsorge: Wie lange können die Telekommunikationsnetze einen Blackout abfangen?"