Ist die Verlockung am Ende zu groß? Donald Trump will vorerst nicht zu Twitter zurückkehren
Kann Donald Trump der Verlockung widerstehen? Im Gegensatz zu seiner Plattform Truth Social hat Twitter eine enorme Reichweite. Auch Musk scheint Trumps Rückkehr zu erwarten.
Wird Donald Trump wieder auf Twitter aktiv – oder beschränkt er sich wirklich auf seinen Twitter-Klon? Der Republikaner hat Ambitionen auf eine Rückkehr bestritten – schließlich hat er mit Truth Social eine eigene Konkurrenz-Plattform gegründet.
Allerdings sind Zweifel angebracht, ob der Rechtspopulist der Twitter-Verlockung wirklich lange widerstehen kann. Twitter-Chef Musk scheint eine Rückkehr Trumps auch für wahrscheinlich zu halten und setzte dementsprechend einen satirischen Tweet ab:
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Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass Donald Trump 2024 das Weiße Haus zurückerobern will, ist Twitter als umfassendes Sprachrohr weit besser geeignet. Im Vergleich zu seinem eigenen Dienst erreicht der Kurznachrichtendienst eine wesentlich größere Zielgruppe.
Trumps Reichweite auf Twitter ist enorm
Auch die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Trump hat bei Truth Social derzeit rund 4,6 Millionen Follower. Bei Twitter waren es vor der Sperrung seines Kontos nach der Kapitol-Erstürmung vom 6. Januar 2021 rund 88,8 Millionen Follower.
Nach Angaben des Internet-Analysedienstes Similarweb wurde Truth Social im September insgesamt acht Millionen Mal besucht, Twitter hatte in diesem Monat sieben Milliarden Besuche. Und laut einer Umfrage des Pew Research Centers haben nur 27 Prozent der Erwachsenen in den USA von Truth Social gehört, und nur zwei Prozent beziehen von dort Informationen.
Truth Social war im Februar an den Start gegangen. Die von Trumps Medien-Start-up Trump Media and Technology Group (TMTG) betriebene Seite wirkt weitestgehend wie eine Kopie von Twitter. Nutzer können Kurzbotschaften veröffentlichen und auch weiterleiten – statt "Retweet" heißt das dann "ReTruth". Truth Social bezeichnet sich selbst als Plattform, die eine "offene, freie und ehrliche weltweite Konversation ohne Diskriminierung auf Grundlage politischer Ideologie ermutigt".
Truth Social steht vor zahlreichen Problemen
Rechte Politiker und Aktivisten werfen den großen Internet-Plattformen immer wieder eine linke Ausrichtung und eine Zensur rechter Inhalte vor. Truth Social richtet sich insbesondere an ein rechtsgerichtetes Publikum, so wie andere Plattformen wie Parler, Gettr und Rumble.
Trump nutzt Truth Social selbst ausgiebig, um seine Botschaften unters Volk zu bringen, politische Gegner zu attackieren und Posts oder Medienberichte zu teilen, die ihn in einem guten Licht dastehen lassen.
Umstritten ist, wie Truth Social Inhalte moderiert. Truth Social ist unter anderem ein Sammelbecken für Anhänger der rechtsextremen Verschwörungstheorie QAnon, derzufolge Trump im Untergrund gegen eine kriminelle satanistische Organisation von Pädophilen kämpft.
Der auf das Erkennen von Falschinformationen im Internet spezialisierte Dienst NewsGuard schrieb im August, Truth Social sei zu einem "aktiven Verstärker" der Verschwörungstheorie geworden. Trump selbst hat auf der Plattform QAnon-Symbolik verbreitet.
Der Internetriese Google ließ die App zunächst nicht in seinem Play Store zu und begründete dies mit einem fehlenden Vorgehen gegen Drohungen und Gewaltaufrufe auf der Plattform. Im Oktober wurde Truth Social dann nach Zusagen, sich an die Vorgaben von Google zu halten, im App-Store zugelassen.
Derweil gibt es immer wieder Berichte über finanzielle Probleme von Truth Social. Die Trump Media and Technology Group hatte schon im Oktober 2021 zur Erschließung von Finanzierungsquellen eine Fusion mit Digital World Acquisition angekündigt, einem als Special Purpose Acquisition Company (Spac) bezeichneten Börsenvehikel. Der Zusammenschluss lässt aber bis heute auf sich warten.
Rückkehr doch nicht so unwahrscheinlich?
Könnten letztendlich all die Probleme auf Truth Social Trump dazu verleiten, zu Twitter zurückzukehren? Die Türen würden ihm offenstehen, denn bereits in den vergangenen Tagen machte Twitter unter Musks Federführung einige kontroverse Kontosperren wieder rückgängig. So auch die des ehemaligen US-Präsidenten, der nach dem Sturm auf das Kapitol Anfang Januar 2021 von der Plattform verbannt worden war.
Im Falle des ehemaligen Präsidenten erstellte Musk eine Umfrage und ließ die Nutzer abstimmen, ob Trump auf die Plattform zurückkehren solle. 15 Millionen Antworten und ein relativ knappes "Yes" später wurde das Profil entsperrt und war auf Twitter wieder verfügbar. Wie die Netzgemeinde diese Entscheidung aufgenommen hat, haben wir für Sie in einem eigenen Artikel zusammengefasst.
- Mit Material der Nachrichtenagentur afp