Kaffee und Zigaretten? Was Deutsche wirklich an der Tanke kaufen
Der Sprit-Gigant Aral ist nebenbei auch Deutschlands größter Kaffee-Verkäufer. In den Shops der Tankstellenketten sind aber ganz andere Dinge gefragt. Hier ist die Top Ten.
Flachmann, Duftbaum, Mettbrötchen – die Auswahl an der Tanke war früher mäßig bis traurig. Das aber ist längst vorbei. Mittlerweile sind Brause und Bier wichtige Umsatzbringer. Und die Auswahl im Shop wurde entsprechend ausgebaut.
Das liegt zum einen natürlich an den gesalzenen Preisen für Snacks und Erfrischungen. Und zum anderen daran, dass Tankstellen mit dem Verkauf von Benzin und Diesel kaum Geld verdienen können. Deshalb stehen sie zunehmend unter Druck:
- Gerade während der Corona-Pandemie nahm die Mobilität stark ab. Und damit auch der Spritverkauf, der ohnehin wenig Gewinn abwirft. Allein bei Marktführer Aral brach der Sprit-Umsatz um ein Zehntel ein.
- Außerdem kann inzwischen vor jedem Supermarkt und in jeder Tiefgarage eine Ladesäule fürs Elektroauto aufgebaut werden. Dann gibt es keinen Grund mehr, eine Tankstelle anzusteuern.
So könnte sich eine Entwicklung fortsetzen, die alles andere als neu ist, sondern schon in den 1970er-Jahren begann: das Tankstellensterben. Seit damals ging die Zahl der Tanken beinahe ununterbrochen zurück – von 46.000 (1970, Westdeutschland) auf 14.500 (2020).
Spritverkauf macht nicht reich: Ein Großteil des Literpreises geht für Steuern und Einkauf drauf. Dem Tankstellenbetreiber bleiben nur wenige Cent pro Liter. Und damit muss er Vertrieb, Transport, Tankstellenpacht und seine Angestellten bezahlen. Viel bleibt da nicht übrig. Deshalb sind Brötchen und Eis an der Tanke so teuer. Die hohen Spritpreise an der Autobahn haben allerdings einen ganz anderen Grund – und der dürfte Sie erstaunen.
Um nicht auch die Limo-Käufer zu verlieren, rüsten die Konzerne kräftig auf. Aral etwa will 1.000 Tankstellen-Shops zu "Rewe to go"-Supermärkten machen, Konkurrenten wie Esso planen Ähnliches.
Das kaufen die Kunden* | Anteil |
---|---|
Kalte Getränke | 75 Prozent |
Snacks und Süßigkeiten | 61 Prozent |
Kaffee | 58 Prozent |
Zigaretten | 46 Prozent |
Zeitschriften und Bücher | 45 Prozent |
Blumensträuße | 29 Prozent |
Prepaid-Karten | 28 Prozent |
Eiscreme | 23 Prozent |
Tampons, Kondome, Windeln, Zahncreme | 23 Prozent |
Crushed Ice und Eiswürfel | 22 Prozent |
* Sagten 2.000 Teilnehmer einer Umfrage der Tankstellenkette HEM.
Der Plan: Während draußen Strom ins Auto fließt, erledigen drinnen die Kunden ihre Einkäufe. Deshalb stehen längst nicht mehr nur Bifi und Billigbier im Regal, sondern zunehmend auch Wurst und Käse, Obst und Salate.
Allerdings: Nicht einmal jeder zweite Kunde greift laut der Umfrage zu – und das auch nur in Notfällen. Wegen der hohen Preise, heißt es. Nur jeder 25. Kunde (vier Prozent) kauft regelmäßig Lebensmittel an der Tanke.
Und so bleibt den Betreibern die Hoffnung aufs Geschäft zu Zeiten, wenn die umliegenden Händler schon zu haben – beispielsweise an Sonntagen. Denn Supermärkte werden auch dann nicht zur Tanke, wenn sie eine Ladesäule fürs E-Auto vor der Tür haben. Das entschied gerade das Verwaltungsgericht Berlin. Die Spritkonzerne dürften es mit Erleichterung aufgenommen haben.
- welt.de
- Statista