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Coronavirus in Israel: Wie teuer wird die schnelle Lockdown-Öffnung für das Land?


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Zweite Welle ist da
Wie teuer kommt Israel die schnelle Lockdown-Öffnung zu stehen?


27.06.2020Lesedauer: 3 Min.
Strand in Tel Aviv: Seit dem Ende des Lockdowns floriert das Leben in der Metropole am Mittelmeer.Vergrößern des Bildes
Strand in Tel Aviv: Seit dem Ende des Lockdowns floriert das Leben in der Metropole am Mittelmeer. (Quelle: Xinhua/imago-images-bilder)
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Mit raschen und strikten Maßnahmen konnte Israel im Frühjahr die Ausbreitung des Coronavirus zunächst stoppen. Doch nun steht das Land vor einer zweiten Infektionswelle – weil es Warnungen ignorierte?

Zu Beginn der Corona-Pandemie konnten sich nirgendwo auf der Welt die Menschen so sehr auf das Krisenmanagement ihrer Regierung verlassen wie in Israel. Eine Untersuchung der Londoner Deep Knowledge Group gab dem Land Anfang April die beste Bewertung, weil es frühzeitig mit strikten Maßnahmen reagiert hatte und so die Ausbreitung des Virus stoppen konnte.

Knapp drei Monate später scheint der Vorsprung aufgebraucht. Israel erreicht bei den täglichen Neuinfektionen schon wieder das Niveau vom Höhepunkt des Ausbruchs Ende März, Anfang April. Lagen die neu registrierten Fälle Mitte Mai noch bei unter 20 am Tag, so kletterte dieser Wert in der laufenden Woche zweimal auf über 500.

Schnelle Schulöffnung nach dem Lockdown

Wie konnte es dazu kommen? Experten sehen vor allem in der raschen und unkontrollierten Öffnung des Landes eine wesentliche Ursache. Schon Anfang Mai begannen die Schulen wieder mit dem Unterricht, zwei Wochen später kehrten sie zum Regelbetrieb zurück. Etwa zur selben Zeit wurde auch die Schließung der Bars aufgehoben, die Strände öffneten wieder. An manchem Abschnitt herrschte zuletzt schon wieder reger Betrieb.

"Wir sind von der Katastrophe direkt in Euphorie übergeschwenkt", sagte der israelische Politikwissenschaftler Gil Murciano zu "Focus Online". "Das rächt sich jetzt." Vor wenigen Tagen brachte der israelische Militär-Geheimdienst die Gefahr auf den Punkt. Er warnte, die täglichen Neuinfiktionen könnten schon bald die Marke von 1.000 übersteigen, die Zahl der Todesopfer sich verdreifachen, wenn nicht bald gegengesteuert werde.

Lockdown in mehreren Städten

In besonders betroffenen Regionen sah sich die Regierung nun gezwungen, die Lockerungen wieder zurückzunehmen. Sie erklärte mehrere Gebiete zu "roten Zonen", die zusätzliche Unterstützung der Behörden bräuchten. Über mehrere Städte und Gemeinden wurden auch wieder Lockdowns verhängt.

Die Polizei sprach Verwarnungen und Platzverweise wegen Verstößen gegen die Corona-Regeln aus. In Bat Yam, südlich von Tel Aviv, so schreibt die "Jerusalem Post", patrouillierten Polizisten um die Einhaltung des Strandverbots zu kontrollieren und verteilten Knöllchen für die Missachtung der Mundschutzpflicht. Am Donnerstag erteilte die Polizei demnach landesweit über 100 Verwarnungen an Gewerbetreibende, 15 erhielten Vorladungen, fünf mussten ihre Geschäfte schließen.

Die Armee soll helfen

Weil auch die Testkapazitäten inzwischen knapp sind, bat das Gesundheitsministerium die Armee nochmals um Hilfe. Die Labore kämen mit der Analyse der Tests nicht mehr hinterher und bedürfen weiterer medizinischer Unterstützung, sagte der Chef des Gesundheitsdienstes im Gesundheitsministerium, Siegal Sadetsky.

Auch mussten inzwischen über 200 Schulen wieder schließen. Nachdem dort insgesamt an die 900 neue Corona-Fälle registriert wurden, befinden sich über 22.000 Schüler und Lehrer in Quarantäne. Bemerkenswert an der zweiten Welle in Israel ist, dass die ältere Bevölkerung bislang kaum betroffen ist. Die ganz überwiegende Zahl an positiven Tests entfällt auf jüngere Menschen oder Menschen mittleren Alters. Personen über 60 Jahre machen weniger als zehn Prozent der neuen Infektionen aus.

Keine Extra-Gelder für die Forschung

Während der israelische Premier Benjamin Netanjahu nun über den laxen Umgang seiner Landsleute mit der Mundschutzpflicht und den Abstandsregeln schimpft, sehen Experten auch ein Versagen der Politik. Nach den Worten von Eli Waxman, Professor am Weizmann-Institut in Rehovot nahe Tel Aviv und Berater der Regierung bei der Wiedereröffnung des Landes nach dem Lockdown, hätte mehr Geld in die epidemiologische Forschung gesteckt werden müssen, um lokale Ausbrüche schneller erkennen und isolieren zu können.

Die Pläne dafür hätten vorgelegen, sagte Waxman der Zeitung "Haaretz". Doch geschehen sei nichts. Nun steckt Israel mittendrin in der zweiten Corona-Welle und kämpft damit, sie in den Griff zu bekommen. "Der israelischen Öffentlichkeit kann ich dafür nicht die Schuld geben", sagte Waxman. "Es war ein schweres Versagen des Krisenmanagements."

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