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TV-Tipp: ZDF-Film will jungen Frauen Mut zu sich selbst machen


TV-Tipp
ZDF-Film will jungen Frauen Mut zu sich selbst machen

Von dpa
17.08.2021Lesedauer: 3 Min.
Romy (Jella Haase, l) verdreht Nora (Lena Urzendowsky) den Kopf.Vergrößern des Bildes
Romy (Jella Haase, l) verdreht Nora (Lena Urzendowsky) den Kopf. (Quelle: Martin Neumeyer/ZDF/dpa./dpa)

Berlin (dpa) – "Ich bin schon verliebt – in Romy. Glaubst du, ich bin jetzt lesbisch deswegen?", fragt die 14-jährige Nora, als ein Junge sie auf einer Party küsst.

Um genau solche Fragen geht es in der Coming-Of-Age-Geschichte "Kokon" der Berliner Filmemacherin Leonie Krippendorff ("Looping"), die hier Drehbuch und Regie verantwortet. Um sexuelles Erwachen und sexuelle Orientierung, Ich-Findung und Gruppendruck, Verhaltensformen zwischen jungen Frauen und Männern. Wobei letztere oft als machohaft und ichbezogen wegkommen. Realisiert wurde das betont stimmungsvolle Geschehen im flirrend heißen Sommer 2018 im Multikulti-Milieu rund um das Kottbusser Tor im Hauptstadt-Kiez Kreuzberg.

Das ZDF zeigt den Film in der Reihe "Shooting Stars – Junges Kino im Zweiten" am Dienstag zu später Stunde - um 23.00 Uhr. Alles dreht sich dabei um die Entwicklung der sensiblen Nora (Lena Urzendowsky, "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo"), die mit ihrer Schwester Jule (Lena Klenke, "Loving Her") als Tochter einer alleinerziehenden und trinkfreudigen Mutter aufwächst. Doch während es bei Jule und deren bester Freundin Aylin (Elina Vildanova) vor allem um Aussehen und Selbstdarstellung in den sozialen Medien geht, wirkt Nora einsam und unsicher. Bis sie in den Bann der wilden Romy (Jella Haase, "Fack ju Göhte") gerät, mit der sie erste Küsse, Nacktheit und wachsendes Selbstbewusstsein erfährt. Und die sie am Ende - ungewollt - auf ihren eigenen Weg entlässt.

Als Symbol der Wandlung der Heldin von seelischer Verpuppung hin zu befreiter Lebenslust blendet der Film immer wieder eine mühsam im Einweckglas kriechende Raupe ein, die schließlich als großer bunter Schmetterling auf Noras Arm mit den Flügeln schlägt. Ein reichlich eindeutiges Symbol - wie Krippendorffs feministisch getönte Geschichte auch sonst nicht unter Mangel an überdeutlichen, ja pädagogischen Hinweisen leidet. So ist es etwa meist die weibliche Solidarität, die den Mädchen weiterhilft. Während männliche Wesen entweder als Testosteron-geladene Halbwüchsige mit zotigen Sprüchen um sich werfen oder später als Väter vor familiären Problemen das Weite suchen.

Sehenswert wird der Film, dessen Crew auch hinter der Kamera überwiegend weiblich besetzt war, jedoch durch das außergewöhnlich anrührende und wahrhaftig wirkende Spiel der jungen Darstellerinnen, die sich seit diesem Film alle längst einen Namen gemacht haben. Zerbrechlichkeit und Stärke, Trauer und Glück ihrer Figur vermag zumal Lena Urzendowsky, beim Dreh 18 Jahre alt, auf ganz besonders liebenswerte Weise zu vermitteln. Ihr gelingt auch das Kunststück, intime Momente wie die erste Regelblutung oder Selbstbefriedigung nicht allzu peinlich oder voyeuristisch erscheinen zu lassen.

Im Interview der Deutschen Presse-Agentur erklärt die Schauspielerin, die mit 17 einen Grimme-Preis für "Das weiße Kaninchen" erhalten hat, dass sie in ihre Rollengestaltung nur wenig eigenes inneres Erleben einfließen lassen konnte. "Ich bin in einem sehr anderen Kontext groß geworden", sagt die Berlinerin, deren Bruder Sebastian (36, "Der Turm") ebenfalls ein Star geworden ist. Urzendowsky erinnert sich: "Ich bin ohne Fernseher und Handy groß geworden. Mein erstes Kastenhandy hatte ich mit 10, damit ich mich vom Schulweg aus mal melden konnte. Von den sozialen Medien habe ich daher nur wenig mitgekriegt. Und auf dem Gymnasium fand ich zum Glück schnell eine Freundesgruppe, bei der ich nie in besonderem Maße verpflichtet gefühlt habe, mich anzupassen."

Auch die innere Stärke, die sie den Beruf der Schauspielerin wagen ließ, hätten ihr wohl ihre Eltern vermittelt. "Die haben mir früh gezeigt, wie unterschiedlich die Welt ist - und dass man eigentlich immer eine Nische findet. Dadurch hatte ich nicht den Druck, mich genau an den Ort anpassen zu müssen, an dem ich gerade war." Die 21-Jährige, die Philosophie an der Berliner Humboldt-Universität studiert, sinniert: "Wer kennt sich schon gut genug, um genau zu wissen, an welchen Ort er hingehört und an welchen nicht. Manchmal braucht es ja seine Zeit, bis man sich versteht."

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