TV-Tipp Der Butler wird frecher: "Allmen"-Krimi mit Samuel Finzi
Berlin (dpa) – Um einer schönen Frau zu imponieren, ist dem eleganten Zürcher Lebemann Johann von Allmen (Heino Ferch) keine Geste zu kühn. Und so stiehlt der Kunstkenner mal eben ein unschätzbares, juwelenbesetztes Fabergé-Osterei aus einer Vitrine.
Leider wird er dabei vom Sicherheitsmann gefilmt – und erpresst. Daraufhin soll sich der stets über seine Verhältnisse lebende Allmen auch für den Diebstahl einer Sammlung antiker Meißner Porzellanfiguren die manikürten Hände schmutzig machen. Bald er wird in Morde verstrickt, die er unbedingt aufklären will.
So beginnt der vierte Film aus der "Allmen"-Krimireihe nach Bestsellern des Schweizer Autors Martin Suter (73, "Elefant"). Wieder hat Thomas Berger die Story nach dem Drehbuch von Martin Rauhaus fast altmodisch stilvoll-unterhaltsam in Szene gesetzt. Der Fall "Allmen und das Geheimnis der Erotik" am Samstag um 20.15 Uhr im Ersten bietet wie immer spektakuläres Ambiente à la James Bond. Und natürlich geistreiche Wortgefechte zwischen "Don John" und seinem treuen südamerikanischen Diener Carlos, gespielt von Samuel Finzi (55, "Die Hochzeit").
Carlos ist mit den Untaten Allmens so gar nicht einverstanden. Einerseits konfrontiert der ebenfalls stets formvollendete Domestik den Dienstherrn mit dessen finanziellen Lebenswirklichkeiten: "Verzeihen Sie diese peinliche Formulierung, Don John – wir sind pleite." Andererseits möchte Carlos den übermütigen Adelsspross auf den Pfad der Tugend zurückführen. Und erlaubt sich dabei mehr als je zuvor. "Ich glaube, dass meine Figur etwas frecher und selbstbewusster auftritt", sagt denn auch der Schauspieler Finzi im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
TV-Star Finzi sieht es so: "Mittlerweile hat sich die Beziehung zwischen Carlos und Don John sehr lustig entwickelt. Aus lauter Sorge, dass seinem Chef etwas passiert, übernimmt Carlos fast die Oberhand und behandelt ihn manchmal wie ein kleines Kind." Diese Entwicklung gehe zwar vom Drehbuch aus, habe sich aber am Set organisch entwickelt. "Man kann eine Szene so oder so darstellen, den einen oder den anderen Aspekt einer Figur mehr betonen", sagt Finzi. "Ich habe mich für die Aufmüpfigkeit entschieden – und das hat uns alle bei der Arbeit auch sehr amüsiert." Am meisten schätze er an Carlos allerdings dessen raffinierte Diskretion: "Ich mag gern, dass er im Hintergrund die Fäden zieht."
Auch dem dandyhaften Hobby-Detektiv Allmen, gespielt von Heino Ferch (57, "Hot Dog") attestiert Finzi eine Weiterentwicklung. "Don John ist, glaube ich, etwas melancholischer geworden – etwas weiser", meint er. Entstanden ist der Film von Ende August bis Ende September, also in der Pause zwischen zwei Lockdowns. "Wir haben ganz schnell gedreht. Es gab zwar die eine und andere Covid-Panik, doch wir haben total Glück gehabt, sind gut durchgekommen", erinnert sich Finzi.
Und er merkt an: "Wir machen hoffentlich weiter. Das nächste Drehbuch wird gerade entwickelt und es gibt Hoffnung, dass im nächsten Jahr gedreht wird." Er selbst werde Anfang April mit Arbeiten zu einem RTL-Film über den jungen Tennisstar Boris Becker beginnen.
Dem Geheimnis der Erotik kommt man beim Edelkrimi jedoch eher nicht auf die Spur. Dafür wirkt die sehr junge Devrim Lingnau ("Auerhaus") als Jasmin, schöne und aparte Novizin eines Klosters, wohl allzu verhalten. Stattdessen gibt es einige tändelnde Rokoko-Pärchen aus Porzellan anzuschauen. Undurchschaubar tritt zudem auch Stefan Kurt (61, "Zwingli") auf. Er ist hier Vorsteher der Glaubensgemeinschaft, die Jasmins Vermögen aus dem Erbe ihres Großvaters, eines erfolgreichen Porzellanhändlers, verwaltet. Hat etwa dieser Cognatus Reimund mehr Schuld auf sich geladen als mit christlicher Nächstenliebe zu vereinbaren ist?