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TV-Tipp: Politischer Odenthal-"Tatort" an Weihnachten


TV-Tipp
Politischer Odenthal-"Tatort" an Weihnachten

Von dpa
26.12.2020Lesedauer: 3 Min.
Johanna Stern (Lisa Bitter, l) und Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) in einer Szene aus dem "Tatort: Unter Wölfen".Vergrößern des Bildes
Johanna Stern (Lisa Bitter, l) und Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) in einer Szene aus dem "Tatort: Unter Wölfen". (Quelle: Jacqueline Krause-Burberg/SWR/ARD/dpa./dpa)
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Ludwigshafen (dpa) - Deutschlands dienstälteste "Tatort"-Kommissarin schläft mit der Dienstwaffe auf dem Nachttisch, hat ein Buch von TV-Koch Tim Mälzer im Regal und einen Kater namens Mikesch. Ihr Loft ist kühl, aber durchaus geschmackvoll eingerichtet.

Nach mehr als 30 Dienstjahren sind es seltene Einblicke ins Private von Ermittlerin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts), den der "Tatort"-Fall "Unter Wölfen" dem Publikum an Weihnachten erlaubt. Überhaupt ist an diesem "Tatort" aus Ludwigshafen vieles anders - allein schon, weil der traditionelle Sonntagskrimi im Ersten ungewohnterweise an einem Samstag läuft, am 26. Dezember um 20.15 Uhr.

Deutschlands TV-Dauerbrenner, der gerade sein 50. Jubiläum feierte, beginnt diesmal mit einer mysteriösen nächtlichen Entführung aus einem Auto. Kurz darauf ragen die Beine des toten Fahrers grotesk aus einer Baggerschaufel. "Ach, du lieber Gott", stöhnt dazu der Maschinenführer. Es ist ein Mord im Milieu der Clubs und Türsteher. Allmählich enthüllen Odenthal und ihre Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) in dieser stilsicher erzählten Folge die Verflechtungen zwischen privaten Sicherheitsdiensten und staatlichen Auftraggebern.

Regisseur Tom Bohn legt im mittlerweile 72. Odenthal-"Tatort" den Finger in eine empfindliche Wunde: Wann gefährden Sparmaßnahmen des Staates die Innere Sicherheit? Es geht um private Securityfirmen, die zunehmend Aufgaben für Behörden übernehmen. Was aber, wenn einige mit der organisierten Kriminalität in Verbindung stehen? Und wenn ein Politiker mit einem Sexvideo erpressbar ist? Wie Gift breiten sich Kumpanei, Hinterzimmerpolitik und gegenseitige Abhängigkeiten aus.

Nicht immer ist die Geschichte von Bohn, der auch das Drehbuch schrieb, ganz schlüssig und klischeefrei. Aber es gibt feine Ideen - etwa den Verwandlungskünstler Max Giermann als Kirschen essender Nachtclubchef. Überhaupt ist dieser "Tatort" gut besetzt. Lucy Loona spielt ausdrucksstark die etwa zehnjährige Tania und Annika Blendl ("Das Quartett") ihre unter Druck geratene Mutter Daphne. Thure Riefenstein überzeugt als zynischer Rottweiler-Besitzer Gerhard Arentzen, der Geld mit Sicherheitspersonal und Türstehern verdient.

Arentzen lebt in einem Bahnwaggon - Fans von Italowestern wird dies an den Klassiker "Spiel mir das Lied vom Tod" erinnern. Statt Weihnachtsmärchen also Hollywood am Rhein? "Ja, es ist für mich ein "Tatort" nach klassischer Western-Mentalität", sagt Bohn im Heft zum Film. Im großen Finale sei Odenthal wie ein einsamer Sheriff, der sich gegen einen mächtigen Gegenspieler durchsetzen müsse. "Dafür bedarf es Mut, Wut und ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl."

Der Blick auf Odenthal in diesem "Tatort" ist außergewöhnlich privat und geht bis ins Schlafzimmer. Und die Muttergefühle der sonst oft so kühlen Kommissarin für die kleine Tania sind unverkennbar. Für die Macher war es offenbar an der Zeit, diese Facette stärker zu zeigen.

Und rund drei Jahre nach dem Abgang von Odenthals Kult-Assistent Mario Kopper (Andreas Hoppe) taucht Stefano Mazza (Roberto Guerra) an ihrer Seite auf. Ein neuer Kopper? Der Sender winkt ab. "Es gibt keine Pläne, die Figur zu verstetigen", sagt eine SWR-Sprecherin.

Wie nahe übrigens Film und Wirklichkeit zusammenliegen können, zeigt ein ungewöhnliches Detail. Bei den Dreharbeiten gab einer der Komparsen ein Zeitungsinterview - und wurde daraufhin von wirklichen Ermittlern als ein mit internationalem Haftbefehl gesuchter Verdächtiger erkannt. Zuvor hatte der Mann jahrelang unerkannt in Deutschland gelebt. "Ich habe herzhaft gelacht", sagt Regisseur Bohn. "Vielleicht hätte er vor seiner kriminellen Berufswahl mal bei uns vorsprechen sollen. Aus dem hätte ein guter Stuntman werden können."

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