TV-Tipp "Let's Dance" (Finale)
Köln (dpa) - Dass die 13 eine - sagen wir zumindest - besondere Zahl ist, haben Tänzer, Macher und Fans von "Let's Dance" in diesem Jahr gesehen. Als die 13. Staffel der RTL-Tanzshow im Februar begann, war Corona zwar schon Thema in Deutschland - doch zu spüren bekamen das die wenigsten.
Nun zum Finale am Freitag (20.15 Uhr) kann jeder verfolgen, wie die Virus-Pandemie die Sendung verändert hat.
Die Publikumsränge sind leer, der Applaus wird eingespielt. Scheiben als Spuckschutz trennen die Jurymitglieder. Die Moderatoren stehen einsam und allein in der Gegend. Und auch die Tanzpaare fallen sich nicht mehr gegenseitig um den Hals, sondern sitzen separat. Fulminante Gruppentänze zu Beginn der Folgen werden unter Einhaltung von Abstandsregeln absolviert. Nur die prominenten Kandidaten und ihre jeweiligen Profitänzer dürfen sich noch ganz nah kommen. Die Macher hatten sich entschieden, allesamt und mit zig Mitarbeitern hinter den Kulissen in eine Art Eigenquarantäne zu gehen.
Mit 14 Kandidaten war die Staffel gestartet. Besonderes Augenmerk lag von Anfang an auf Laura Müller, der Freundin von Schlagersänger Michael Wendler. Mit die größte Überraschung dürfte für viele die Komikerin Ilka Bessin alias Cindy aus Marzahn gewesen sein, die erst als Fünftplatzierte ausschied - womit sie selbst nie gerechnet hatte. Wegen Lästereien vor allem in Internet über ihr Gewicht, tanzte ihr Partner Erich Klann sogar einmal in einem sogenannten Fatsuit und hielt ein Plädoyer gegen Mobbing und für Toleranz. Sänger Joey Kelly wiederum stieg wegen eines Krankheitsfalls in der Familie aus.
Im Finale treten nun die "DSDS"-Gewinner Luca Hänni (25), die Zirkusartistin Lili Paul-Roncalli (22) und der Profikletterer Moritz Hans (24) an, den RTL-Zuschauer aus der Sendung "Ninja Warrior Germany" kennen könnten. Sie tanzen auf ähnlich hohem Niveau. Und schon beim Halbfinale machte der Juror Joachim Llambi deutlich, dass es bei dem Level auf Kleinigkeiten wie die Handhaltung ankommen wird oder wann das Gewicht auf der Ferse lastet. Auch Gaby Michel vom Deutschen Tanzsportverband spricht von den besten Paarkombinationen dieser Staffel: "Hier werden Tagesform und Tänze über Sieg und Niederlage entscheiden."
Dass die Sendung trotz all der Anti-Pandemie-Maßnahmen weitergeführt wurde, sei allerdings auch "eine Ohrfeige für alle, deren Veranstaltungen abgesagt werden mussten und für alle Vereine und Tanzschulen, die seit nunmehr fast zwei Monaten ihren Betrieb komplett einstellen mussten", so Michel. Die Trainingsbedingungen der RTL-Teilnehmer stünden im krassen Gegensatz zu jenen anderer Tänzer, die mal im Freien, mal in einer Tiefgarage trainierten.
"Andererseits ist "Let's Dance" derzeit das erfolgreichste Tanz-TV-Format und sorgt mit seinen Einschaltquoten dafür, dass unsere Sportart gerade in diesen Zeiten nicht in Vergessenheit gerät", räumt Michel ein. Laut RTL lag die Einschaltquote bei den 14- bis 59-Jährigen mit fast 19 Prozent noch ein Stück über den Werten des Vorjahres. Insgesamt schauten im Schnitt rund 4,7 Millionen Menschen ab drei Jahren die Folgen. Medienwissenschaftlerin Joan Bleicher erklärt: ""Let's Dance" profitiert natürlich von dem Überdruss, den viele gegenüber der dauerhaften und teilweise wenig innovativen Informationsflut mit Sondersendungen empfinden."
So bringt die Show auch ein wenig Ablenkung in Zeiten von Infektionsrisiken und Kurzarbeit. Sei es Gossip über mögliche Techtelmechtel zwischen Hänni und Tanzpartnerin Christina Luft. Oder der Unfall von Paul-Roncalli und Massimo Sinató, die beim Training mit den Köpfen zusammendonnerten. Die immer sehr diszipliniert wirkende Artistin war danach zunächst spürbar verunsichert.
Andere Zuschauer beschäftigte eher ein latenter Sexismus der Sendung, festgemacht etwa an freizügigen Kostümen oder den bekannt scharfzüngigen und durchaus mal chauvinistischen Sprüchen von Llambi. Bleicher findet aber: "Humorvolle Dialoge und Kommentare sind als Comedy Baustein für den Formaterfolg sicherlich sehr wichtig."