Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Erschütternde Wendung im Zürich-Fall Dieser "Tatort" geht an die Substanz
In Zürich ermitteln die Kommissarinnen im Fall zweier getöteter Geschäftsmänner. Je weiter der "Tatort" fortschreitet, desto erschreckender und verworrener wird er.
Eine "Tatort"-Kritik von Maria Bode
"Seilschaft" ist der Titel des neuen Zürich-"Tatorts". Die Ermittlerinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler) kommen innerhalb von zwei Tagen zu zwei Mordschauplätzen. Einen Toten finden sie mit abgetrennten Zehen in seinem Hotelzimmer auf, den anderen birgt ein Wassersuchteam vom Grund des Zürichsees. Wenig später ein dritter Mord an der Leiterin eines Waisenhauses. Der scheint nicht zu den anderen beiden zu passen.
Der erste Tote ist James McDermott (David Chrisman), ein prominenter Moderator aus England. Der Mann ist eine Institution in Großbritannien, gilt als gut vernetzt – bis ins Königshaus gar. Er ist in Zürich, um eine High-Society-Spendengala zu moderieren. Doch jetzt liegt er tot in einem Sessel im Luxushotel, die Zehen abgetrennt und auf der Stirn ein Loch – ihm zugefügt mit einem aus dem Schlachthaus entwendeten Bolzenschussgerät, mit dem Schlachter Tiere betäuben.
Wo McDermotts Zehen sind, ist kurzzeitig unklar. Dann tauchen sie wieder auf: per Post bei Dominic Mercier (Leonardo Nigro), Fondsmanager und Veranstalter des Charity-Events.
Steckt die Mafia hinter den Morden?
Genauso wie der Mord an McDermott deutet auch der an Werner Mathers, CEO von CN Global Versicherung, auf Mafiamachenschaften hin. Ihn versenkte der Täter oder die Täterin an sein Kanu gebunden im Zürichsee. Mathers' Firma ist der Hauptsponsor der von Mercier ausgerichteten Wohltätigkeitsveranstaltung. Der hatte mit beiden Mordopfern nur rein beruflich zu tun, wie er den Ermittlerinnen versichert.
Doch ist dem wirklich so? Grandjean jedenfalls entdeckt ein Geldwäschenetzwerk, in das Merciers Firma verwickelt ist. Ott ermittelt in eine andere Richtung – und bekommt vermehrt geheime Hinweise. Dann ein weiterer Mord: an der Waisenheimleiterin Ursula Schöpfer (Marietta Jemmi). Wie passt dieser zu den anderen beiden? Während sich Grandjean diese Frage noch stellt, ist Ott schon weiter.
Lohnt sich das Einschalten?
Der Züricher "Tatort" ist ein Fall für Fans von verworrenen, schwer zu durchschauenden und komplizierten Fällen. Der Sonntagabendkrimi entwickelt sich unerwartet und erschreckend, behandelt ein schmerzhaftes, erschütterndes Thema. Besonders Tessa Ott gehen die Ermittlungen persönlich nahe.
Es gilt ganz genau aufzupassen, sich einfach mal nicht vom ständigen Blick aufs Handy ablenken zu lassen. Viele verschiedene Figuren und Firmennamen fallen, was schnell verwirrend sein kann. Ausschlaggebend für den Fall sind auch die Szenen ohne Dialoge. Positiv hervorzuheben ist neben der Story das stark besetzte Ensemble, das den schweren Stoff überzeugend rüberbringt.
Der "Tatort: Seilschaften" läuft am 30. April um 20.15 Uhr im Ersten, ist ab dann auch in der Mediathek verfügbar.
- ARD: "Tatort: Seilschaft" vom 30. April 2023