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Warum "Der Bachelor" diesmal so gar nicht peinlich ist


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Warum "Der Bachelor" diesmal so gar nicht peinlich ist

MeinungEine Kolumne von Janna Halbroth

20.01.2021Lesedauer: 4 Min.
"Der Bachelor": Sowohl die Kandidatinnen als auch der Rosenverteiler überraschen in der neuen Staffel.Vergrößern des Bildes
"Der Bachelor": Sowohl die Kandidatinnen als auch der Rosenverteiler überraschen in der neuen Staffel. (Quelle: TVNOW)

"Der Bachelor" feiert Volljährigkeit. Also nicht der Rosenverteiler himself, aber das allseits beliebte RTL-Format. Wäre es ein Mensch, dürfte es jetzt offiziell saufen, sausen und natürlich wählen. Aber für welche Zukunft wird es sich entscheiden?

Niko Griesert ist der neue Herzensbrecher, Dornenentferner und Blumenverteiler. "Ich bin sehr froh, der erste Bachelor in Deutschland zu sein", stellt sich der Oberbürgermeistersohn aus Osnabrück vor. Wie jetzt? Es gab doch schon etliche Bachelors, da waren der Schwanenprügler, das Ohrfeigengesicht, der Knutschelor, der Lispelor und und und. Aber Niko meint das doch ganz anders. Betonung ist alles. Er ist froh, der erste Bachelor IN Deutschland zu sein. Während die anderen in Florida, Südafrika oder Mexiko ein Leben wie Gott in Frankreich führten, muss Niko seinen Harem in Deutschland zufriedenstellen. Coronabedingt.

Aber das passt zu dem IT-Projektmanager, immerhin kommt er aus Osnabrück. Die niedliche Stadt in Niedersachsen wird von Studenten lieber Osnabrooklyn genannt, weil es dort mindestens genauso cool ist wie in dem New Yorker Stadtteil. Manche sagen auch Osna, um Zeit zu sparen, denn in der 165.000-Einwohner-Metropole ist immer was los. Fans vom SV Meppen oder anderen rivalisierenden Fußballvereinen sagen anerkennungsvoll Osnadreck oder lilaweiße Osnabrücker Sch***e. Egal also ob Oldenburg oder Saarbrücken, Hauptsache Osnabrück.

Von Amarula bis Martini bis Limousine

Niko ist jedenfalls Bodenständigkeit gewöhnt und so ist er auch der perfekte Kandidat, um die Volljährigkeit des Formats zu feiern. Es hat immerhin auch nur so lange gedauert, wie ein menschliches Wesen zum Erwachsenwerden braucht, bis endlich einer wie Niko daherkommt. Vor 18 Jahren startete die erste Staffel von "Der Bachelor". Wäre die Sendung ein Mensch, dürfte der nun Alkohol trinken. Er, der Mensch, würde sich genüsslich Amarula bis zum Armageddon einverleiben. Dann irgendwann würde er auf Martini umschwenken. Aus bauchigen Gläsern mit viel Eis statt aus bauchigen Bauchnabeln würde er sich einen schönen Schwips ansüffeln. Längst hat er schließlich gemerkt, dass der braune Elefantenlikör gar nicht gut für ihn ist.

Der Mensch würde natürlich auch Autofahren. Mit einer Stretchlimo würde er eitel umherdüsen, bis er irgendwann einen umweltverschmutzenden SUV viel cooler findet. Denn immerhin ist er jetzt erwachsen. Ein bisschen erwachsener kommt das RTL-Format wirklich daher. Einige der Frauen sind tatsächlich annähernd so alt wie Niko, also um die 30.

Niko scheint tatsächlich eine Frau und kein Mädchen zu suchen. Für Zuschauer, die ebenfalls die Volljährigkeit erreicht und das Format in dessen Leben schon ein wenig begleitet haben, ist das ganz erheiternd. Fast ist man überrascht, dass schon in der ersten Folge Gespräche stattfinden, dass es eine Kandidatin gibt, die sich kulturelles Interesse von ihrem Partner wünscht, dass es Kandidatinnen gibt, die nach dem ersten Aufeinandertreffen mehr zu sagen haben als: "Der ist voll hübsch!" Na ja, wenn wir ehrlich sind, dass es Kandidatinnen gibt, die überhaupt etwas zu sagen haben.

Aber auch Niko ist eben der erwachsen gewordene Bachelor. "Ich bin ihr dankbar, dass sie so eine coole Frau ist", sagt er über eine Bewerberin, die beim Kennenlernen mit ihm nicht wie ein gackerndes Huhn von einem Bein auf das andere wippt, sondern lässig das Zepter in die Hand nimmt, um ihm die Nervosität zu nehmen. Eine andere berichtet von ihren Erfahrungen als Kickboxerin. Niko findet es im wahrsten Sinne des Wortes stark, wenn sich "eine Frau selbst verteidigen kann". Keine Angst vor starken Frauen – in seiner Spezies als Bachelor ist Niko damit ein Sonderling.

Wo haben sie den denn ausgegraben?

"Was für ein toller Mann. Wo haben die dich ausgegraben?", fragt eine der Frauen nach dem ersten längeren Gespräch mit dem Bachelor und man fragt sich das selbst vielleicht auch ein bisschen. Während man sonst die Hände über dem Kopf zusammenschlug und sich fragte, wo um Himmels willen RTL nur solche Menschen findet, sind der Bachelor und seine Frauen in diesem Jahr wahrhaftig gar nicht so peinlich. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Denn schon die Vorstellungssequenz der Kandidatinnen lässt wieder so einige Fragen offen. Weil in diesem Jahr eben nicht am Strand von Florida, sondern in Good Old Germany gedreht wird, können sich die Bewerberinnen leider nicht im Bikini präsentieren. Stattdessen tragen sie zu ihren Kleidchen ulkige Winteraccessoires, wie übertriebene Fellmützen, pfiffige Regenmäntel, süße Ohrenschützer oder durchsichtige Regenmäntel. Es wirkt, als hätte man ihnen eine jener Verkleidungsboxen vor die Pumps gestellt, die auf Partys gerne in der Nähe von lustigen Fotostationen aufgebaut werden, damit man sich dann die stundenlang zurechtgezuppelte Frisur mit einer albernen Perücke wieder verwüsten kann. Für Pressefotos posieren die Damen sogar mit Bikinis vor hochwertiger Alpenkulisse. Das Ergebnis sehen Sie hier.

Nicht die einzige Peinlichkeit, die die Zukunft des erwachsengewordenen Formats ungewiss aussehen lässt. "Ich schmecke Namen", erklärt eine der Kandidatinnen. In echter "Sixth Sense"-Manier guckt sie dabei gruselig mit großen Augen um die Ecke. "Albert ist nicht lecker", bestätigt sie kopfschüttelnd und "Thomas schmeckt zwischen den Zähnen nach Erdnuss". Ob das nun gut oder schlecht ist? Schwer zu sagen, lässt sich in den kommenden acht Folgen aber bestimmt herauskriegen.

Verwendete Quellen
  • RTL: "Der Bachelor" vom 20. Januar 2021
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