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Zukunft des Fernsehens: Ruhe in Frieden, TV – wir werden dich nicht vermissen!


Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Zukunft des Fernsehen
Ruhe in Frieden, TV – wir werden dich nicht vermissen!

  • Steven Sowa
Pro & KontraVon Steven Sowa und Anna Aridzanjan

Aktualisiert am 21.11.2019Lesedauer: 2 Min.
Weltfernsehtag: Stirbt das klassische Fernsehen aus?Vergrößern des Bildes
Weltfernsehtag: Stirbt das klassische Fernsehen aus? (Quelle: imago-images-bilder)
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Immer mehr Menschen schauen Serien bei Netflix, nicht bei RTL oder ZDF. Bei jungen Leuten sind YouTube-Stars berühmter als TV-Moderatoren. Stirbt das klassische Fernsehen aus?

"Wetten, dass … !?", "Der große Preis" oder "Verstehen Sie Spaß?" sorgten in den Siebziger- und Achtzigerjahren am Samstagabend für leere Straßen in Deutschland. Die großen TV-Sendungen waren ein Massenphänomen, wie es heute nicht mehr existiert. So jedenfalls lautet eine weit verbreitete Annahme über das klassische Fernsehen.

Das TV sei längst klinisch tot, nur eine Frage der Zeit, bis es von der Bildfläche verschwindet, heißt es oft. Studien aus den vergangenen Jahren und Jahrzehnten belegen das nur bedingt: Immer noch schauen die Deutschen im Alter von drei Jahren aufwärts täglich drei Stunden und 35 Minuten lang fern.

Fernsehen steht unter Druck

Laut einer Analyse der AGF Videoforschung verbringen auch die "jungen Leute" im Alter von 14 bis 49 Jahren trotz vieler alternativer Videoangebote noch zwei Stunden und 22 Minuten am Tag vor dem TV-Bildschirm. Live-Sport und Krimis stehen in Deutschland ganz oben auf der Beliebtheitsskala.


Und dennoch: Das klassische Fernsehen steht unter Druck. Video-Streamingdienste wie Netflix gehören mittlerweile für 37 Prozent der deutschen Bevölkerung zum Alltag. Videoplattformen wie YouTube werden von 81 Prozent der jungen Menschen genutzt, auf Streamingdiensten tummeln sich laut Daten von Statista 73 Prozent. Hat das Fernsehen also noch eine Zukunft? Diese Frage diskutieren die t-online.de-Redakteure Steven Sowa und Anna Aridzanjan.

Pro
Steven Sowa
Steven SowaStellvertretender Unterhaltungschef

Das Fernsehen ist tot – lang lebe das Fernsehen

Es gibt immer mehr Streamingdienste, die angeblich alle die Zukunft sind, doch Netflix, Amazon, Disney, Maxdome, HBO Max und wie sie alle heißen, haben nur eines gemeinsam: Man muss sie jeweils einzeln gegen Aufpreis buchen und sie beinhalten nur ein jeweils beschränktes Angebot. Da war das Fernsehen schon innovativer.

Als 2018 in Großbritannien die Serie "Bodyguard" über zehn Millionen Menschen vor den Fernseher lockte und damit zur erfolgreichsten britischen TV-Serie der vergangenen zwei Jahrzehnte wurde, war das kein Verdienst eines neuen Mediums – die BBC hatte den Straßenfeger ausgestrahlt. Als im Mai 2019 eine Serie die WG-Partys der Welt mit Gesprächsstoff versorgte, war sie nicht einem neuen VoD-Portal entsprungen, sondern dem US-Fernsehsender HBO: Bei "Game of Thrones" haben Millionen Menschen rund um den Globus mitgefiebert, größtenteils zeitgleich, in der Angst sonst am nächsten Tag bereits als gestrig zu gelten.

Netflix wird zwar ständig zum Nonplusultra-TV hochgejazzt, sitzt aber auf einem riesigen Schuldenberg – das Orakel vom Tod des Fernsehens ist so alt wie das Internet, doch gestorben ist bisher nur myVideo.

Natürlich ist das Fernsehen im Wandel, Mediatheken und Online-Clips gab es in den Glanzzeiten des linearen Entertainments noch nicht, aber schlechter wird das TV dadurch nicht. Es wird flexibler, offener und bietet dabei Zehntausenden einen guten Job – allein für die ARD arbeiten über 20.000 Festangestellte. Sie produzieren mit der "Tagesschau" Deutschlands meistgesehene Nachrichtensendung, für den "Tatort" werden Kneipenabende veranstaltet. Ganz zu schweigen vom Live-TV: Oder wo schauen Sie die EM 2020? Genau, im Fernsehen.

Kontra
Anna Aridzanjan

RIP Fernsehen – wir werden dich nicht vermissen

Wir haben uns heute hier versammelt, um Abschied zu nehmen. Abschied vom linearen Fernsehen. Ja, das Fernsehen hatte seine Glanzmomente. "Wetten, dass..?" als Lagerfeuer-Event für die ganze Familie: Die Kinder frisch gebadet, auf dem Couchtisch stehen Erdnussflips, Gummibärchen und Kakao. Feste Programme in gedruckten Fernsehzeitschriften, bunte Spalten, erinnern Sie sich? Das ist vorbei.

Das Fernsehen ist tot, denn das Internet hat es getötet. Und das ist auch gut so. Lineares Fernsehen war immer ein Angebot mit nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich schaue jetzt das, was gerade läuft – oder nicht. Das Internet hat aus diesem eingeschränkten Angebot ein großes Universum an Wahlfreiheiten gemacht: Videoplattformen wie YouTube, Mediatheken von öffentlichen und privaten TV-Sendern, Streaminganbieter wie Netflix oder Amazon Prime ...

All das befriedigt genau die Bedürfnisse unserer modernen Gesellschaft: Wir wollen nicht länger unseren Tag nach Sendezeiten unserer Lieblingsshows ausrichten. Dafür schauen wir, was wir wollen, wann wir wollen, wo wir wollen. Dieser Trend wurde in verschiedenen Untersuchungen belegt, zuletzt durch die Studie "Quo Vadis, deutsche Medien?".

Die Erkenntnis: Zuschauer investieren bereits heute nur noch die Hälfte der Sehzeit in traditionelles, lineares Fernsehen. Internet-TV ist auf dem Vormarsch, die Glotze siecht dahin. Wir nehmen Abschied vom Fernsehen und geleiten es zu seiner letzten Ruhestätte.

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