TV-Tipp Keine feinen "Die Diplomatin" in der ARD
Berlin (dpa) - Ein erstaunlicher Mix aus Shows und Quizsendungen, Filmkomödien und Krimis ist am Samstagabend um 20.15 Uhr im Ersten abwechselnd zu bestaunen. Jetzt ist mal wieder ein Kriminalfall dran. Diese Woche hat der Sender die vierte Episode aus der Reihe "Die Diplomatin" im Programm. Sie trägt den Titel "Böses Spiel".
Die jungen deutschen Touristinnen Vanessa und Lydia werden in Prag vom 18-jährigen Philippe (Johannes Meister) angesprochen. Der junge Mann bewirtet sie in der Villa seiner abwesenden Eltern mit Champagner - bis noch einige seiner Freunde dazukommen. Lydia geht, doch Vanessa wird misshandelt und liegt später bewusstlos im Krankenhaus.
Kommissar Jan Horava (Alexander Beyer) vermutet, endlich einer Clique junger Männer auf der Spur zu sein, die bereits mehrere Frauen vergewaltigt hat. Er nimmt Philippe in der Schule fest. Da er als Sohn des französischen Botschafters Beaumont (Jean-Yves Berteloot) diplomatische Immunität genießt, muss Horava ihn laufen lassen. Die deutsche Botschafterin Karla Lorenz (Natalia Wörner) ist indes mit Margo Beaumont (Jeanne Tremsal) befreundet und im Grunde befangen.
Natalia Wörner (50, "Unter anderen Umständen") überzeugt hier mit leisem Spiel und zeigt in diesem kniffligen Fall deutlich mehr Feingefühl und diplomatische Zurückhaltung als bislang. Was Frau Botschafterin nicht daran hindert, selbst Ermittlungen anzustellen, und das recht diskret und mit gewisser Würde.
Im Presseheft erklärt Wörner zu ihrer Rolle: "Karla ist eben nicht von Anfang an objektiv, sondern eher subjektiv - intuitiv, was man natürlich nachvollziehen kann, da sie den Verdächtigen seit vielen Jahren kennt, ihn hat aufwachsen sehen. Sie erlangt Objektivität im Laufe der Filmhandlung. Sie muss sie sich gewissermaßen erarbeiten und tut dies relativ zielsicher, um nicht zu sagen, diszipliniert."
Diese Disziplin verlässt sie allerdings, als sie zunehmend Gefallen am Kommissar findet. Andererseits schreckt sie auch nicht davor zurück, das Zerbrechen von Freundschaften in Kauf zu nehmen - insbesondere dann, als herauskommt, dass es um häusliche Gewalt geht.
Auch mit ihrer Tante (Maren Kroymann), die vor ihr Botschafterin in der tschechischen Hauptstadt war und jetzt Staatsministerin im Auswärtigen Amt in Berlin ist, überwirft sie sich. Zum Glück versteht sie sich gut mit ihrem Assistenten Nikolaus Tanz (Jannik Schümann), der entscheidend zur Lösung des Falles beiträgt.
Das Palais Lobkowitz ist ein stattliches Gebäude auf der Prager Kleinseite und seit 1974 der Sitz der Deutschen Botschaft in Prag. Regisseur Roland Suso Richter (58, "Der Zürich-Krimi") durfte darin drehen und setzt die Räumlichkeiten sehr anschaulich in Szene. Was auch für andere Plätze in seinem Film gilt, die von Kameramann Max Knauer atmosphärisch gelungen eingefangen werden. Das Ende des Filmes zeigt - nach diversen nicht immer logischen Hakenschlägen - den völligen Zerfall einer bislang vermeintlich gut situierten Familie. Da bleibt von den ach so feinen Kreisen nichts mehr übrig.