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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Fünf Chefinnen in 17 Jahren Dorfpolizist Horst Krause nimmt leise Abschied vom "Polizeiruf 110"
Am Ende sitzt er - wie so oft - auf seinem Motorrad. Auf dem Kopf die Halbschale. Im Beiwagen sein Hund. "Soll'n wir uns das antun?", fragt Polizeihauptmeister Horst Krause seinen vierbeinigen Begleiter und meint die Abschiedsparty zu seinen Ehren. Die Antwort gibt er sich gleich selbst: "Nee."
Es ist ein leises und unspektakuläres Ende nach 17 Dienstjahren, 26 Fällen und fünf Chefinnen. Doch Horst Krause wäre nicht Horst Krause, hätte er einen Knall als Ausstand gewählt. Seit 1998 mimte der Schauspieler den beleibten wie beliebten Dorfpolizisten. Authentisch und überzeugend. Er war der Fels in der brandenburgischen Landschaft, die Kontinuität in jedem Krimi. Ganoven und Kollegen kamen und gingen: Krause blieb. Dass er jetzt im Alter von 73 Jahren die Polizistenrolle an den Nagel hängt, ist genauso realistisch wie der Filmcharakter Krause es stets war. Man kann durchaus von einer "Polizeiruf"-Institution sprechen, die am 10. Mai 2015 mit dem Film namens "Ikarus" in Würde abtritt.
Warum heißt Horst Krause Horst Krause?
Krause selbst sieht das wohl ähnlich, auch wenn es der bescheidene Mime so nie sagen würde. "Mit Polizeihauptmeister Horst Krause habe ich meine Lebensrolle gefunden. Was auch kommen mag, da wird wohl nichts drüber gehen", beschrieb er seine Rolle in einem Interview mit der "B.Z.".
Erfunden und benannt wurde die Figur vom Regisseur Bernd Böhlich, der mehrere Brandenburger "Polizeirufe" drehte. "Ich habe ihn mal gefragt, warum der Polizist so heißt wie ich selber, da hat er geantwortet 'Du siehst aus wie Krause, und der Polizist sieht auch aus wie Krause - warum sollen wir da den Namen ändern?'", erklärte der Schauspieler dem "Kurier am Sonntag".
Ein Polizist und fünf Chefinnen
Seinen ersten Auftritt im "Polizeiruf 110" aus Brandenburg hatte der 1941 in der Nähe von Gdansk geborene Krause schon 1996. Schon damals als Dorfpolizist, allerdings noch als "Herbert" und ohne Nachnamen. Am 4. Januar 1998 gab Horst Krause dann als gleichnamiger Polizeihauptmeister seinen Einstand. Seine Vorgesetzte war Katrin Sass als Kommissarin Tanja Voigt. Für sie war die Folge "Das Wunder von Wustermark" aber der letzte Fall. Vier weitere Chefinnen, inklusive einer Schwangerschaftsvertretung, sollten folgen. Ein Unikum im deutschen TV-Krimi.
Auf Katrin Sass folgte 1999 Jutta Hoffmann als Kommissarin Wanda Rosenbaum. Viermal ermittelte Krause an ihrer Seite, bis die Kommissarin im Jahr 2002 erschossen wurde und er mit Imogen Kogge als Johanna Herz seine dritte Chefin bekam. Diese Zusammenarbeit währte acht Jahre und zwölf Krimis.
Mit Maria Simon als Kommissarin Olga Lenski trat 2011 dann eine deutlich jüngere Vorgesetzte ihren Dienst in Krauses Revier an. Als die damals 33-Jährige wegen ihrer Schwangerschaft eine Folge pausieren musste, vertrat sie Sophie Rois - Chefin Nummer fünf.
Ermittler mit Humor, Herz und Bauch
Des Lobes voll sind alle seine ehemaligen Vorgesetzten und Kolleginnen. Wenn sie nicht erschossen worden wäre, so Jutta Hoffman in Anspielung auf ihren Filmtod, könnten Kommissarin Wanda Rosenbaum und Horst Krause jetzt vergnügt auf der Rentnerbank sitzen und Goldene Hochzeit feiern. Und Maria Simon sagt: "Mit ihm kann man hervorragend lachen und sich auch gut fetzen. Ich wusste, Horst und ich würden gut klarkommen."
Dass der Charakter des mit Humor, Herz und Bauch ermittelnden Polizisten in 17 Jahren "Polizeiruf" nicht verfälscht wird, dafür sorgte der schwergewichtige Mime selbst. "Die Drehbuchautoren sind leider verschiedene, so dass ich bei jedem neuen 'Polizeiruf' dafür Sorge trage, dass Polizeihauptmeister Krause auch der Polizeihauptmeister Krause bleibt." Gemeinsamkeit und Unterschied zwischen dem Schauspieler und dem Privatmann Horst Krause beschreibt der 73-Jährige so: "Der eine Krause hat eine Uniform, der andere nicht. Beide wiegen 150 Kilo." Wünschen wir dem Krause ohne Uniform noch viele erfolgreiche Jahre. Oder um es mit seinen eigenen Worten aus seinem letzten "Polizeiruf 110: Ikarus" zu sagen: "Ich kann 120 werden, wenn ich nicht vorher sterbe."