Neue ARD-Serie "Vorstadtweiber" "Desperate Housewives" made in Wien
Die 2004 gestartete Hausfrauenserie "Desperate Housewives" war weltweit ein Riesenerfolg. Nun, mehr als ein Jahrzehnt später, gibt es eine österreichische Antwort auf das Format. Ab dem 5. Mai um 20.15 Uhr sind die "Vorstadtweiber" auch im deutschen TV zu sehen. Korruption, Erpressung, Manipulation, Intrigen, Lug und Trug und eine Menge Leichen im Keller - das sind die Grundthema dieser Serie.
Die Reihe, die die "bessere Gesellschaft" der Wiener Nobelbezirke persifliert, war bei unseren Nachbarn ein Straßenfeger, die zweite Staffel wird bereits gedreht. Hierzulande sind jedoch zunächst einmal die zehn Folgen der ersten Staffel zu sehen.
Hier treibt es fast jeder mit jedem
Die scheue Maria (Gertie Drassl) hat ziemlich viel Stress mit ihrer grantelnden Schwiegermutter Anna (Gertrud Roll), die noch immer der freien Liebe nachtrauert und nicht mehr so recht weiß, wer der Vater ihres geizigen Sohns Georg (Juergen Maurer) ist. Der hat unterdessen eine Affäre - mit dem Verkehrsminister Joachim Schnitzler (Philipp Hochmair), während sich Gattin Maria einen Callboy angelt.
Derweil schläft Simon (Johannes Nussbaum), der 17-jährige Sohn von Maria und Georg, mit seiner Nachhilfelehrerin Waltraud (Maria Köstlicher). Ihr Mann Josef (Simon Schwarz) hat ein Verhältnis mit Nicoletta (Nina Proll), deren Modeboutique ausgeraubt wird - woraufhin sie von ihrem schwulen Freund Francesco (Xaver Hutter) mit Hehlerware versorgt wird.
Daneben gibt es noch Hadrian (Bernhard Schir), der von seiner jüngeren Gattin Caroline (Martina Ebm) mit seinem besten Freund Bertram (Lucas Gregorowicz) hintergangen wird. Die einzige der "Vorstadtweiber", die sich nicht durch die Betten "schnackselt", ist Sabine (Adina Vetter).
Verschachtelt und verworren
Kurzum: Irgendwie treibt es hier nahezu jeder mit jedem, und jeder wird irgendwie hintergangen. Das ganze Beziehungsgeflecht ist komplett unüberschaubar und macht die verschachtelte Geschichte ziemlich verworren, zumal noch ein politischer Skandal um einen Autobahnerweiterungsbau (der im Wiener Waldviertel tatsächlich geplant ist) und damit zusammenhängende Grundstückskäufe hinzukommt, in den ebenfalls irgendwie alle verstrickt sind.
Tiefgründiger als "Desperate Housewives"
Es gibt teilweise recht deftige Sexszenen, und die Dialoge von Autor Uli Brée ("Paul Kemp") sind sehr pointiert und treffen oftmals voll ins Schwarze. Da entpuppt sich so manches Kompliment in Wahrheit als übler Schlag. Von Arbeit halten die Wiener Damen zwar nicht viel, von einem prallen Sexleben hingegen schon. Das Ganze ist nicht so raffiniert und wendungsreich wie "Desperate Housewives", dafür aber tiefgründiger, komplexer und realistischer.
Die ARD startet die unterhaltsame, teils böse Serie mit einer Doppelfolge, wie es der ORF auch gemacht hat; die weiteren acht Folgen laufen dann allerdings wöchentlich. Das mag manchen Zuschauer stören, denn die aufbauende Erzählweise und die komplexen Handlungsstränge erfordern im Gegensatz zu abgeschlossenen Episoden schon ein gewisses Dranbleiben.
Nicht nur deshalb bleibt abzuwarten, ob die durchtriebenen "Vorstadtweiber" die deutschen Zuschauer ebenso fesseln werden wie unsere österreichischen Nachbarn. Eine Abwechslung zur Nonnenserie "Um Himmels Willen", die bis vergangenen Dienstag auf dem Sendeplatz lief, bildet die Reihe indessen allemal.